Thema:
Re:Da machst Du es Dir etwas zu einfach flat
Autor: heffer
Datum:10.01.21 23:19
Antwort auf:Re:Da machst Du es Dir etwas zu einfach von membran

>>>und weil viele das Spiel hart abfeiern muss es halt eine Fraktion geben, die penetrant Probleme suchen und finden.
>>
>>Ne, also TLOU 2 wurde hier und auch generell in vielen Foren vor allem wegen einigen Mängeln in der Story kritisiert.
>
>Da wurde aber imho gerne mit zweierlei Maß gemessen. Mal abgesehen davon, dass die Kontroverse weit über "Mängel in der Story" hinausging, wenn das mangelhaft gewesen sein soll, wie sollte man denn angesichts TLOU2s Inszenierung, Tragweite und schierer Handwerkskunst den Großteil des restlichen Videospielstory-Mülls bewerten? So viele Spiele, die eine ähnliche Cutscene-Schiene fahren, wirken auf mich dahingehend nach TLOU2 geradezu schmerzhaft altbacken. Natürlich hat TLOU2 seine Schwächen und man kann kritisieren und nitpicken. Das kann mit allem. Aber in Relation gesehen?



Gab gerade in dieser Generation jede Menge guter Videospielstorys, die Creme de la Creme kommt nur weniger "filmartig" als TLOU2 daher. Es gibt zum einen beeinflussbare Handlungen (Witcher 3, insb. der Hearts of Stone-DLC regiert, Red Dead Redemption 2 war alles in allem sehr gelungen, Detroid: Become Human ist sicherlich kein Müll und Cyberpunk versagt zwar gerade beim multiple choice-Aspekt, ist aber ansonsten im telling große Klasse). Zum anderen sind da experimentelle Ansätze wie zB Inside, bei dem Gameplay und Story eine Einheit bilden. Oder Last Guardian, das zwar noch Filmsequenzen hat, den Kern der Geschichte - die Beziehung zwischen Hauptchar und Trico - durch das Gameplay vermittelt. Es gibt Gone Home, bei dem die Story ohne jede Cutscene nur über auffindbare Schriftstücke erzählt wird. What remains of Edith Finch, das quasi in jeder Episode eine neue Art von Storytelling einführt. God of War, das seine Geschichte fast ohne Schnitte und mit nahtlosen Übergängen zu den spielbaren Abschnitten erzählt. Wolfenstein: New Colossus, das massig brillant-bizarre Filmsequenzen hat (und eigentlich nicht in die Aufzählung passt, aber ich will erwähnen, wie gut die Story ist).

Die sind alle nicht wirklich vergleichbar mit TLOU2, eben weil entweder beeinflussbar oder experimentell oder zumindest ganz anderer Tonfall. Aber die sind mit Sicherheit kein Müll, schon gar nicht altbacken (eher könnte man die Frage aufwerfen, ob ein Spiel, das seine Story lediglich über eine Aneinanderreihung von Filmsequenzen erzählt, noch zeitgemäß ist - ich finde schon, aber die Frage kann man stellen). Storytechnisch kann ich mich über Spiele der letzten Jahre wirklich nicht beschweren; da schwächeln Serien, zumindest der Kram auf Netflix und Amazon, mE deutlich mehr.


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