Thema:
Hat ja ordentlich für Kontroverse gesorgt flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:12.11.19 03:07
Antwort auf:AEW Full Gear von HomiSite

Fragt sich nur, ob zum Vorteil von denen. IMO war das PPV trotz seiner Länge ziemlich gut, gerade das erste und die letzten beiden Matches. In der Mitte halt Midcard-Filler teilweise. Normal.

>Nach der letzten Dynamite-Episode mit (mal wieder) einem famosen Brawl am Ende und davor einer brillanten Promo von Cody und einem sehr witzigen Video des Inner Circles, das die Cody-Posse verarschte, nun also das erste All-Elite-PPV im TNT-Zeitalter.

Dynamite ist super. Ich kann dazu auch nie mehr sagen ausser "Es ist super!". Jedes einzelne Match auseinanderzudröseln ist mir bei TV-Shows zu müßig, es sei denn, sie sind halt wirklich aussergewöhnlich wie die Smackdown-Sendung letztens nach Crown Jewel. Ich finds gut, wie sie langsam angefangen haben, den Promo-Anteil hochzudrehen. Das Wrestling lässt selten zu wünschen übrig, und die Promos sind durch die Bank eigentlich das unterhaltsamste, was man sich im Bereich Wrestling aktuell angucken kann.

>SANTANA & ORTIZ besiegen die YOUNG BUCKS, kassieren aber anschließend noch eine Abreibung durch den Rock 'n' Roll Express, den sie ja letztens dreist überfallen und einen der alten Männer fies gepowerbombt (?) hatten. In dem Match fiel erstmals auf, dass die Ringrichter viel genauer aufs Taggen und die Zeit im Ring achteten, was ja zuletzt eher konfus bis sehr nachsichtig gehandhabt wurde. Auch blieben die Bucks die meiste Zeit eher zurückhaltend, was dem Match gut tat. Da hat wohl jemand auf Kritiker gehört.

Tope Suicida von nem mitte 60jährigen. Völlig gaga, sauspaßig.

>Danach besiegt ADAM PAGE tatsächlich PAC. Gutes Match, wieder mit "History". Vielleicht nicht so viel "Cowboy Shit" wie erwartet, aber diese beiden muskulösen und trotzdem agilen Wrestler kriegen ordentlich Wucht hinter ihre Aktionen!

Ich fands auch gut. Geile Buckshot Lariats! WATZ! BUTZ! Diesmal keine "Pac is a dirty diddler"-Chants, was... Alter, Wrestlingfans... ^^

>JOEY JANELA auf seinem Weg zum ernstzunehmenden Wrestler wird von SHAWN SPEARS (und Tully Blanchard), der ja auch wieder den Weg zurück zum Erfolg sucht, geplättet. War okay! Nächste Fehde: Penelope Ford als alte Janela-Begleiterin hat sich jetzt Kip "Superbad" Sabian an den Hals geworfen.

Joey Janela ist ein ernstzunehmender Wrestler; Shawn Spears ist vielmehr auf dem Weg zum Eumel. Das einzige, was Spears interessant macht, ist Tully. Ich mein, okay, mir langt's, und hoffentlich (Wahrscheinlich) hat Spears Spaß an seiner Arbeit, aber in AEW kann er langfristig nur auch wieder die Rolle des Jobbers einnehmen. Dirty Tricks gegen Joey Janela, das beste was dabei rauskommen kann ist vielleicht ein weiteres Lights Out-Match bei Dark als Revanche.

>Danach wurde der just von SCU errungene Tag-Team-Titel wieder umkämpft. Fand ich etwas früh und dann auch noch in einem Dreier-Match - aber vom versammelten Turnierpodium: SCU vs. LUCHA BROS. vs. PRIVATE PARTY. Hier war es dann mit Taggen wieder etwas lockerer, aber schon lustig, wer wie wen taggt. Einige der zahlreichen Aktionen waren auffällig unsauber, dafür haut Fenix wieder krasse Sachen raus und am Ende triumphieren SCU verdient und behalten erstmal den Titel. Abschließend taucht ein Pentagon-Doppelgänger auf, haut den um und offenbart sich als genesener Christopher Daniels von SCU (neues Gimmick?).

Irgendwie war das alles mehr Spots abliefern als ein wirkliches Match. Es fehlte irgendwie die Kohärenz. Oder die Unmittelbarkeit, dass sich da gerade drei Seiten battlen. Als Three Way ohnehin unübersichtlich, zusammen mit den laxen (hust) Regeln in AEW, macht es mir als Zuschauer weiterhin schwer, da einen roten Faden zu finden, der daraus ein Match macht und nicht einfach nur so ne Trainings-Leistungsschau. Geschenkt.

>Der Schwachpunkt der AEW ist meiner Meinung nach weiterhin die Frauenabteilung.

Der Teil der Frauenabteilung, der nicht aus Japan kommt, ja. Awesome Kong hat man aber zumindest endlich mal wiedergesehen. Das krasse an Awesome Kong ist, dass die eine unfassbar symphatische und warme Sprechstimme hat, weswegen man sie wohl nie Promos machen sehen wird in denen sie was sagt. Ist mir letzens erst aufgefallen, dass ich die fast nie sprechen gehört hab. Dieses ganze "Monster"-Image ist komplett alles Körpersprache. Supergut.

Aber Kong ist halt die einzige mit Ring-Erfahrung. Also richtig viel davon. Kong dürfte mehr Matches gemacht haben als das ganze amerikanische Frauenroster.

Ich hab keinen Plan, wieso sie Tessa Blanchard nicht gesigned haben. Die könnte das Roster fast im Alleingang tragen und nen Superman Run hinlegen, der im Male Roster allein aus "politischen" Gründen nicht denkbar wäre.

>Mittlerweile haben sie ja diverse Damen unter Vertrag, aber meist hapert es noch an sauberer Technik oder es fehlt die Wucht. So auch beim sympathischen Champion RIHO, deren artistische Aktionen oft einfach viel zu schwach rüberkommen - da hilft auch ihre Kick-Ass-Musik wenig. Sie besiegt ihrer Lehrerin EMI SAKURA, deren Freddie-Mercury-Gimmick mich hart nervt, die dafür aber etwas Wumms hat. Okay, gegen Riho nicht schwer. Das Match hatte schöne Tempowechsel und am Ende bleibt Riho erstmal Champion (während im Hintergrund und wohl im Buy-in Brandi als Voodoo-Hexe [?!] Awesome Kong auf ihre Feinde hetzt). Von den AEW-Japanerinnen gefällt mir Hikaru Shida am besten, weil sie ein gutes Mittel aus Artistik und Wucht darstellt.

Dieser ganze "Magick"-Gimmick von Brandi ist iwie whack, aber mir muss nicht alles gefallen. Ich find ja auch den Fiend doof. Gibt bestimmt Leute, denen das gefällt, gerade im weiblichen Teil des Publikums. Warum nicht so supernatural gedöns mit Horror und so machen? Das female roster ist zumindest breit genug, um dem Platz zu geben, ohne das gleich _alle_ mitmachen müssen (was hart nervig wäre; so ne art Ministry-of-Darkness-Angle, nur mit Frauen).

>Nun musste Le Champion CHRIS JERICHO das lange vorbereitete Match um seinen Gürtel gegen CODY bestreiten. 60 Minuten Zeitlimit und namhafte Altwrestler als Punktrichter, falls es am Ende noch keine Entscheidung gibt. Jerichos Fitness entsprechend :-D

Great Muta! Wooooooo! Gamern evtl. aus Yakuza Kiwami 2 bekannt, oder welches Yakuza auch immer diese Baumagnaten-Substory hatte. Dean Malenko und Arn Andersen hat man ja schonmal bei AEW rumlümmeln gesehen. Ganz smarter Winkelzug eigentlich, mit dem Zeitlimit und den Richtern. So wurde kommuniziert, dass es definitiv eine Entscheidung geben würde. Ohne das letzte HIAC Main Event hätte es die Ansage nie gegeben.

Das die Judges wirklich zum Einsatz kämen, wäre völlig utopisch gewesen; nur ganz wenige haben es drauf, 60 Minuten lang zu Wrestlen und es spannend zu halten. Cody vielleicht, auch wenn ich da skeptisch wäre, aber Jericho _definitiv_ nicht.

>ein oldschooliges Match mit vielen Griffen, toll verkauft von beiden. Aus mir unbekannten Gründen führte die Eingangsrampe bis zur Ringseite auf Ringhöhe - und Cody knallte bei einem Sprung darauf, bekam eine Platzwunde über dem Auge und wohl auch eine Rippenverletzung oder so und fällt erstmal aus.
>
>Das Match konnte er aber noch bestreiten, war aber nun natürlich passend geschwächt. Nach fast 30 Minuten warf MJF als Codys Begleiter das weiße Handtuch, nachdem Cody nicht aus einem Griff von Jericho herauskam. Während der Inner Circle feierte, war MJF am Boden zerstört. Aber: Jeder wartet ja auf seinen Heel-Turn. Hat er vielleicht extra das Handtuch geworfen? Ist er von Jericho gekauft worden (unwahrscheinlich)? Ich hatte ihn bei Match ganze Zeit beobachtet. :-) Und dann sah es gar beinahe so aus, als ob Cody aus Enttäuschung auf MJF losgeht. Aber doch nicht ... denn MJF tritt Cody zwischen die Beine! Nun sei seine Zeit gekommen! Viel Spaß ohne Verbündete, aber MJF als ungezügelter Heel kann extrem lustig werden.


Das wird ganz interessant, ja. Ich fand das Ende gleichermaßen scheiße wie smart. Scheiße, weil halt unbefriedigend, aber es sollte ja auch unbefriedigend und schockierend sein. Semantisch kannst du Codys Verzicht auf weitere Titelchallenges auf unzähligen Wegen umgehen, wenn er doch mal Champion werden soll. AEW wäre aber schlecht beraten, die Stipulation nicht zu huldigen. Das wäre WWE-Level-Bullshit.

MJF hingegen bekommt für seine "einsame Entscheidung" SOFORT massiv viel Heat. ALLE haben ihn gehasst, und durch den Turn drehst du diesen Hass nochmal auf 11. Zuerst bist du sauer weil du denkst "Was für ein Wurm", und dann wirst du nochmal wütender, weil er nicht nur ein Wurm ist, sondern auch eine dumme Sau!

Clever dann von AEW, dass eigentliche Main Event formal als "nach" der eigentlichen Show anzusetzen. Total dumm, sie haben es nichtmal geschafft, das Licht richtig auszumachen für das Lights-out-Match (Stattdessen so komisches The-Fiend-mäßiges Fetischclub-Darkroom-Rotlicht), hahahaha. Egal.

>Auf dem Weg nach draußen wurde er dann mit Bier beschmissen (zwar wohl gestaget, aber egal).

Glaub nicht, dass das gestaged war. Weil, wenn es das war, war es dumm: Du lädst dadurch dein Publikum zu so nem Scheiß ein. Andererseits.. who knows. Das es wirklich sekundengenau beim Umschnitt geworfen wurde und einschlug war widerum _zu_ perfekt.

>Nun war Full Gear offiziell zuende, aber es kam noch das zum "Lights Out"-Match degradierte und lange erwartete Aufeinandertreffen von JON MOXLEY und KENNY OMEGA in einem Match ohne Regeln. Fast 40 Minuten prügeln sich die beiden durch die Halle mit allerlei Werkzeugen. Es war "beautiful wrestling violence", wie Mox versprochen hatte, aber weitgehend noch im Rahmen und natürlich bzw. zum Glück nicht abartig brutal wie irgendwelche Underground/Indie-Promotionen (z.B. Mox selbst früher, was sogar als Video eingespielt wurde). Auch das damalige Brüderduell Cody vs. Dustin war blutiger und Havoc/Janela/Allin haben bei AEW auch schon Härteres gezeigt, glaube ich, aber egal - ich will so etwas ja gar nicht unbedingt. So oder so haben beide ordentlich investiert, Omega zeigt, dass er solche Matches auch kann und knallt am Ende nach einem Sprungmanöver auf dem mittlerweile entblößten Holz des Ringbodens und Mox gewinnt. Kenny hat derweil aktuell keine Ringfreigabe vom Doc.

Ich fand das Main Event gut. Hat mich gut gelaunt aus dem Abend entlassen. Wäre der mit dem Cody-Match geendet, welches echt nett war aber halt Dusty Finish, wäre dem nicht so gewesen.

Viele Kritiker fandens Scheiße, bspw. Bryan Alvarez und auch Dave Meltzer, der sonst Deathmatches eigentlich mag. Alvarez fand es dumm, das ein Wrestler kurz nach seiner zweiten Staff Infection mit frischen offenen Wunden in nem dreckigen Ring und noch dreckigerem Hallenboden kämpft und mochte allgemein den Kampf nicht. Nachvollziehbar. Moxley kann seinen Körper wohl besser einschätzen als ich, deswegen kann ich den Part nicht beurteilen, die Logik der Kritik aber komplett nachvollziehen.

Es hatte einige Logiklücken und war rein technisch kein Schmankerl oder so. Es war mir aber nicht zu lang. Es wurde Entgrenzung versprochen, wir haben Entgrenzug bekommen. Es wurde quasi alles an Mainstream Hardcore Standards ausgepackt. Es gab keine Thumbtacks. Es gab keine Lighttubes und keine Piranhabecken, was beides sehr begrüßenswert ist. Alles, was ich gesehen hab, war Safe und nicht "Gewalt aus reinem Selbstzweck", oder um bewusst schockieren zu wollen. Das alles finde ich sehr gut. Normalerweise sind Hardcore Matches ein Weg, für technisch weniger begabte Performer immer noch einen Schauwert zu ermöglichen. Kenneth Omeger dürfte einer der besten Wrestler sein, die es je gegeben hat, aber auch er hat seine Wurzeln im Hardcore-Genre, so wie Moxley. Beide haben am Anfang ihrer Karriere Hardcore-Shit gemacht, das CZW-Reel von Moxley dürfte wenig Fragen offen gelassen haben. Beide hatten gute Sicko-Energie und saftig Gas gegeben. Vielen war das zu lang, ich fands genau richtig. Einzelne Spots, wie als Moxley durch das (Zucker)Glas robben musste, waren richtig gut auch aus kreativer Sicht. Einige "Fallen" hatten ganz klar Comedy-Charakter, wie diese Mausefallen-Matte. Die Natodraht-Matratze am Ende mag einigen komplett drüber gewesen sein, ich fands Fun (Klar gefakter Stacheldraht).

Meine persönliche Schmerzgrenze überschritten ist bei Sachen, die ernsthaft gefährlich sind und dauerhaft die Gesundheit der Beteiligten riskieren. Naito gegen Ibushi war absolut pervers und sowas will ich nicht nochmal sehen. Cody's Facepalm im Titelkampf war gefährlicher als alles, was Moxley und Omega gemacht haben.
Leute wie Ishii, der Mitte-Ende 40 ist, bewegen sich wie Männer Ende 70 (Im Ring legen die aber nen Schalter um und drehen durch). Ich will, das Naito und Ibushi sich auch in zehn Jahren noch selbst die Schuhe zubinden können. Ich will nicht damit unterhalten werden, wie die aktiv ihre Wirbelsäule ruinieren.

Insofern war das Match auch aus Gewalt- oder Gefahr-Aspekten nicht "zu krass". Vielleicht war für manche zu wenig Steigerung drin und es deswegen zu lang. Alles imo natürlich, ich verstehe jeden, der Hardcore-Wrestling doof findet. Aber gerade wenn man bedenkt, was bei CZW teilweise abging und wie krass sich die einzelnen Leute da teilweise abgefuckt haben... naja.

Es gibt diesen "cleanen" Still von WWE-Hardcore-Stuff und es gibt die "Garbage-Wrestling"-Ecke, das Match hier war keines von beidem. Sick genug, um nicht öde zu sein, aber für Leute die ein paar Sachen checken safe genug, um sich nicht scheiße fühlen zu müssen, es zu mögen. Ich sehe persönlich auch lieber Omega vs. Okada, was halt auch eine gewisse Länge hergibt, aber auf diesem Niveau gibt es in AEW keinen anderen Singles-Wrestler ausser Kenny.

Und wie man so hört, wird sich das auf mindestens ein Jahrzehnt hinaus auch nicht ändern...

Man darf gespannt sein, wie sich die einzelnen Plots entwickeln noch.


Antworten nicht möglich, siehe Info neben Nickname