Antwort auf den Beitrag "Re:Was lange währt, wird endlich "gut"" posten:
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>Es ist Dezember 2021, und ich bin 45. > >"Bankkaufmann" höre ich mich noch zu meiner Mutter sagen... Wahrscheinlich war das so Ende Grundschule. Ich konnte schon immer gut mit Zahlen, zumindest wenn die Zahlen _für mich_ Praxisbezug haben (Dreisatz, einfache Algebra, Geometrie liebe ich bis heute, bei Funktionen und dergleichen steigt mein Kopf aus :D). >Erste Gleichungsauflösung: Nur wenn ICH in etwas Sinn entdecke, bin ich wirklich leidenschaftlich und motiviert dabei. In diesen Momenten halte ich mich auch für intelligent, also ich kann Wissen schnell aufsaugen, Transfer leisten etc. pp. > >Meine Mutter hat meinen Bruder und mich alleine großgezogen, meine Eltern haben sich getrennt als ich 3 war. Mir hat es an nichts wirklich wichtigem gefehlt, finanziell waren aber keine großen Sprünge drin. Angefühlt hat es sich natürlich als Kind, oder gar Pubertierender komplett anders. "alle anderen kriegen dies, können jenes, NUR ich bin die ärmste Sau der Welt..." > >Nuja, lassen wir das Bedürfnis nach Materiellem mal als zweites Leitmotiv stehen ;) > >Grundschule allgemein flog inklusive Umzug wegen Jobwechsel meiner Mum einfach so vorbei, Noten waren nie ein Problem... >Eher mein Verhalten, als ich nach einer Krankheit von 2 Wochen, dann einfach mal weitere 3 Wochen nicht zur Schule gegangen bin. Telefonate kann man natürlich als Kind nur bis zu einem gewissen Grad kontrollieren, und irgendwann kam dann natürlich alles raus :D >Damals wurden auch noch härtere Strafen verhängt und ich durfte "für jede verpasste Stunde einmal den Schulhof fegen". > >Daraus gelernt habe erstmal leider nur eine Sache: >(Heraus)reden funktioniert! >Lernen hätte ich sollen: Alles hat Konsequenzen (Mehr hierzu im Kapitel "Gerichtsvollzieher vor meiner Tür" :P) > >Alright, Gymnasium... Rauf und runter, insgesamt kam ich viel besser mit strengen, aber fairen und gerechten Lehrern zurecht. Da weiß man die ganze Zeit woran man ist, und kriegt auf beiden Seiten der Skala entsprechendes Feedback. >Nachdem ich einmal zu 70% aus Bequemlichkeit und 30% aus "Ich komme in der Klasse nicht wo wirklich gut klar" sitzengeblieben bin, habe ich in der Oberstufe nebenher richtiges Arbeiten entdeckt. Ich habe seit ich 12 war eigentlich immer einen Nachbarschaftshund ausgeführt, hier kommt meine Liebe zu Hunden her. Es war also immer ein gewissen "Grundrauschen" da, maximal aber 30-40 Mark, die ich auch eigentlich immer sinnlos verblasen habe... Mh, jetzt wo ich darüber nachdenke, eigentlich habe ich es bereits VORHER sinnlos verblasen (Süßigkeiten, Junk food, etc.) und habe dann meistens meine Schulden damit beglichen. Mit 16/17 habe ich dann zusätzlich angefangen in einer Tanzschule zu jobben, erst als Servicekraft, später auch als DJ. >Oida, hat DAS mein Leben verändert. > >Rollen wir den Aspekt der "Sozialakquise" (Hetero Timo und die weiblichen Wesen) mal nebenher auf und teilen es in leicht verdauliche Cluster: >0-7: echt jetzt, ihr denkt dass da was steht? Weitergehen :D >7-15: MÖÖÖÖÖP, N Ü S C H T ausser viel Frust und "uuuuh, Du bist SO nett, ich will die Freundschaft nicht riskieren". > >Erste richtige Freundin aus der Tanzschule, damals aber noch nicht dort gearbeitet, waren schöne paar Monate bis es dann auseinanderging > >16-19 (als Barkraft und DJ): Whoa, nicht alle auf einmal, zieht euch bitte dahinten ne Nummer! > >Erfahrungswert für mich: Mädchen stehen auf Status, oder vielmehr besser gesagt, die Souveranität, die Status mit sich bringt. ISSO (in meiner Welt), auch wenn ich nie es wirklich richtig geil fand und finde, aber die Faktenlage ist in meiner eigenen Versuchsreihe eindeutig. (Später mehr im Kapitel "Achja, im Triumphirat des Nachtlebens fehlt ja noch "Türsteher") > >Anyway, zurück zur Schule: Geld verdienen und haben ist der Hammer, ergo hatte ich in der Oberstufe 3 Jobs nebenher. Unter anderem habe ich beim Gebrauchtwagenhändler Autos aufbereitet (nie geschraubt, da fehlt mir Talent für) und in einer Großbäckerei gearbeitet. > >Im Nachhinein betrachtet war die Oberstufe auch eine extrem tolle Zeit, alle mochten mich irgendwie, ich konnte zwischen allen Cliquen hin- und herspringen (Sporties, Alternative, Nerds suw.), ich kam mit allen klar. >Mein Abi hingegen war duuurchwachsen :D: 3,1 Wenn man jedoch mit einbezieht, dass ich in meinem Mathe-LK 1 Punkt schriftlich im Abi hatte und 0 Punkte mündlich (ja, da steht null) ist das insgesamt schon ein bisschen eindrucksvoll. >Das Ergebnis ist leider wiederum ein Beweis dafür, dass ich nichts mit Lehrenden anfangen konnte, die larifari unterrichten. Immerhin war es der erste und einzige Mathe-LK ev0r, den diese Lehrkraft je gemacht hat. > >Abi wird dann auch bis heute der letzte und einzige "abgeschlossene" Abschluss sein, den ich habe. > >Mit dem Abi in der Tasche wusste ich nicht, was ich machen sollte, aber erstmal 3 Wochen Urlaub in den USA zusammen mit dem besten Freund hört sich doch gut an, oder? Geld hatte ich tatsächlich gut beiseite gelegt, und den Rest schoss mir meine Mum vor (Kreditkarte und stuff). > >Meine bester Freund war auch in der Tanzschule als Tanzlehrer angestellt, wo ich ohnehin quasi immer abhing. Als Bonus obendrauf konnten wir die erste Woche in den USA bei unseren Chefs unterkommen, die da ohnehin sind und Apartments angemietet hatten. Jackpot! >Roadtrip als Rundreise durch Florida und am Golf von Mexiko lang. > >Wir sind dort, haben alles sauber durchgeplant, und am zweiten Abend... sitze ich auf einmal nachts am Strand und knutsche mit meiner Chefin. > >Hört sich an wie ein feuchter Traum, und es ist auch die ersten zwei Tage. >Sie war wirklich heiß und insgeheim waren sehr viele Jungs in sie verknallt. > >Sie 42 , ich 21. Ich noch Jungfrau, Sie sehr erfahren. Sie verlobt, ich Single. Ich psychisch halbwegs gesund, Sie borderlinerin. Sie eingebildet sterbenskrank, ich naiv und bis über beide Ohren verliebt... > >Wir spulen fast 4 Jahre vor. >Im Nachhinein weiß ich nicht wie, aber ich habe mich am 08.09.2001 endgültig von ihr getrennt. (Sie war und ist wahrscheinlich bis heute mit dem anderen Kerl, damals ebenfalls mein Chef, verlobt. Und ach ja, sie lebt auch "noch", obwohl sie eben an Tag drei (August '97) mir mitgeteilt hat dass sie sterbenskrank ist und nur noch wenige Wochen zu leben hat) > >Zu diesem Zeitpunkt bin ich auf dem Weg der Besserung, ich habe mich psychisch komplett von ihr dekonstruieren lassen, mein Leben in Scherben legen lassen, meine Zukunft ein Stück weit weggeworfen (ich hatte viele Möglichkeiten, alle nicht wahrgenommen oder sogar aktiv abgelehnt), habe ung. 20k DM Schulden, micht mit meiner Familie zerstritten, kaum noch Freunde, ich existiere in Doppelleben... > >Ich schreibe bewusst "lassen" weil zu allen Dingen immer zwei Personen gehören, auch wenn man bei einer Beziehung mit einem deratigen Lebenserfahrungsunterschied niemals von "gleichberechtigt" spreche kann. >Von all den Dingen wie Beziehungsdynamik und erlernte Muster, von denen ich auch bis heute etwas von dem Dreck habe, weiß ich da noch garnichts... > >Das Internet, allem voran giga.de, hat mir geholfen mich nicht komplett zu verlieren. Ich habe mehr als 1,5 Jahre eben ein Doppelleben geführt, um die Kraft zu sammeln, mich zu lösen. >"Keth" hat mich hierher gebracht :) >Cut! > >Arbeiten konnte ich immer gut, und alle meine Chefs wollten mich nie gehen lassen. Bis 2003 kamen dann noch Koch und Tankstelle auf meine ohnehin schon lange Liste an Neben-, eigentlich Hauptjobs, hinzu. >Aber irgendwie muss es doch auchmal vorwärts gehen im Sinne von "besser", oder gar "gut" werden. >Über Giga lerne ich viele Menschen kennen, ich besuche ein Mädchen in Münster und es macht "BÄM BÄM". Bäm 1: Stadt, bis heute! Bäm 2: Freundin, knapp 5 Jahre, aber die waren gut. Heilend, wenn auch nicht komplett, aber der Rest lag und liegt in meiner Verantwortung. >UND: Ich kann in Münster studieren. Quasi alles! Und, ich habe 13 (dreizehn) Wartesemester, Numerus Clausus my ass :D > >Kommunikationswissenschaft, Englisch und Wirtschaftspolitik auf Magister! Ha, jetzt geht es rund! > >Nur, Praxisbezug und Uni sind soweit voneinander entfernt wie das Schwabenland, wo ich herkomme, und Münster, wo ich studiere. Zusätzlich will ich natürlich als Mitte Zwanzigjähriger meiner Mum nicht mehr auf der Tasche liegen (was ich dennoch immer wieder bis 37 mache) und arbeite nebenher: Tankstelle, Möbelpacker, IT-support, Behördenwerksstudent, bis irgendwann hin eben zu Türsteher, sogar Projektmanagement und Eventbetreuung für Mercedes und AMG. > >Meine Universitätsemesteranzahl liegt insgesamt bei 25, ich wäre quasi scheinfrei in meinem Bachelorstudiengang "economics and law". Allerdings habe ich nie eine Abschlussarbeit geschrieben, weder als Magister, noch im Bachelor zu welchem ich irgendwann wechseln musste. > >2014 hat sich dann aber mal wieder meine Arbeitsweise ausgezahlt, denn ich bekam das Angebot in Katar zu arbeiten. > >Das war und ist die Initialzündung für meinen Quereinstieg in den Vertrieb. >Ich bin und war schon immer an Menschen interessiert, ich kann reden. Wenn ich von etwas überzeugt bin, kann ich das "verkaufen". Ich mag es neue Menschen kennezulernen. >Ursprünglich wollte ich bis 2022, eben bis zur WM, bleiben. > >Die Krankheit meiner Mutter wurde aber 2016 schlimmer, und selbst 4h Flug haben sich für mich zu lange angefühlt. Ausserdem sind alle Erlebnisse irgendwie nichts, wenn man alleine, manchmal sogar einsam ist. Also kam ich zurück nach D, sogar zurück in meine Heimat Süddeutschland. > >Ich bin schuldenfrei, verdiene gut, kann mittlerweile mit Geld umgehen (bin vielleicht sogar einen Tick zu vorsichtig) und habe eine tolle Beziehung seit mehr als 5 Jahren. Ich habe "baggage", kümmere mich aber darum. >Ich kann mir leisten vor dem nächsten Jobwechsel einen kompletten Monat nichts zu machen. > >Und ich bin dankbar. >Dankbar, dass es gut geworden ist. >Dankbar, dass meine Mum, die immer gelitten hat und für mich da war, egal was war, noch gesund mitbekommen hat, dass mein Leben endlich "gut" ist.
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