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| Autor: | Pezking | ||
| Datum: | 21.01.12 21:11 | ||
| Antwort auf: | Re:Neuer Trail0r...alter Falter.... von Obiwan | ||
>Die gesamte Naziideologie basierte auf der Vernichtung >rassisch Minderwertiger, insbesondere der Juden. Alles >andere war Propaganda, die erschreckend hervorragend >funktioniert hat. Nee, das ist zu einseitig. Das Hauptziel war die Gewinnung von Lebensraum im Osten und Revanche für den Friedensvertrag für Versailles. Deutschland sollte wieder zu einer Weltmacht werden. Das war mehr als nur Propaganda, auch wenn es natürlich in den Vordergrund gerückt wurde. Und im Schatten dieser populären Ambitonen lebte man dann den mörderischen Rassenwahn aus und machte die Juden zum universellen Sündenbock. Der Bevölkerung wurde es leicht gemacht, sich hinter den o.g. Kriegszielen zu verstecken. Sie waren ja nicht mal gelogen. Und die "Lust auf einen Sündenbock" war nach Versailles leider auch latent vorhanden. >Man muss abwägen. Es gab und gibt dennoch eine gewaltige >Kollektivschuld. Die deutschen "Volksgenossen", das >gesamte damalige deutsche Volk, trägt Schuld und ist >verantwortlich für die irren Taten, die in seinem Namen >geschehen sind. Einerseits ja. Natürlich ist es eine Schande, was hier passiert ist, und die Schuld daran liegt letztendlich beim Täter(-volk). Andererseits ist das auch ein wenig plump. Da wäre zum Beispiel der Friedensvertrag von Versailles, der tatsächlich dafür gesorgt hat, dass die radikale Nazi-Ideologie überhaupt auf nährbaren Boden fiel. Es war ein riesiger Fehler (und auch in der Sache falsch!), die Deutschen dazu zu zwingen, die komplette Schuld des Ersten Weltkriegs auf sich zu nehmen! Ein französischer General (oder Politiker?) hat damals gesagt, das sei kein Friedensvertrag, sondern nur ein 20jähriger Waffenstillstand. Leider wusste der Mann erschreckend genau, wovon er sprach. Um es abzukürzen: Ja, die Deutschen haben den Holocaust verbrochen und den Zweiten Weltkrieg begonnen. Daran gibt erst erst einmal nichts zu deuteln. Aber trotzdem habe ich Probleme damit, abseits von praktizierenden Nazis und Opportunisten wirklich von Schuld zu sprechen, oder gar von aktiver Beteiligung an den Verbrechen durch Passivität. Wie gesagt: Jeder Deutsche, der nach 1933 ins Exil gegangen ist, müsste sich dann den gleichen Vorwurf anhören. Ich finde, das deutsche Volk als Ganzes war in erster Linie feige, dumm, unsicher und arrogant zugleich - wie sich zeigte, war das eine gefährliche Mischung, die eine verbrecherische Instrumentalisierung erlaubte. >Das "Volk" mag vereinnahmt worden sein, das spricht es >aber nicht frei. Zustimmung, keine Frage. Niemand hat die Deutschen gezwungen, ausgerechnet diese Lehren aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg zu ziehen. >Genauso irre ist es, wie Scharfschützen in Syrien 4jährige >hinterrücks erschießen oder Serben tausende bosnische >Moslems massakrieren. Alles schwer verrückt. Nur der >Wahnsinn, den die Deutschen betrieben haben, den wird es >in dieser Dimension hoffentlich nie mehr wieder geben. Leider gab es den auch woanders schon oft genug. Im kleineren, weniger industriellen Umfang. Aber mehr als genug Diktatoren und Ideologien haben Millionen Unschuldige auf dem Gewissen. Ich will da jetzt um Himmels Willen nichts relativieren! Die Menge solcher Ereignisse mindert in keinster Weise die Schuld des jeweiligen Verursachers! Mir fällt es bei genauerer Betrachtung nur schwer, ein "Ranking" aus Holocaust, den Umsiedlungen und vorsätzlichen Hungersnöten von Stalin, den "Großen Sprung nach vorne" durch Mao, dem Genozid an den Armeniern durch das Osmanische Reich, den Massensäuberungen durch die Roten Khmer, etc. zu erstellen. Es gibt leider so verdammt viele vergleichbare Beispiele, angesichts derer die Hoffnung, dass so etwas nie wieder passiert, zwangsläufig wie eine Utopie anmutet. In meinen Augen ist es gefährlich, den Holocaust als "einsame Spitze" darzustellen. Das verleiht diesem Verbrechen eine gewisse abstrakte Einzigartigkeit. Diese ist im Detail vielleicht angemessen, jedoch leider Gottes nicht in Sachen Tragweite. Die Menge an Völkermorden, Vertreibungen, etc. in der Menschheitsgeschichte ist so erdrückend groß - das finde ich viel beklemmender. Sozusagen der "regelmäßige Völkermord als Normalzustand". Da wird mir Angst und Bange. |
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