Thema:
Re:Poll finds 89% in Japan back Kishida’s ban on new flat
Autor: chifan
Datum:08.12.21 10:01
Antwort auf:Re:Poll finds 89% in Japan back Kishida’s ban on new von Tobakaido

>>Aber gibt es denn den "richtigen" Billigtourismus in Japan?
>>
>Jein... Billig im Vergleich zu Süd- oder Osteurope (oder gar Dritte-Welt-Länder) ist es natürlich nicht, im Vergleich zu Kanada, Australien oder Neuseeland hingegen schon. Von so Irrsinn wie Flüge hin und zurück für 500 Euro mal ganz abgesehen. Und in einschlägigen Foren geht's natürlich immer nur um "möglichst billig, aber trotzdem das volle Erlebnis" - für gewöhnlich von Amis, Deutschen und vor allem Südostasiaten.
>
>>Dazu ist das Land doch verhältnismäßig teuer was Unterkünfte, Essen und auch das Reisen im Land selbst angeht.
>>
>Kommt drauf an, was du willst. Nach oben gibt es natürlich kaum Grenzen, aber Billigheimer kommen auch mit 20 Euro für eine Übernachtung, 10 Euro für drei "Mahlzeiten" und noch einmal 10 bis 20 Euro für Transport / Eintritte aus. Ist natürlich kein wirklich genussvoller Japanurlaub und die Pansen verstopfen nur alles, aber es ist möglich. Deutsche Hotels beispielsweise empfinde ich als viel teurer. (China und Korea sind natürlich ebenfalls billiger, überhaupt keine Frage!)


Ich glaube wir haben beide unterschiedliche Vorstellung von Billigtourismus. Japan ist für mich, genauso wenig wie Australien, Kanada, Neuseeland aber auch China oder Korea kein typisches Ziel des Billigtourismus. Da fährt man doch eher mit der Vorstellung hin, was von Land und Leuten zu sehen, da ist doch in irgendeiner Form ein gewisses Grundinteresse an Kultur, Landschaft, Geschichte etc. vorhanden. Das ist für mich was völlig anderes, als jetzt irgendwohin zu fliegen wo es möglichst billig ist oder um irgendwo Party zu machen bzw. sich an den Strand zu flacken. Selbst wenn man durchaus auch billig in Japan reisen kann, kannst du doch für einen Bruchteil davon in Europa irgendwohin Urlaub machen. Warum sollte man, wenn da kein Interesse am Land besteht, nach Japan fliegen?

>>Allein für den RailPass, der irgendwas um die 230 EUR für 7 Tage kostet, könntest du fast ne Woche Malle inkl. Flug buchen, was für mich jetzt der klassische Billigtourismus wäre.
>>
>Und ich hab schon mehr für Zugtickets an einem einzigen Tag bezahlt - von sieben ganz zu schweigen. Das Ding ist ein Schnäppchen, vor allem für Tokyo-Kyoto-Osaka-Hiroshima-Standardtouris.


Schon klar, dass das ein entgegenkommen für die Touristen ist, von Billigreisen ist das aber imo weit entfernt.

>>Allerdings habe ich das damals in Japan, mal von einigen Ausnahmen abgesehen, nie so extrem empfunden.
>>
>Wann war damals?


Wir waren im Oktober 2016 in Japan. Wie gesagt, ich empfand das, von ein paar Ausnahmen abgesehen, nicht als übermäßig voll.

>Bei meiner ersten Japanreise 1998 war das alles auch noch kein Problem - aber da war der Yen auch noch hoch, es gab kaum Internet und die Tourizahlen waren niedrig. Da kamen in erster Linie Studienreisende und andere Leute, die aus irgendwelchen konkreten Gründen an Land und Leuten interessiert waren. Nicht vergessen, die Zahlen sind erst seit 2012 so stark gestiegen. Den ach so wichtigen Massentourismus aus dem Ausland gab es vor 10 Jahren noch nicht wirklich - durch Abes Politik hat man sich mit unzähligen Hotelneubauten selbst an die Nadel gehängt. Und wenn man die Einreise bei 10 Millionen deckeln würde (Tourivisa an Höchstbietende versteigern oder so verteuern, dass man dadurch schon so viel Kohle abschöpft, dass Billigtouris auch egal sind...) wäre es auch wieder ein deutlich geringeres Problem. Aber 2019 fand ich schon extrem Grenzwertig mit 31 Millionen "Gästen" - dabei lautet das Ziel 60 Millionen pro Jahr! Wie man die durchschleusen möchte, ist mir ein Rätsel. Sowohl Straßen als auch Schienen sind jetzt schon teilweise hoffnungslos überlastet.

Aber du hast auch Ende der 90er Leute gehabt, die bereits in den 80ern in Japan waren und über die vielen neuen Touristen geschimpft haben, die jetzt "ihr" Land bereisen und verstopfen. Und das "Pech" der späten Geburt kannst du auch niemandem vorwerfen. Jemand der erst 2000 geboren ist, kann nun mal nicht in den 90ern gereist sein.

Ich sehe das auch mit der Kritik an den Billigtouris etwas anders. Einerseits sind das ja nicht wirklich die typischen Klischee-Billigtouristen die man von Malle kennt und die sich da die Kante geben. Zudem führt letztlich das was du forderst, zum Ausschluss bestimmter Einkommensgruppen vom Reisen. Es gibt Leute, seien es Studenten oder Menschen die einfach wenig(er) verdienen, die gar keine andere Möglichkeit haben als über günstige Angebote auch solche Orte zu bereisen. Warum sollte man denen die Möglichkeit nehmen? Gerade für das Verständnis von anderen Ländern, Kulturen und Menschen finde ich Reisen essenziell. Ich finde eher erschreckend, wie abwertend Reisen von einigen (nicht dir) gesehen und das quasi als reiner Party- oder Gammel-Strand-Event gesehen wird, den man nicht teuer genug machen kann. Jeder ist letztlich selbst dafür verantwortlich wie und warum er reist.

>>Das hat mir dort mittlerweile auch einige Orte verleidet, wobei die Masse da natürlich aus Einheimischen besteht.
>>
>Inlandstourismus empfinde ich generell als weniger schlimm, da ökonomischer, ökologischer und insgesamt reibungsloser - aber auch das wird hier langsam grenzwertig, gerade in den letzten Monaten. Wenn sich Lokalzüge und Gondeln wie Rush-Hour-U-Bahnen anfühlen, Aussichtsrestaurants wie Restaurantstockwerke in Einkaufszentren am Samstagabend, dann hat man ein Problem; zumindest aus Kundensicht. Wie oben bereits geschrieben - fucking Shodoshima...


Zu Japan kann ich natürlich nichts sagen. Aber ich war im gleichen Jahr in dem du zum ersten Mal in Japan warst, zum ersten Mal in China. Und was ich da in den letzten Jahrzehnten die ich regelmäßig in China war, an Entwicklung im Tourismus gesehen habe, finde ich schon ziemlich kritisch, wobei du dort ja fast ausschließlich Inlands-Tourismus hast. Ich kann mich noch an das schöne fast idyllische Shaolin Kloster erinnern, was sich bei meinem letzten Besuch dort in 2012 zu einer Art Disneyland mit Kung Fu Shows verwandelt hat. Von dem alten Flair ist da einfach nichts mehr übrig. Das gilt auch für viele kleinere ehemals verschlafene Orte bspw. in Guangxi oder Yunnan, die sich innerhalb von nicht mal 20 Jahren teilweise zu irgendwelchen Party-Orten entwickelt haben, mit Clubs und Bars an jeder Ecke. Für mich zumindest sind die völlig uninteressant geworden. Das spiegelt auch nicht meine Art des Reisens oder Interesses wider. Aber klar, die Leute vor Ort wollen auch ihre Lebenssituation verbessern und sind froh über die wirtschaftliche Entwicklung. Kann man ihnen ja kaum vorwerfen. Genauso wenig wie den Einheimischen, die ihr Land bereisen. Aber letztlich zerstört dieser Massentourismus natürlich auch vieles. Nur ist man eben auch Teil des Ganzen, auch wenn man diesen selbst in der Form ablehnt. Nur was ist jetzt die Lösung für einen selbst?

Btw. muss man natürlich auch immer aufpassen, nicht den Fehler zu machen, alles immer nur aus Sicht des Besuchers/Gastes zu sehen, für den das alte verschlafene Städtchen ein schöner erhaltenswerter Ort ist, der diesen im Prinzip aber letztlich nur als Kulisse wahrnimmt, in der er selbst niemals drin wohnen muss und das wahrscheinlich auch nicht wollen würde.


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