Thema:
Re:Zu kompliziert, zu chinesisch flat
Autor: Sockenpapst
Datum:08.07.19 14:09
Antwort auf:Re:Zu kompliziert, zu chinesisch von token

>Jetzt mach ich mal den Pfombo und ziehe mir eine Idee aus dem Hintern um Möglichkeiten aufzuzeigen. Ein Hauptproblem in Deutschland ist das wir auf unseren Stromnetzen auf Braunkohle angewiesen sind, damit diese Netze nicht zusammenbrechen.

>Das macht Spaß und erfüllt einen Zweck.
>Schnappsidee? Vielleicht. Aber im Prinzip sollte man schon sehen dass man viele Dinge machen kann die ganz launig sind und einen nicht viel kosten und schöne Synergieeffekte mitbringen. Ein Gesellschaftsprojekt auf die Straße bringen bei dem sich jeder beteiligen kann und auch Feedbackmechanismen bekommt an denen sich die eigenen Erfolge beim Projekt Klimarettung messen lassen.


Pfombo skizziert eine konkrete Lösung, Du sagst abstrakt "Sparen muss Spaß machen und ein gesamtgesellschaftliches Projekt werden!". Ok. Und weiter? Zum konkreten Stromsparen bei Deiner Idee kein einziges Wort. Genau das ist aber der Punkt: Erst die konkreten Lösungen sind interessant, bspw., wenn der Staubsauger 2019 eine geringere Leistungsaufnahme als der anno 2009 hat und effektiv, aller Weiterentwicklung zum Trotz, schlechter saugt als das olle Modell. Ist das trotzdem sinnvoll? Wahrscheinlich. Das muss ich jetzt aber nicht bejubeln, sondern habe es schlicht zu akzeptieren.

>Aktuell macht man einfach einen Scheiß. Und es ist maßgeblich ein Mangel an breiter Aufklärung welcher dem "Widerstand" den Wind in die Segel bläst, so wie an Mangel an echten Maßnahmen die das was dann passiert auch mal transparent machen damit man auch mal merkt das wegen paar Veränderungen nicht gleich die Welt untergeht.

Diesen "breiten Mangel an Aufklärung" sehe ich tatsächlich ganz und gar nicht. Die Gegenstimmen zu konkreten Maßnahmen sind im Mittel nicht durch mangelndes Wissen, sondern durch rationale Erwägungen zum individuellen Einzelfall geprägt. Deshalb halte ich auch absolut gar nichts von irgendwelchen Umfragewerten als Beleg für irgendwas, sondern schaue dann ggf. auf die konkrete Regierungsarbeit, und das, was dann konkret politisch umsetzbar ist.

>Bei diesem kann es nicht bleiben, auch eine CO2-Steuer hat es einfacher wenn die Bevölkerung aufgeklärt wird und schon selbst erste Maßnahmen betreibt. Wenn dieses "Ich kann nichts tun, alles eh am Arsch" mal aus den Köpfen verdrängt wird und durch "Ich kann was tun, es kommt was ins Rollen" weicht, ist schon eine ganze Menge geschafft.

Das wesentliche Problem beim gezielten Aktivieren des Einzelnen und des Appels an Eigenverantwortung - und offen gesagt auch einer der Hauptgründe, warum ich diese Threadreihe hier grundsätzlich nur mit spitzen Fingern anfasse - ist, dass man unweigerlich Bürger gegeneinander ausspielt. "Mein SUV gegen deine Kreuzfahrt, mein Steak gegen deine Fernreise!", "Was tust du selbst, dass du dich erdreistest zu meckern?" usw. usf. Dünnpfiff, der vieles überlagert und Fronten erst aktiv schafft.
Daneben schafft es unweigerlich Enttäuschungen. Um mal auf Dein Beispiel zurückzukommen: ist die Braunkohleverfeuerung wirklich primär ein Problem verschwenderischer Konsumenten, oder spielen hier nicht auch so Faktoren wie Zwischenspeicher, Verbrauchsspitzen und industrielle Nachfrage mit rein, also Dinge, die weder durch Verhaltens- noch Bewusstseinsänderungen verändert werden können?

(Und nein, ich selbst habe keine Lösung. Ich sehe die Umsetzung konkreter und alle Bürger betreffender Einzelmaßnahmen wie bspw. die Schaffung härterer gesetzlicher Tierhaltungsstandards allerdings als deutlich sinnvoller an, als abstrakte Kampagnen zum langwierigen Agenda-Setting. Auch, weil sich vieles davon auf technokratischer Ebene umsetzen lässt. Insbesondere, da - wie Du selbst betonst - der Zeitfaktor drängt. Und auf eine globale, inhaltlich umfassende Wunderlösung aus gesetzgeberischer oder technologischer Richtung sollte imo niemand hoffen.)


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