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Re:Cyberpunk 2077 — 4 the Luo Clan! flat
Autor: spinatihero
Datum:28.12.20 19:08
Antwort auf:Re:Cyberpunk 2077 — 4 the Luo Clan! von JPS

>Selbst dann macht es noch Spaß die Systeme zu durchschauen. Das eigenständige Erschließen von Zusammenhängen und Details der Spielmechaniken ist IMO für ein Open World Spiel ein extrem guter Motivations-Faktor, der auch schon BOTW und Death Stranding enorm geholfen hat über eine lange Zeit motivierend zu bleiben.

Es macht Spaß etwas zu durchschauen, obwohl es dann vom Gameplay völlig sinnlos ist? What? Was redest Du da? Das hat auch nichts mit Motivation zu tun, wenn ich etwas mache bzw level, was überhaupt keinen Unterschied im Game mit sich bringt. Inwiefern passen da denn BotW oder Death Stranding rein? Alles was ich in BotW mache bringt mir doch eine Belohnung, entweder in Form von Stats, besserer Ausrüstung oder Material um die zu verbessern. Zu Death Stranding kann ich kaum was sagen, da ich es relativ früh beendet habe, weil es nicht mein Ding war. Aber auch dort hatte ich den Eindruck dass alles was ich mache einen Fortschritt mit sich bringt, z.b. besseres Equipment.

Keine Ahnung wie das dann ich meine Kritik zu Cyberpunk passt.

>Auch im richtigen Leben, ist vieles bei nachträglicher Betrachtung überflüssig - das Leben wird dadurch trotzdem interessanter und vielschichtiger.

Was für ein Unsinn. Es geht hier ja auch nicht um Sightseeing sondern um ein Spiel, dessen Mechanismen nicht richtig in sich greifen. Es geht hier um die Tatsache dass dieses Spiel Komplexität und Freiheit vorgaukelt, bei näherer Betrachtung vieles aber zum gleichen Ergebnis führt. Schau Dir halt das Easy Allies oder Jeff Grubb Zeug dazu an, mir ging es in dieser Hinsicht wie denen.  Das es nicht zwingend jeden stört ist klar, trotz allem bleibt aber hätten sie viele Perks/Talente streichen oder splitten können, wie z.b. in Fallout. Dazu braucht es aber im Hintergrund ein Regelwerk. Und auch wenn das Ding auf einem Pen & Paper Rollenspiel basiert, habe ich ein Video gesehen dass bezweifelt dass hier wirklich alles wie dort berechnet wird. Dafür bin ich aber auch kein Fachmann.

>IMO ja, denn damit vergleichst Du Spiele, die sich nur auf einen Aspekt konzentriert haben, mit einem sehr viel komplexeren Open World Titel, bei dem die Entwicklungsressourcen auf viel mehr Elemente aufgeteilt werden müssen.

Was ich halt für Quatsch halte. Deus Ex ist alt und von einem deutlich kleinerem Team und Budget gestemmt worden. Das neuste hatte auch nicht das Budget und Team Größe, ist imo vom Gameplay aber komplexer und besser als Cyberpunk. Aber auch das ist über 4 Jahre alt. Wahrscheinlich hat sich CDPR hier einfach übernommen und sie wollten sich mit den Großen messen. Das ging schon beim Witcher schief, was rein aus Rollenspiel Sicht nicht mit Skyrim oder Wasteland 3 mithalten konnte.  Und mit Cyberpunk wollten sie GTA und Deus Ex mischen, was auch größtenteils in die Hose ging. Was sie ganz hervorragend können ist Story, Dialoge und allgemein Quests und World Building. Das ganze erinnert mich immer an Uncharted. Die größte Stärke dort ist auch eher Inszenierung, Dialoge und Technik. Das Kern Gameplay ist für viele aber eher Durchschnitt bis gut, so dass es irgendwie keinem wirklich weh tut. Das Gefühl hatte ich bei Witcher 3 und nun bei Cyberpunk. Das ist alles toll verpackt, innen drin wirkt es aber alles ganz okay. Witcher 1 z.b. war, wenn meine Erinnerung mich nicht trübt, mehr klassisches RPG als Inszenierung. Ist aber schon einige Zeit her dass ich es gespielt habe.

>Vor allem muss das Ganze aber was die Steuerung der Spielfigur angeht zusammenpassen und somit das Moveset nicht nur für eine Mission in einem abgegrenzten Bereich, sondern gleichzeitig auch für die Bewegung innerhalb der Spielwelt geeignet sein

Das kriegen andere auch hin, eben Deus Ex. Das hat auch Open World Hubs und abgegrenzte Bereiche, nur halt im kleineren Rahmen. Und das ist ja auch kein Freibrief. Wenn sie es nicht hinkriegen, müssen sie es lassen. Es wurde eh massig Content geschnitten und möglicherweise hätte mit dem viel auch mehr Sinn ergeben. Das Crafting z.b. ist in dieser Form völlig überflüssig, und damit auch die Perks.

>IMO hat seit Far Cry 4 kein Open World Titel den Mix aus Open World und gut und vielfältig spielbaren Missionen so gut wie Cyberpunk hinbekommen.

Was gar nicht mein Punkt ist. Mir ging es bei Far Cry 5 nicht um Missionen sondern wie meine Aktionen Reaktionen auf NPC und Umwelt ausüben. Ob nun Schüsse auf NPC, Autos, Bäume, Wasser, Granaten im Wasser, Physik usw..

>IMO ist das der Fall, wenn Du lineare Spiele mit einer überschaubaren Anzahl an Missionen mit einem Open World Titel vergleichst, bei dem mit dem gleichen Moveset auch Random-Missionen funktionieren müssen und dann natürlich neben den detaillierter ausgearbeiteten Missionen in Deinen Gesamteindruck einfließen.

Was, wie ich bereits geschrieben habe, Blödsinn ist. Selbst das erste Deus Ex hatte abseits der linearen Missionen, die es in Cyberpunk auch gibt, größere Hubs bei dem der Spieler sich austoben konnte. Beim neusten Deus Ex sind die Hubs noch größer und je nach Fortschritt auch verändert. Und wenn CDPR das mit der Größe nicht hinkriegen, sollen sie es kleiner machen oder streichen. Das ist imo jein Argument immer mit der größeren Open World zu kommen. Sie haben es damals bei der ersten Gameplay Demo so. erworben dass es zig unterschiedliche Herangehensweisen gibt und das ist nun alles relativ zu sehen. Imo zeigt das nur wie gut die Arbeit bei Deus Ex war. Das hat wenig mit der Größe der Welt sondern der Erfahrung der Entwickler auf dem Gebiet zu tun. CDPR hat halt noch nie ein Open World Spiel dieser Art gemacht, während andere Jahrzehnte Erfahrung sammeln konnten.  

>Bei der Sandbox ja, nur hat Rockstar dabei halt das Gameplay und eine vernünftige Steuerung vergessen, bzw. musste sich den Simulationsaspekt der Welt durch träge Reaktionen und gummipuppenartige Animationen (fällt speziell bei GTA negativ auf) erkaufen. Gebäude sind bei Rockstar noch weniger betretbar als bei Cyberpunk.

Du willst mir aber jetzt nicht sagen dass diese Kritikpunkte, die Du Rockstar vorwirfst, in Cyberpunk besser gelöst sind, oder? So schlecht kann das Gameplay in GTA auch wieder nicht sein, wenn es sich nach über 7 Jahren weiterhin die blöde verkauft und online gespielt wird. Bei der Steuerung finde ich beide Spiele verbesserungswürdig, das eine ist aber nun mal von 2013 und das andere von 2020. Mit so einem Hunz, was Steuerung und Gameplay betrifft, wie in RDR2 brauchen sie mir bei GTA 6 aber nicht mehr kommen. Da erwarte ich dass die Formel modernisiert wird. In Sachen Animatioben schwankt Cyberpunk aber zwischen hui und pfui, gerade was die NPC und den Nahkampf betrifft. Mich stört es in solchen Spielen einfach immens wenn NPC blöd herum stehen und sich Pommes, Handy, Zigaretten oder Flaschen aus der Hose ziehen und versuchen damit zu interagieren. Dann lieber kleinere Welt, NPC die nur eines davon nutzen und ohne NPC Generator. Das nervte schon in alten Ubisoft Titeln und auch in Witcher 3.

>Wenn ich mir die rudimentären RPG-Elemente in RDR2 anschaue, dann habe ich eher das Gefühl, dass sie daran grandios gescheitert sind, bzw. sehr früh aufgegeben haben.

Ich sprach deswegen auch von GTA, das von einem anderem Team gemacht wird als RDR. Und mit San Andreas haben sie schon gute Ansätze zu PS2 Zeiten gezeigt. Auch wenn mich diese ganze Life Simulator Telefon Dating Scheiße in GTA 4 nervte, wäre das in Verbindung mit Ideen aus San Andreas schon witzig. Vieles findet sich ja in GTA Online wieder. Dort gibt es auch einen Charakter Editor und Möglichkeiten Stats stärker zu beeinflussen als in der Kampagne.

>Wobei das natürlich auch zeigt, dass die Erwartung an Cyberpunk von einigen Leuten einfach massiv überzogen sind - es gibt kaum einen Open World Titel in dem man nicht Elemente findet die stark ausbaufähig sind und bei denen man merkt, dass die Entwickler aus Gründen des Aufwands bestimmte ehemals geplante Elemente fallengelassen haben, von denen man dann noch die Reste im Spiel wiederfindet.

Die Erwartung war so groß weil CDPR die immer schön befeuert hat, mit deren Aussagen. Ich stand dem immer skeptisch gegenüber was es denn am Ende für ein Spiel ist und mir war klar dass hier was kommt was mir gefällt, ohne alle Versprechen zu erfüllen. Auch wenn das alles von mir sehr kritisch wirkt finde ich das Ding trotz allem ja klasse, warte aber jetzt lieber noch ein paar Wochen bis einige nervigen Glitches und Bugs raus sind. Vielleicht gibt es bis dahin auch einen groben Termin für den Curent Gen Patch, der sicherlich noch vor irgendwelchen DLC kommt.

Trotz allem habe ich nie verstanden warum CDPR nach einer überzeugenden Arbeit gleich den Status von Entwicklern erhalten hat, die seit Jahren konstant abliefern. Auch wenn Bethesda mit Fallout 4 und 76 stark an Wert verloren hat und Rockstar mit RDR2 imo eine geile Welt mit schlechtem Spiel veröffentlicht haben, liefern beide seit Jahrzehnten Knaller ab. Auch hier verweise ich wieder auf Easy Allies, wo Ian ähnliche Fragen stellt und er nicht mal den Hype um Witcher 3 sonderlich verstehen konnte oder wieso CDPR der "Good guy" unter den Entwicklern sein soll, weil sie ein relativ gute spielbares Spiel gebracht haben, nachdem Witcher 1 und 2 in keinem guten Zustand released wurden. Ähnliches war auch bei Bethesda mit Morrowind, das nach 2 eher verbuggten TES Vorgängern kam und das Genre sicherlich nach vorne bringen konnte. Nur konnte Bethesda dann mit Oblivion, Fallout 3 und Skyrim nachliefern. CDPR hat mit Cyberpunk meinen Nerv mehr getroffen, aber für viele war Witcher 3 das klar besser Paket.

Anyway. Ich schweife eh wieder ab und bin erstmal raus. Wir werden hinsichtlich der Gameplay Diskussion sicher eh keinen gemeinsamen Nenner finden, was ja auch okay ist.
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