Thema:
Kunst des nicht Zeigens flat
Autor: Knight
Datum:27.06.16 07:03
Antwort auf:Aliens [Film] von Knight

Ich habe ja doch einiges zu Reklamieren in modernen Blockbustern. Vorallem in Bezug auf die Tatsache, dass diese immer häufiger aufgeblasen und mit CG überhäuft werden. Dank der Technik brauchen sich Regisseure nicht mehr zu fragen ob sich dieses und jenes glaubwürdig darstellen lässt bzw. haben viele es verlernt Dinge nicht zu zeigen oder bloss anzudeuten. Man packt schlicht alles auf die Leinwand.

Hier dürften Filmemacher gerne mal wieder einen oder zwei Gänge zurückschalten und sich vielleicht von Aliens und Camerons herangehensweise inspirieren lassen. Dieser Film hat 3 "grosse" Actionsequenzen. Gross deshalb in Klammern, weil nach heutigen Standards wahrscheinlich nur noch der Showdown als solcher durchgehen würde und selbst da kämen mehr als zwei oder drei Wächteraliens in die Königinenkammer um die Eier vor der Heldin zu beschützen.
Zum ersten Mal treffen wir nach gut 45 Minuten auf die titelgebenden Monster. Die Marines werden total überrumpelt. Dabei gibt es das Geschehen vorallem zu hören oder man verfolgt es über rauschende Monitore der Körperkameras der Soldaten. Die Aliens werden dabei nur angedeutet. Man sieht sie sich kurz von Wänden und Decken lösen, hört sie schreien oder bekommt in kurzen Frames gezeigt wie sie zerplatzen. Und obwohl man sie nie im Rudel in einer Totalen sehen kann (wie man es heute machen würde) weiss man als Zuschauer, dass es dutzende sein müssen und die Männer und Frauen da schleunigs verschwinden sollten. Warum? Weil der Film geschickt geschnitten ist und der Horror gekonnt über die Charaktere verkauft wird.

In der zweiten Sequenz im Kommandoraum bekommt man etwas mehr zu sehen. Die Kamera zeigt uns die Kreaturen dezent länger und manchmal auch zwei oder drei auf einmal. Der Fokus bleibt aber auf den Charakteren und verschiebt sich nicht zugunsten des Effektes auf den Effekt. So bleibt dieser frisch, interessant und nicht voll fassbar.
Erst in den letzten 15 Minuten enthüllt Cameron den vielgliedrigen Albtraum für uns Zuschauer. Allerdings nicht in einem nervösen Endkampf gegen 500 Aliens auf einmal mit 40 Marines, ein paar Panzern und gewaltigen Explosionen, sondern in Form eines brandneuen Charakters (ja, die Queen wird in den paar Szenen die sie hat zu einem vollständig glaubwürdigen und furchteinflössenden Antagonisten gemacht) in einem persönlichen Duell gegen unsere Heldin.

So hat es der Filmemacher hier geschafft uns über die gesamte Laufzeit hinweg bei der Stange zu halten indem er A) den Effekt nicht überstrapaziert und den Hunger nach mehr bleibt und B) indem er nicht mit austauschbaren Figuren langweilt sondern jedem einzelnen Charakter verleiht. Also komplett das Gegenteil von dem was aktuell leider viel zu oft der Fall ist.

Gareth Edwards hat das übrigens in Godzilla versucht zu reproduzieren. Dabei ist ihm das nicht Zeigen bis zum letzten Drittel ziemlich gut gelungen, dann hat ers aber leider irgendwann übertrieben und mich persönlich nur noch genervt. Das schlimmere Problem war aber, dass er mir statt der Kreaturen keine interessanten Charaktere geboten sondern auf 08/15 Langeweiler gesetzt hat bzw. DEN guten Charakter im ersten Drittel gekillt hat. So kann das leider nicht funktionieren.

Für die Zukunft wünsche ich mir daher wieder weg mit Fokus von Spezialeffekten hin zu interessanten und glaubwürdigen Charakteren. Mich als Zuschauer nicht mit dem erschlagen was alles möglich ist, sondern nur das zeigen was absolut nötig ist um den Hunger nach mehr aufrecht zu erhalten.


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