Thema:
Re:Das Leben verspielt flat
Autor: Optimus Prime
Datum:29.05.19 12:19
Antwort auf:Re:Das Leben verspielt von Pezking

>Danke für Deinen ausführlichen Bericht, sehr interessant.
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>Auch wenn ich an mein Hobby anders herangehe als Du, will ich Deinen tollen Text nicht unbeantwortet lassen.
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>Ich war auch viele Jahre lang quasi Alleszocker und Alleskäufer. Dabei wurde ich aber in Bezug auf Zeit nie zum "Sklaven meiner eigenen Passion", sprich: Ich habe nur gespielt, wenn ich Lust darauf hatte. Und ich habe nie einen besonderen Ehrgeiz entwickelt. Keinerlei Drang zum Überwinden besonders schwieriger Hürden, und ich war nie ein "Completionist".


Glück für dich; diese completionist Sache in Verbindung mit "ich muss alle geilen gehypten Games gespielt haben" kann echt böse enden. Bei mir ist es "zum Glück" nur das Durchspielen an sich und keine Trophäe oder 100% erreichen (Ausnahmen gibt es auch hier).

>Die Spiele, die vorübergehend wirklich meinen Alltag bestimmt haben und bei denen ich im voraus ausgerechnet habe, wie viele Zockstunden ich wohl in den nächsten Tagen zusammenkriegen werde, kann ich an einer Hand abzählen: Final Fantasy VII, Final Fantasy Tactics, Final Fantasy IX, Metal Gear Solid V und Persona 5.

Krass, hätte garnicht gedacht, dass zwischen den alten Spielen und den relativ neuen die du da nennst nichts anderes auftaucht. Sind aber auch alles Zeitfresser sondergleichen (zumindest im offline Segment).

>Bei den letzten beiden hatte ich jeweils gerade Urlaub und sturmfreie Bude. :-)
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>Trotzdem habe ich natürlich in den letzten 30 Jahren sehr viel Zeit mit Videospielen verbracht.
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>Als Zeitverschwendung sehe ich dies aber nicht an. Selbst wenn am Ende nie etwas Vorzeigbares dabei herauskam.
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>Rund um die Krebserkrankung meiner Frau vor 12 Jahren habe ich eine Phase durchlebt, in der ich nicht gezockt habe. Weil es mir keine Freude bereitet hat. Weil mir nichts Freude bereitet hat. Nichts konnte mich ablenken, nirgends fand ich Entspannung oder Zerstreuung.


Das kann ich absolut nachvollziehen.

>Als wir die härteste Phase dieser Krise durchschritten hatten, war das eine Erleichterung. Und als ich mich endlich wieder auf die Couch setzen konnte und aufrichtig und ungetrübt mein Hobby genießen konnte - das fühlte sich an wie ein Triumph. Das entscheidende Zeichen, dass ich mich zurück in ein Leben gekämpft hatte, das mir wieder Freude bereiten konnte. Auch wenn sie noch so banal und unproduktiv ist.

Schön zu hören, dass es euch gut geht und du erneut Freude am Leben gefunden hast.

>Seitdem lebe ich viel stärker im Hier und Jetzt. Und wenn ich mich im Hier und Jetzt amüsiere, und sei es auch nur über komplett oberflächlichen und albernen Unfug, dann fühlt sich das sehr befriedigend an. Dann habe ich wieder einen Tag meines Lebens gewonnen. Und dann war das keine Zeitverschwendung.
>
>Dass dabei nichts von Bestand und Dauer entsteht interessiert mich nicht. Durch das Platzen von Nachwuchsträumen hat sich dieser Blickwinkel nur noch weiter verstärkt. Im Hier und Jetzt spielt die Musik, und wenn ich da glücklich bin und Spaß am Leben habe, ist alles gut.


Ein ähnliches Gefühl hatte ich damals als mein Opa gestorben ist. Wir waren uns sehr nah, alle sonstigen Ereignisse sind in den Hintergrund gerückt und gewisse Dinge die mich vorher belastet haben sind in die Banalität abgedriftet. Leider hatte der Effekt nur eine vorübergehende Wirkung.

Das wichtigste ist zufrieden zu sein und das scheinst du für dich ja erreicht zu haben! :)


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