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Autor: | Guardian | ||
Datum: | 08.03.19 11:13 | ||
Antwort auf: | Akustik von Wurzelgnom | ||
OK, das wird länger: >Bisschen nervt das, jetzt beiß ich mich da etwas zu sehr rein. >Ich klopfe gerade meine Möglichkeiten ab, Kosten/Nutzen/Aufwand/Lust müsste irgendwie stimmen. Der Aufwand hängt vom Problem ab, das gelöst werden muss. Einfache Regel: Je tiefer die Frequenz, desto aufwändiger die Massnahmen. Bass optimieren ist aufwändig, ein Flatterecho eliminieren ist simpel (z.B. Bild an eine der Wände hängen und leicht anwinkeln). >Ich bin ja grundsätzlich mit dem Ton bisher zufrieden, würde aber schauen ob es besser geht. Es geht immer besser. ;) >Da ich die Boxen leider nicht einen Meter von der Wand wegstellen kann, würde ich als Alternative schalldämmende Möglichkeiten nutzen. Das hilft gegen Interferenzen (Auslöschungen und Überhöhungen) im Bass-/Grundtonbereich aufgrund der Reflexion an der Rückwand. Das ist tatsächlich ein Thema und hängt davon ab, wie tief die LS spielen bzw. ab wo der Subwoofer übernimmt. >Da gibt es z.b. von Basotec diese Schaummatten, sehen aber meist scheisse aus und sind auffällig. Je tiefer die Frequenz desto dicker müssen Absorberplatten (Schnelleabsorber) sein, gleichzeitig darf die Dichte/Strömungswiderstand nicht zu gross sein, da sie sonst weniger wirksam sind. Absorberplatten wie Basotec würde ich eher zur Reduktion der Nachhallzeit von mittleren und hohen Frequenzen und der Dämpfung von störenden Erstreflexionen (z.B. an der Rückwand) einsetzen, falls das überhaupt das Ziel ist. >Dann habe ich etwas von Akustikfarbe gelesen. Kennt das Jemand und taugt das was? Siehe oben. Da Akustikfarbe/-putz sehr dünn ist, wirkt das nur bei sehr hohen Frequenzen, ähnlich wie ein Teppich. Würde ich nicht machen, da eigentlich immer bereits mehr als genug Hochtonabsorption vorhanden ist. >Wenn es nur etwas malern ist würde ich das evtl. machen, klappt ja auch ohne alles wegräumen zu müssen. Vergiss das Malen. >Lautsprecher winkeln geht etwas, aber nicht viel. Ausrichten der Lautsprecher auf den Hörplatz ist die einfachste Massnahme, die du auf jeden Fall testen solltest. Einfach ein paar Tage lang eingewinkelt hören. Das verringert den Diffusschallanteil und erhöht den Direktschallanteil. Da der Diffusschall idR verfärbt ist (je nach Abstrahleigenschaften der Lautsprecher und der Akustik des Raums), verändert sich mit dem Einwinkeln auch die Klangfarbe, hoffentlich zum Besseren. ;) Da übliche Lautsprecher (ohne Waveguides etc.) unter Winkeln verfärbt klingen, und nur einen mehr oder weniger sauberen (linearen) Direktschall haben, ist Einwinkeln eigentlich Pflicht, ausser man bevorzugt Hallsosse statt genaue Soundwiedergabe. Falls übrigens mehrere Zuhörer beschallt werden sollen, sorgt Einwinkeln für eine regelmässigere Beschallung aller Hörplätze. Man kann dann sogar stärker einwinkeln als es für den zentralen Hörplatz nötig wäre, um die äusseren Hörplätze noch weiter zu verbessern. >Gibt es Meßgeräte die einem sagen wie der Schall am Hörplatz ankommt? >kann sowas überhaupt messen ob da auch von Wänden reflektierter Schall ankommt? Seit Jahren verwende ich Room EQ Wizard (REW; Freeware) in Kombination mit einem miniDSP UMIK-1 (kalibriertes USB-Mikrophon). Das ist sehr gut und günstig: [https://www.minidsp.com/applications/acoustic-measurements/umik-1-setup-with-rew] oder [https://mehlau.net/audio/REW-UMIK-1/index-de.html]. Gibt noch viele andere Anleitungen dazu. Man kann den Laptop auch einfach per HDMI anschliessen. REW verwendet so ziemlich jeder, der etwas messen will im Hobby Heimkino/Hifi. Mit REW kannst du Reflexionen, den Amplitudengang am Hörplatz, Abklingverhalten/Wasserfalldiagramme (z.B. im Bass) und die frequenzabhängige Nachhallzeit messen. Alles gleichzeitig mit einem einzigen Sweep innerhalb weniger Sekunden wohlgemerkt. REW ist also sehr mächtig. Wenn man weiss, was man misst, ist das super. Die Frage ist halt, welche Probleme du überhaupt vermutest bzw. welche Massnahmen du in Betracht ziehen würdest. Typische Probleme in nicht optimierten Räumen: 1. Auslöschungen (kein Bass) und Überhöhungen (Dröhnen) im Bass/Subwooferbereich. Hier helfen v.a. mehrere und speziell aufgestellte Subwoofer und/oder parametrische Equalizer für den Subwooferkanal. Audyssey-Einmessung/Korrektur sollte eigentlich helfen. Mit REW kann man kontrollieren, ob es das wirklich tut. Ich meide Fullrange-Einmesssysteme aber. Absorber gehen auch, aber die müssen sehr voluminös sein, was selten eine Option ist. REW ist hier jedenfalls perfekt geeignet um Probleme zu erkennen und die Lösung zu optimieren. 2. Zu hohe und/oder unregelmässige Nachhallzeit. Hier helfen Vorhänge, Teppiche und eben v.a. voluminösere Schnelleabsorber wie Schaumstoffplatten. Auch hier hilft REW um den Einfluss zu messen. 3. Reflexionen an Erstreflexionsstellen (Seitenwände, Boden, Decke, Wand hinter Hörwand). Reflexionen an den Seitenwänden machen viel aus, müssen aber gar nicht unbedingt absorbiert oder gestreut (Diffusor) werden, je nach Setup, Lautsprecher und Vorlieben. Reflexionen an der Wand hinter dem Hörplatz stören meist. Am einfachsten ist Absorbieren (mit Basotect und Co.). Bodenreflexionen kann man mit einem Teppich etwas mindern, Decke mit Absorber oder Diffusor, oder eben gar nichts, weil hässlich. REW braucht man nicht unbedingt, um die Erstreflexionsstellen herauszufinden (einfache Geometrie: Spiegel hilft), aber man kann auch hier den Einfluss auf die Reflexionen messen. Optimierung ist immer toll. Ob du es langfristig merkst, dass sich etwas zum (hoffentlich) Positiven verändert hast, ist eine andere Frage. Kommt eben auf das Problem und die Hörgewohnheiten an. REW+UMIK-1 ist jedenfalls eine Super-Kombi zum Messen. Du kannst ja jetzt schon ein paar Sinus-Sweeps im Subwooferbereich mit REW über dein System abspielen und nur mal hinhören, ob das gleichmässig klingt. Bzw. du kannst sogar einzelne Frequenzen abspielen und so heraushören, ob du dröhnende Resonanzfrequenzen hast. Falls ja, und falls du kein Audyssey hast oder magst, wäre ein zusätzlicher parametrischer EQ wie der miniDSP 2x4HD für den Subwoofer perfekt geeignet, um Resonanzfrequenzen entgegenzuwirken: [https://www.minidsp.com/products/minidsp-in-a-box/minidsp-2x4-hd]. Das ist übrigens, nebst dem Einwinkeln der LS, die einzige Massnahme, die ich bei meinem System in der Wohnung mache. Allerdings ist das nur das kleine Zweitsystem (5.1 mit Nubert Nuboxen). Im grossen Heimkino mache ich Overkill. Gruss Guardian |
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