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| Autor: | token | ||
| Datum: | 13.09.19 08:37 | ||
| Antwort auf: | Re:2. Schreibübung - Dialog im Taxi von Bomber | ||
Du hast da zwei Punkte rausgefischt mit denen ich selbst sehr unzufrieden war (und bin), und da dauernd umgemöbelt habe. Aber es nicht hinbekam und irgendwann einfach abgeschickt habe. Das ganze ist ein Sketch und damit ich selbst darüber lachen kann sind mir bestimmte Eckpunkte wichtig. Zum einen der Rollentausch, normalerweise ist die Standardaufstellung dass der Taxifahrer immer eine Art verkappter Therapeut ist, und der Passagier der Patient. Beim Passagier passiert was, der Fahrer als Smalltalkspezialist stellt Fragen. Das zu drehen ist ein Eckpunkt um es interessanter zu machen und schon mal eine gewisse humoristische Grundstimmung aufzubauen. Der andere Eckpunkt ist dass Anne kein Therapeut sein will. Nicht mal Patient. Sie will nur eines sein, ein Transportgegenstand den man von A nach B bringt. Und darin dass irgendwie rüberzubringen geht einiges schief. Du meinst das was sie denkt sei nicht so wichtig, für den persönlichen Humor den ich da anvisiere ist das aber entscheidend. Die Anne in meinem Kopf hat kein Bock irgendwas zu sagen, sie ist wirklich aktiv darauf aus in Ruhe gelassen zu werden und nicht von einem Taxifahrer beschwallt zu werden. Ursprünglich schrob ich einfach dass Anne gezielt hinter dem Fahrer Platz nimmt. Da war ich aber nicht sicher ob das als Signal zu ihrem Gemüt ausreicht oder ob ich das klarer machen muss. Oder, ob ich das irgendwie anders kurz und bündig beschrieben kriege. Wenn ich im Taxi Ruhe will setz ich mich halt hinter den Fahrer so dass er mich im Rückspiegel nicht sehen kann, die meisten Fahrer verstehen dieses Signal und fahren einfach und labern nicht. Dass Anne kein echtes Interesse hat, dass ihr das alles unangenehm ist, dass sie kein Therapeut sein möchte, und dass sie trotz aller ihrer kleinen Scheißigkeiten am Ende halt doch das macht was sich gehört, und darin auch sehr schlecht ist, sind imo wichtige Details damit die kleinen Schmunzler zünden. Das mag sich sehr verkopft anhören, aber ich bin was diese Dinge angeht relativ sicher dass solche Kleinigkeiten wichtig sind. Das ist eh immer ein guter Selbstläufer wenn jemand mit menschlich nachvollziehbaren Charakterschwächen, die zwar niemand aktiv preis gibt, die aber dennoch die meisten nachfühlen können weil sie halt auch nicht perfekt sind, in ihnen unangenehme Situationen kommen mit denen sie nicht umgehen können. Da gehen Schadenfreude, Fremdscham und Identifikation Hand in Hand. Letztlich ist Anne auch nur ein Alter Ego von mir selbst, ihre Fehler sind auch meine Fehler, und aus der Ich-Perpektive bekomm ich sowas noch subtil transportiert, dritte Person, Dialog, andere beschreiben, da tue ich mich schwer mit. Auch so Sachen wie Aussprache, Tonart und so, griffig rüber zu bekommen. Die kleinen Gesten die so einfach zu spielen sind, etwa das gerade noch so hörbare Ausatmen durch den Mund um eine latente Genervtheit zu zeigen, keine Ahnung. Und so scheitere ich auch am Fahrer wie sich sein Gemüt hochschaukelt, unterdrückte Schluchzer, Wimmern, unterdrücktes Weinen, Schritt für Schritt, und dann wie sich alles was er unterdrückt beim Taschentuch jaulend Bahn bricht. Krieg ich auch nicht eingefangen. Alles recht bemüht im Resultat. Dass diese Passagen im Text schlecht gelöst sind find ich jedenfalls auch, dennoch sind das Versuche Details zu inszenieren die für den Film in meinem Kopf wichtig gewesen wären. Ich weiß nur nicht genau wie. Deswegen lasse ich sowas wie Dialoglastigkeit und dritte Person normalerweise bleiben ;) Und lese dann so Texte hier und seh oft diesen natürlichen Flow im Gespräch und bin teils echt beeindruckt. |
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