Thema:
Re:Terranigma (SNES) flat
Autor: strid3r
Datum:27.07.22 14:57
Antwort auf:Re:Terranigma (SNES) von DJS

>>Wie würdest du in der Hinsicht eigentlich die zwei Vorgänger bewerten? Soul Blader habe ich vor Ewigkeiten gespielt und habe es als relativ simpel aber gut in Erinnerung. Womöglich würde ich das aus heutiger Sicht auch anders sehen...
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>Hab das vor 1-2 Monaten nochmal durchgespielt (das erste Durchspielen liegt knapp 30 Jahre zurück) und ja, es ist relativ simpel, hat mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht.
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>Die Actionsequenzen sind sehr linear und auch ziemlich monoton, man läuft von A nach B und macht alle Monster platt damit in der Oberwelt neue Charaktere erscheinen. Nach den Fights löst man dann (zum Teil ganz nette) Rätsel, dann wird weiter gekämpft usw. Dadurch, dass sich die zwei Spielphasen immer abwechseln, wird das Spiel imo aber nicht langweilig.


Genau das habe ich wiederum beim letzten Mal eher gegenteilig empfunden. Es nervt imo sogar, regelmäßig diese Unterbrechungen samt dann öfter auch mal nötigem Backtracking zu haben. Man hat's zwar versucht, durch Teleport und Shortcuts zu entschärfen, ich fand es aber trotzdem oft lästig, immer wieder aus dem Dungeon raus zu müssen, um über das Dorf und Gelaber neue Wege zu eröffnen.
Die Monotonie "entfaltet" auch trotzdem ihre volle Wirkung. ;) Ich finde Soul Blazer/Blader immer noch sehr nett, auch weil es so einen richtigen early SFC-Charme hat (sehr schön klassisch gepixelt mitsamt allem an Effekten und grafischen Eigenheiten, die man mit der Hardware verbindet) und das Gameplay in seiner Simplizität gut umgesetzt ist, aber mir geht da eigentlich immer nach ein, zwei Stunden die Puste aus und dann braucht es erstmal eine Pause. Einfach weil es eben sehr eintönig ist. Allerdings sind die Dungeons auch meistens genau für diese Spieldauer ausgelegt.

>Und paar optionale Rätsel sind richtig hart, es hat mich (kein Witz) 30 Jahre lang gewurmt, dass ich damals nicht alles lösen konnte und jetzt dank Internet kann ich wieder ruhig schlafen. :)
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>Sehr ungewohnt ist übrigens, dass man die Spielfigur nicht diagonal steuern kann. Wirkt anfangs schon SEHR oldschoolig, aber man gewöhnt sich dran.


Der Sidestep, der dem trotzdem eine etwas modernere Note gibt und die Tatsache, dass der seitliche Außenbereich des Schlags sehr effektiv und lange aktiv ist, gleichen die Vier-Wege-Steuerung allerdings gut aus. Man nähert sich den Gegnern irgendwann eigentlich fast nur noch via Sidestep.^^ Das Movement der Gegner (Hitstun bei Treffern) und die Patterns bei den Bossen sind auch gut auf die eigenen Möglichkeiten abgestimmt, weshalb das insgesamt passt würde ich sagen. Lediglich die Tatsache, dass Richtungskorrekturen etwas verzögert erfolgen, weil der Sidestep nach Loslassen des Buttons noch eine Weile aktiv ist, stört etwas.

Zu Schlomos Frage: Oldschoolig und simpel trifft es ganz gut im Falle von SB. Deshalb in Sachen Combat auch näher an Zelda, als an Tenchi. Das Spiel geht sehr in Richtung Dungeon Explorer für die PCE - welches ja wiederum von Gauntlet inspiriert war. Auch wegen der Nester, aus denen die Gegner in regelmäßigen Abständen ploppen (was wegen der Wartezeiten nebenbei manchmal was nerven kann) und dieses Dungeon Crawler-Ablaufs, bei dem ganz klar der Fokus liegt. Die von DJS erwähnten "Puzzle" sind eigentlich auch weniger Puzzle, als eher Skripte, die man mit entsprechenden Items oder via befreiter NPCs triggern muss - oder noch banaler kann es sich auch einfach mal um versteckte Gegenstände handeln, die man nur über Hinweise lokalisieren kann und wo man dann z. B. auf einem vermeintlich freien Feld den Action-Button mashen muss oder dergleichen.
Imo insgesamt immer noch ein gutes und durchaus spaßiges da kompaktes Spiel, aber weniger RPG als (etwas monotones) Hack'n Slay mit sympathischer Aufmachung samt besagtem 1st-Gen-SFC-Charme und Szenario, dessen simple Handlung als Aufhänger genau passt und nicht zu viel Zeug zusammenwirft wie bei…

…Illusion of Time/Gaia bzw. Gaia Gensouki der Fall. Das wiederum habe ich erst letztes Jahr nochmal durchgespielt - zum ersten Mal seit damals. War eher ernüchternd und ist für mich wirklich so ein holpriger Zwischenschritt zwischen SB und TS.
Es hat weder diesen Oldschool-Charme und wohldosierten Hack'n Slay-/Dungeon Crawler-Fokus eines SB, noch kann es beim Gameplay mit einem ähnlich gut ausgearbeiteten System und modernen Kontrollgefühl wie TS aufwarten. In letzterem Punkt ist GG zwar etwas weiter als SB (man kann rennen und blocken und hat Charaktere mit unterschiedlichen Skills, die aber meistens nur für Traversal gebraucht werden), bleibt aber trotzdem recht simpel und monoton.
Auch bei der Handlung ist es weder so angenehm zurückgenommen wie SB, noch so stringent und interessant wie ein Tenchi. Gibt auch bei Gaia natürlich viele der Ansätze, die die Reihe auszeichnen, aber ingesamt wirkt das alles teils sehr wirr, simpel und ohne Fokus, gerade wenn es um wichtige Charakterentwicklungen oder Storywendungen geht. Es wirkt immer so, als würden Präsentation/Medium hier irgendeiner Vorlage nicht gerecht werden und vieles wird dann sehr abrupt und knapp abgefrühstückt, während die ganze Handlung mit ihren diversen Elementen ein bisschen wie Kraut und Rüben wirkt. Die berühmten Schauplätze sind imo sehr willkürlich eingesetzt und der Realo- bzw. Geschichtsaspekt ist nicht so gekonnt mit den (nicht selten etwas zu albernen) fiktiven Elementen verwoben, wie man es aus Tenchi kennt. Tonal ist es all over the place.
Bei den Dungeons bzw. Actionabschnitten wiederum hat man dann gefühlt teils noch mehr Monotonie, als selbst in SB, was nicht selten an der recht nervigen da verwirrenden Struktur liegen dürfte, während die Kämpfe gleichzeitig trotzdem sehr schlicht bleiben. Gibt hier zwar immerhin keine Unterbrechungen, allerdings fühlen sich viele Dungeons einfach deutlich zu lang an und sind grafisch an vielen Stellen so austauschbar und ohne visuelle Abwechslung (auch hierbei ist selbst Sould Blader viel besser btw.), dass man sich mal gerne verläuft mangels Karte. Auch Progress-Trigger sind oft nervig versteckt.
Grafisch liegt es btw. ebenfalls irgendwo dazwischen. Hat weder diesen Oldschool-Charme eines SB, noch ist es so gekonnt und aufwändig gepixelt, wie spätere SFC-Spiele, zu denen ich auch TS zählen würde. Die NPC- und Charaktersprites fand ich oft geradezu hässlich.

TLDR: Gaia kann man imo heute getrost ignorieren und verpasst da nichts Relevantes. SB wiederum bleibt ein nettes da simples und weitestgehend fokussiertes Hack'n Slay, welches perfekt ist für kurze Sessions zwischendurch, gerade auch, wenn einem nach einem kleinen SFC-Nostalgieschub ist.


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