Thema:
Re:"Drücke Vorwärts + X" - Das Spiel flat
Autor: Bozbar!
Datum:20.05.20 15:28
Antwort auf:"Drücke Vorwärts + X" - Das Spiel von snimat

>Nach beinahe zwei Jahren zähem Ringen neigt sich meine RDR2-Erfahrung dem Ende zu.
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>Das Spiel ist ein wunderschöner Grafik-Käfig mit gelegentlichen Moorhuhn-Passagen. Kreativität gibt es nicht, nur den linearen Pfad der Entwickler. Wenn ich eine Mission auf anderem Wege lösen möchte als vorgegeben scheitere ich mit einem Game Over. Bei RDR2 finde ich nur eine Filmkulisse, die ich durchlaufen darf.


Diesen Vorwurf hört man ja immer wieder und ich hatte auch ein wenig Angst, als ich losgelegt habe. Mittlerweile bin ich im 3. Akt und koste die Welt voll aus und mir ist es bisher einmal passiert, dass eine Mission abgebrochen wurde, weil ich mich "falsch" verhalten habe. Ansonsten war eigentlich immer klar, was man machen soll entweder durch Kommentare der Begleiter, oder weil es für mich die logische Vorgehensweise war. Hängt vielleicht auch einfach vom Spielverhalten ab, wobei ich eigentlich jemand bin, der den letzten Shit aus allem rausspielt wenn es mehrere Möglichkeiten gibt. Aber hier hat mich die Linearität der Missionen nie gestört. Vielleicht weil es daneben so unglaublich viel zu sehen, erleben und entdecken gibt. Das hält mich aktuell (bestimmt 40 Stunden) immer noch voll bei Laune, selbst wenn sich manche Situationen wiederholen und sie nicht mehr so überraschend sind wie beim ersten Mal (Stichwort freier Einkauf beim Händler als Belohnung für Hilfe) ist die Wiederholung doch immer noch so abwechslungsreich inszeniert, dass sie unterhält.


>Ich bin enttäuscht. Ich konnte das Spiel aber immer dann genießen, wenn ich Stille und ein lebendes Gemälde zum wandern brauchte. Konsequenterweise haben mir auch die Reitpassagen und Entdeckungstouren durch die Wildnis den meisten Spaß bereitet. Die Missionen haben ich nur als uninspiriert empfunden und als Mittel die Story voran zu treiben. Die Story mag gelungen sein, aber letztlich auch nur mehr vom Gleichen und bereits im Vorgänger Besprochenen.


Ich halte mich mit den Missionen zurück und gehe die nur nach und nach an, vielleicht liegt es daran, dass bei mir noch keine Abnutzungserscheinungen aufgetreten sind.
Das Spiel ist für mich bisher ein absolutes Meisterwerk was das Weltdesign und die Lebendigkeit der Welt angeht. Jeden Abend freue ich mich auf den Ausritt und bin gespannt was mich erwartet. Vielleicht lässt mich das über Punkte, die hier von vielen Leuten bemängelt wurden, hinwegsehen. Die ganzen Details, die zu entdecken sind und für sich kleine Stories erzählen finde ich einfach großartig. Neulich bin ich an einer kleinen Hütte vorbeigekommen, die verschlossen war, also habe ich Schloss geknackt und drinnen finde ich die Leichen einer Familie, ohne offensichtliche Erklärung für die Tode, bis ich bei genauerem Hinschauen entdecke, dass das Abluftrohr des Ofens defekt ist, und die offenbar an eine Kohlenmonoxidvergiftung gestorben sind. Das sind so Sachen, die z.B. Bethesda in Fallout 4 auch sehr gut hinbekommen hat, und die mir persönlich bei Spielen sehr gefallen, über kleine Detailsin der Welt Nebenstories und Lore in das Spiel hineinbringen.


>Vor ein paar Monaten habe ich Death Stranding eingeschoben. Das mir neben einer riesigen Open World auch ein echtes Spiel mit in der Open World verwurzelten Spielsystemen gegeben hat. Das Gegenstück zum motivierenden Autobahnenbau oder meinem Zip-Lines-Netzwerk suche ich in RDR2 vergeblich. Derart spielerische Freiheit und Einwirkung auf die Spielwelt würde ein ohnehin überdimensioniertes Spiel wohl komplett auf die Matte legen.
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>Ich hätte mir gewünscht wenn das Spiel weniger Projektionsfläche als Zeichenbrett gewesen wäre. RDR2 ist am Ende nur ein spielbarer Film und kein echtes Spiel mehr.
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>Rechnet mich zu den Enttäuschten.


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