Thema:
Re:Traurig, scheinheilig und erschreckend flat
Autor: peppi
Datum:31.07.19 09:33
Antwort auf:Re:Traurig, scheinheilig und erschreckend von PartyPaul

>Ansonsten für Brandgefährlich halte ich es, Sachen versuchen im ungesunden Maße mundtot zu machen (sprich die Sperrung, um mal die Brücke zum Urspungspost zu schlagen) oder totzuschweigen. Genau das Verhalten kann solche Schwelbrände entstehen lassen, die wenn Sie sich entzünden nicht mehr einfach unter Kontrolle gebracht werden.

Die Argumentation kann ich doch genau so gut umgekehrt fahren - und würde das sogar machen. Wenn ich Überschreitungen zulasse, verschieben sich Grenzen.

>Natürlich ist das noch kein Problem im einzelnen wie dem kleinen Forum hier und man könnte hier Hausverbot für jeden auch nur angehaucht rassistischen Kommentar aussprechen, aber wenn das überall so betrieben wird, muss man dann auch nicht völlig überrascht tun, wenn die AfD immer weiter Zuwachs erhält und nachher tatsächlich in der Mehrheit ist.

Auch hier funktionierts andersherum.

>Grade (diskriminierender) Rassismus fußt auf ureigene Instinkte und Evolutionsmuster zur Überlebensstrategie, die eben ganz schnell wieder angesprochen werden können. Auch wenn wir als moderne Gesellschaft dies nicht mehr brauchen und es eben mittlerweile mehr Schaden anrichtet und zu Recht bekämpft wird.

Rassismus ist ein soziales Phänomen und hat wenig mit Instinkten zu tun. Rassismus geht auf den Versuch zurück, die Überlegenheit einer weißen "Rasse" wissenschaftlich zu konstruieren. Die Auswirkungen spüren wir heute noch.

>Rassismus im speziellen hat halt auch noch das Problem das der Begriff im Gegensatz z.b. zur Meinung wesentlich unklarer spezifiziert ist und so Spielraum zulässt, was nun schon (zu bestrafender) Rassismus ist und was nicht.

Lass' uns die fragen, die davon betroffen sind, die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland:

[http://isdonline.de/wp-content/uploads/2015/03/Positionspapier-der-ISD-zum-Begriff-%E2%80%9ERasse_-.pdf]

Hier findest Du folgendes:

In der UN Antirassismuskonvention (International Convention on the Elimination of Racial Discrimination) wird rassistische Diskriminierung wie folgt definiert:

Artikel 1 ICERD

In diesem Übereinkommen bezeichnet der Ausdruck "Rassendiskriminierung" jede auf
der  Rasse,  der  Hautfarbe,  der  Abstammung,  dem  nationalen  Ursprung  oder  dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung,  die  zum  Ziel  oder  zur  Folge  hat,  dass  dadurch  ein  gleichberechtigtes Anerkennen,  Genießen  oder  Ausüben  von  Menschenrechten  und  Grundfreiheiten  im politischen,  wirtschaftlichen,  sozialen,  kulturellen  oder  jedem  sonstigen  Bereich  des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird.

Hierbei ist die Formulierung „zum Ziel oder zur Folge hat” von besonderer Wichtigkeit. Rassismus bemisst sich demnach nicht an der Intention der  Diskriminierenden, sondern an den Folgen für die Diskriminierten.


Ich finde v. a. den letzten Satz wichtig, weil er das berührt, was du als "Meinung" bezeichnest.

>Der Begriff Rassismus per se ist nicht nur negativ zu sehen, auch wenn er heutzutage stark negativ geprägt ist und synonym statt Rassendiskriminierung verwendet wird.

Wie denn noch?

>Wenn eine Statistik über Ausländerkriminalität erstellt wird, ist diese aber per Definition auch rassistisch. Aber eben nicht diskriminierend und wenn man anfängt selbst dafür Verbote zu fordern, hat man sich genauso disqualifiziert als ernstzunehmender Gesprächspartner.

Ja. Und: kommt drauf an, was draus gemacht wird.


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