| Warnung: Lang |  |
>Na, wer von euch Kritikern hat nur auf die 95% gestarrt? ;)
Ich muss etwas ausholen. Erst einmal sollte man innerhalb der Fanbase differenzieren, mit welchem Lager man es zu tun hat. Es gibt Leute die Zelda einfach lieben, und Nintendo dafür feiern. Und dann gibt es das Lager der Kritiker, die Zelda auch lieben, Nintendo aber nicht primär für Zelda sondern für ihre regelmäßigen Arschtritte an die gesamte Branche gefeiert haben. Leute, die der Meinung sind, dass genau diese Firma das eigene Hobby maßgeblich geprägt hat, eine Firma, die erst dann anfängt zu richtig zu arbeiten und zu schleifen, wo andere ihre Produkte schon auf den Markt werfen. Die auf der einen Seite keine 80%-Lösung raushauen, sondern annähernd Perfektion abliefern, was schon bemerkenswert ist, aber die in diesen runden Produkten eine noch viel höhere Leistung vollbringen als einen unglaublich durchdachten Feinschliff.
Sie lieferten bislang immer Skizzen, an denen sich die gesamte Branche bediente, und zwar genreübergreifend. Und genau DAS rechtfertigte in meinen Augen die Märchenwertungen in der Vergangenheit, es war genau diese Leistung die honoriert wurde. Wenn der Markt in seinen Adaptionen ertrank und diese nur mit Höher/Schneller/Weiter-Prinzipien aufzupeppen wusste, kam aus Japan wieder ein Kickstart welcher der versammelten Entwicklerriege die Schamesröte ins Gesicht getrieben haben muss, und die "Spielmechanik" auf die nächste Ebene hievte. Wohlgemerkt immer in Einklang mit einem auch fantastischem Spiel. Es ist insofern keineswegs verwunderlich warum Nintendo Kritikerliebling war, genau diese Leute schauen nämlich auch mal hinter den Vorhang. Der Vorwurf an die Tester, Nintendoprodukte generell überzubewerten ist ja nichts Neues, aber jetzt bin ich der Meinung, dass mit SS tatsächlich ein Punkt erreicht, wo dieser Vorwurf zutrifft und sich diese Wertungsattitüde tatsächlich verselbstständigt hat, wo nichts, aber rein gar nichts abgeliefert wurde, was die Genrekonkurrenz in irgendeiner Weise in den Schatten stellen würde.
Es fehlt der ultimative Schliff, so viele Dinge laufen in ihrer Mechanik derart der Musik hinterher, dass man meinen könnte die japanischen Entwickler leben in einem von der Außenwelt abgeschirmten Bunker. Es sind Kleinigkeiten, aber so zahlreich dass einem schwindelig wird. Und hatte man früher die Games regelrecht verschlungen, wird man nun mit frechen und ideenlosen Streckmechanismen konfrontiert, die so krass ausarten, dass man meinen könnte eine Videospielparodie vor sich zu haben. Und man hat es auch komplett verpasst, irgendeinen Rohschnitt zu liefern, welcher Impulse an die Branche aussenden könnte.
Natürlich ist die Vergangenheit insofern auch eine Bürde und hohe Hürde für Nintendo. Und jetzt kommen wir endlich auf das Problem der 95%. Es ist verständlich wenn man diese eigene Maßgabe nicht permanent erfüllen kann. Nichtsdestotrotz hat ja speziell Galaxy gezeigt, die Jungs können es noch. Und die Zahlen für SS aus der Kritikerbranche suggerierten mir, back with a bang, Sie haben es wieder getan. Und das ist nun mal ganz klar belegbar nicht im Ansatz der Fall, das liest man aus den Tests heraus, das liest man aus den persönlichen Meinungen heraus, und selbst viele Zelda-Verfechter (SS-Verfechter will ich nicht schreiben) sind sich im klaren auch eine Nostalgiebrille aufzuhaben. Sie zehren halt von den nach wie vor zweifelos vorhandenen besonderen Momenten der neuesten Inkarnation, aber ich kann mir nicht vorstellen dass auch nur einer von ihnen der Meinung wäre, eine Genrerevolution vor sich zu haben. Die Hürde des Nintendoqualitätssiegels wurde nicht nur gerissen, man ist ziemlich deutlich unter ihr durchgerauscht. Und ja, da kann man sagen, dann lies doch den Test. Gerne, wenn er nicht aus dem Textbaukasten kommt und tatsächlich zum eigentlichen Spiel und seiner Spielbarkeit Stellung nimmt. Aber andersherum darf die Frage durchaus gestattet sein: Was soll der Scheiß?