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| Autor: | Lord Chaos | ||
| Datum: | 15.01.21 16:41 | ||
| Antwort auf: | Re:Eine Sache vergessen: von Boabdil | ||
>Es geht darum, dass entscheidende Weichen nicht genutzt wurden (z.B. Flugverkehr einstellen, sich im Sommer Gedanken über ein Worst case Szenario machen, Impfstrategie), sondern ein halbgarer Blumenstrauß offeriert wird. Aus purer Verzweifelung wird dann ein Maßnahmekatalog innerhalb kürzester Zeit wieder umgeschmissenen, plötzlich gilt etwas was vorher nicht so war, es gibt Widersprüche, Regelungen, die nicht mehr nachvollziehbar sind. Die Bevölkerung hat in der Masse vermutlich seit dem 06.01. aufgegeben. Akzeptanz und Vertrauen als wichtigste Ressourcen schwinden. Das stimmt schon mal so nicht - man hat sich sehr wohl im Sommer Gedanken gemacht, aber wie oft wurden Mahner wie Söder, Merkel oder Lauterbach denn als Panikmacher bezeichnet? Wie oft hat man Wissenschaftler zitiert, die der Meinung waren, es würde keine 2. Welle geben? Auch hier im Forum? Wie sehr hat man selbst kleine Eingriffe madig geredet, wie sehr haben sich Leute dran gehalten, ihre Daten in Restaurants etc zu hinterlassen oder es abgefeiert, dass in Nachbarländern man sich kaum um Corona ggeschert hat? Zudem - wir reden hier von einem Virus mit null Erfahrungswerten. Vielleicht hatte man die Hoffnung, dass man es mit Kontaktverfolgung etc in den Griff bekommt. >Ich finde es auch gerade in diesem Unterforum immer bemerkenswert wie Menschen, sofern sie von einer Maßnahme nicht wirklich betroffen sind, gleich dafür sind ohne auch mal ansatzweise an die Konsequenzen zu denken. Wie war das noch einmal mit fehlender Empathie? > >"Jau ÖPNV sofort dicht machen. Endlich!" Auf den Hinweis wie die Krankenschwester, der Arzt, die Kassiererin zur Arbeit kommen soll, gibt es dann nur stilles Schweigen. > >Auf den Umstand, dass sich sozial schwache Menschen FFP2 Masken nicht leisten können? "Hey, deal with it. Wer nicht mal 3€ für eine Maske hat, der hat ganz andere Probs." > >Kitas dicht? +1 yolo, habe keine kleinen Kinder. Auch das stimmt nicht - ich kenne keinen, der nicht in irgendeiner Weise betroffen ist, aber es gibt halt Leute, die das zähneknirschend in Kauf nehmen, aber eben auch solche, die wirklich bei allem was zu meckern hatten & Schlupflöcher gesucht haben, wo es nur ging. Wie oft im letzten Jahr hat die Politik denn an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert? Wie oft, auch hier im Forum, wurde das mit "Pah, wenn das nicht verboten ist, dann kann ich das machen, selbst schuld" quittiert? >Mittlerweile habe ich auch den Eindruck, dass uns die Kollateralschäden dieser Maßnahmen völlig egal sind: Sei es die Kindeswohlgefährdung, den bildungstechnischen Rückstand, die sozial isolierten mit Depressionen, Alkoholkranke, Obdachlose, Menschen in Kurzarbeit etc. Die Wirtschaft haben wir ja schon lange aufgegeben. Wie hoch wäre wohl der Kollateralschaden, wenn wir das Ganze hätten weiterlaufen lassen & das Gesundheitssystem irgendwann zusammengeklappt wäre? Kannst du mir auch nur ein Land nennen, welches ohne große Einschnitte durch Corona durchmarschiert ist? Zumal - in keinem anderen Land werden so massiv Wirtschaftshilfen ausgepackt - angefangen vom Kurzarbeitergeld über Überbrückungsgelder etc...und ja, speziell für die Gastro- und Eventbranche ist es ein Trauerspiel, dass bisher noch nicht einmal die Novemberhilfen ausbezahlt wurden, das kann und soll man auch scharf kritisieren. >Hauptsache die Zahlen gehen runter. Sie gehen aber leider nicht runter. Und keine der Maßnahmen hat wirklich signifikant etwas gebracht. Mittlerweile muss sich die Politik mal ernsthaft fragen was noch verhältnismäßig ist und welche Maßnahmen direkt auf eine Reduzierung der Zahlen abzielen. Seit November wird da aber aufgrund der fehlenden Kontaktverfolgung im absoluten Blindflug agiert, ohne zu wissen woher das Infektionsgeschehen resultiert. "Zahlen, daten Fakten? Ach, da mal etwas machen, ach da wieder schließen. Mal gucken, ob das Experiment glückt." Auch hier - das stimmt so nicht. Ja, die Zahlen gehen nicht wirklich runter, aber man hat das expotentielle Wachstum gestoppt. Bei was für Zahlen wären wir denn, wenn es keinen Lockdown gegeben hätte? Dazu kommt, dass leider auch die Leute dafür sorgen, dass die Zahlen nicht heruntergehen. Wie viele Appelle gab es denn von der Regierung, dass die Leute zuhause bleiben sollen? Und wie viele waren der Meinung "nö, also natürlich geh ich mal gepflegt Schlitten fahren, Sport und frische Luft tut ja gut" und wie oft wurden Regeln ausgelegt nach dem Motto "Also, Tag X treffe ich mich mit dem, Tag Y mit dem, Tag Z mit dem, ist ja alles erlaubt". Ja, man kann die Regierung kritisieren - da ist Einiges sicher alles andere als optimal gelaufen. Aber gleichzeitig sollte man auch nicht aus dem Blick verlieren, dass es nicht wenige Leute gab, für die Eigenverantwortung anscheinend ein Freibrief dafür war, die Regelungen soweit zu dehnen wie es nur geht. |
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