Antwort auf den Beitrag "Re:Wissenschaft oder Wettergott - Rationaler Klimaschutz" posten:
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>>Ich habe nicht den Eindruck als ob er sich als Experte in Sachfragen darstellt. Es geht letztendlich um zu erwartende Verhaltensweisen national als auch international unter prognostizierten Szenarien. Und da geht es eher um die ankommende Kernbotschaft, wie diese aufgenommen wird und was diese für Reaktionen hervorruft. Es ist also vielmehr eine psychologische Analyse als eine detaillierte Sachdiskussion. >> >Ja, auch eine psychologische Gesellschaftsanalyse ist bei dem Spektrum wo jemand der bspw. auch Ausführungen zum perfekt ausgeführten Elfmeter macht (auch da mit übereinfachten Modellen) eine wo jemand sehr wahrscheinlich keine Expertise vorzuweisen hat ;) >Und warum er auch in dem von dir verlinkten Beitrag in meinen Augen auch inhaltlich zweifelhaft unterwegs ist hab ich versucht rauszuzeichnen. > >Ich kenn den Kerl weil ich gerne Wissenschaftskanäle auf Youtube schaue und der wird mir vom Algorithmus entsprechend auch immer wieder mal reingespült. >Keine Katastrophe, aber eher schwach. Warum, hab ich versucht an einem Fallbeispiel rauszuzeichnen. Mir ging es nicht darum den Mann zu diskreditieren um den Inhalt wegzuwischen, sondern ihn hinsichtlich qualitativer Werthaltigkeit seiner Beiträge einzuordnen. Weil das ist das übliche Spielchen dass man Titelträgern gerne mehr Relevanz zugesteht, auch wenn sie oberflächlich und fachfremd unterwegs sind, und solche Vids dann bei ungewöhnlichen Perspektiven als "Beweismaterial" für diskutable Ansichten viral gehen. > >Wer Interesse an Wissenschaftsthemen hat wird auf Youtube jedenfalls auf anderen Kanälen deutlich werthaltiger bedient, ich bin bspw. Fan von dem hier: >[https://www.youtube.com/c/whatdamath/videos] >Da geht es meist um Weltraum-Themen aber auch immer wieder mal Ausflüge zu Pop-News aus der Wissenschaft. >Und wenn einem sowas zu trocken aufbereitet ist vom Unterhaltungswert findet mit bspw. Veritasium immer noch deutlich stichhaltiger produzierte Inhalte die dann kurzweilig aufbereitet werden. > >That being said, kann man auch feststellen dass die vorgetragenen Inhalte des Beitrags auch nicht neu sind, und mit denen kann man sich beschäftigen, da komm ich persönlich aus Gründen zu anderen Schlüssen. > >>Das Aktivisten schreien müssen um gehört zu werden ist klar. Ebenso ist aber auch klar das von dieser Seite eben immer vom worst case Szenario ausgegangen wird und Maximalforderungen aufgestellt werden unabhängig eines Realitätschecks auf Umsetzung. Das ist aber eben auch legitim. Denn wer 100 erreichen will muss 130 fordern um notwendige Kompromisse eingehen zu können. >>Die Umsetzung liegt aber bei der Politik. Da muss eben ein Konsens aus Erfordernissen, Möglichkeiten und Zeitdauern gefunden werden; und egal wer und wo auf der Welt gewählt wird, dieser Konsens wird niemals im Bereich der Maximalforderungen liegen. > >Da fühl ich mich missverstanden. Ich begreife die Verschärfung des Aktivismus nicht als Ausdruck von Maximalforderungen. Nicht die Forderungen sind Ausdruck der steigenden Hebelkraft aktivistischer Bewegungen, sondern wie Aktivismus es geschafft hat mehr Menschen zu erreichen, hinter sich zu bringen, und damit auch spürbaren Druck auf den Politikapparat auszuüben, der wie du richtig feststellst die letztliche Umsetzung ausbaldowert. >Nur, es ist nicht der Gap zwischen Maximalforderung und politischem Plan der hier den Skandal stellt, sondern der Gap zwischen politischem Plan und dem was man im heutigen wissenschaftlichen Konsens als notwendig erachtet. > >Hierbei wurden schon die Zielsetzungen im Aushandeln krass weichgekocht, aber selbst diesem moderatem Kompromiss wird man nicht gerecht. >Das ist das Problem. >Und diese Problematik besteht nicht aufgrund sich zunehmend verschärfender Rhetorik, sondern ist die Ursache dafür warum sich die Rhetorik zunehmend verschärft. > >>Genausowenig wie es nur einen einzigen, angeblich alternativlosen Weg geben wird. Nichts ist alternativlos und es wird vielfältige Ansätze geben; Und eines ist auch klar. Es wird weiterhin Katastrophen geben müssen um Maßnahmen zu beschleunigen. Je mehr in China absäuft umso schneller wird man handeln und je mehr in USA oder Australien der Busch brennt umso mehr wird dort passieren. >> >Ja, Politik und Menschen sind eher aktionistisch. Auch bei vorhandenem Problembewusstsein, braucht es gerne akute und konkrete Vorfälle um Handlungsbereitschaft zu triggern. Im Angesicht der Katastrophe erzeugt dieses Vorgehensmodell dann immer wieder und wieder und wieder exorbitant höhere Kosten (man möge mir verzeihen dass ich auch humanitäre Katastrophen im Begriff "Kosten" verankere) als man sie bei seriöser Prophylaxe hätte. Es ist einfach dumm, auch die Pandemie fiel bspw. nicht vom Himmel sondern ist seit geraumer Zeit als wahrscheinliches Szenario antizipiert worden, sogar mit Vorsorgeempfehlungen, die dann in Schubladen gesteckt wurden. And now look at us. >Das sind keine Erfolgsmodelle und wenn man immer wieder die gleichen Fehler macht, sollte man vielleicht mal nachdenken warum und was da schief läuft und das nachhaltig korrigieren. > >Die Krux beim Klimawandel ist aber die Unumkehrbarkeit. Heißt, in dem Moment wo wir mal endlich unmissverständlich sehen welch Ausmaß das alles hat, und dass das was dieses Ausmaß an Kosten erzeugt selbst deutlich ambitionierte Pläne als die welche wir verfolgen wie einen Fliegenschiss erscheinen lässt, ist es schon zu spät. Das sind Versäumnisse die kann man nicht mit erhöhtem Budget nachholen und dann irgendwie doch noch ins Ziel stolpern. It's over. > >Die gesamte Infrastruktur in allen Ländern hängt daran dass die Wetterverhältnisse in den Regionen so sind wie sind und auch so bleiben. Bis zu einem gewissen Grad kann man sich immer an Veränderungen anpassen, aber wir reden hier von Veränderungen in einem globalen Ausmaß. Wenn ich den Buhei um Baumaßnahmen und Investitionsvolumen beim Aspekt Energiewandel sehe, frag ich mich schon ob die Lück wirklich verstanden haben, was die Alternative dazu ist und welches Volumen diese Alternative hat und welche Kosten sie erzeugt. > >>Die gesamte Welt ist in solchen Machtgefügen aufgeteilt. Das muss man nicht gut finden aber man sollte es vielleicht zur Kenntnis nehmen und es wäre imo völlig absurd zu glauben das sich daran irgendwann mal generell etwas ändern wird. Russland, China, Afrika, Indien, USA. Diese Länder sehe ich jetzt nicht so an als ob die sich die Rettung der Welt ganz oben auf die Agenda geschrieben haben. Da gehts es in erster Linie um Sicherung des eigenen nationalen oder internationalen Machtanspruches . Insofern finde ich die These von Rieck recht interessant das grüne Technologien auch zur persönlichen Bereicherung taugen müssen. D.h. es muss attraktiver sein in Afrika Solarenergiegewinnung zu betreiben als Kohle aus der Erde zu schaufeln. >> >Grüne Technologie taugt schon heute zur Bereicherung, nur muss man da die Bilanzen dieser Technologien verlängern und gegen die Drohszenarien aufrechnen. >Solange jedoch die tatsächlichen Kosten als Drohgespenst am Firmament nicht in die Rechnung inkludiert werden, solange siehst du finanziell keinen Stich gegen den Raubbau an der Umwelt. > >Globalisierung und technologische und infrastrukturelle Evolotion in solchen Schwellenländern machen die Problematik nur noch komplexer. Wünsche nach Profit sind halt Wirtschaftsblabla von Wirtschaftsblablablalern. >Und im gesellschaftlichen Diskurs ist die politische Hebelkraft solcher Zustände keine wo es darum geht Missstände aufzugreifen, sondern von den eigenen Versäumnissen abzulenken, nach dem Motto, jaja, unsere Ziele, ABER DAS KOHLEKRAFTWERK IN AFRIKA! >So kann man Diskurs auch gezielt zerfahren. >Und schon wieder beißt sich unser Hund in den Schwanz. > >>Absolut. Von der Politik erwarte ich dennoch agieren mit Ratio und keinen blinden Aktionismus. Da kann man dann zumindest mal darüber nachdenken ob der überhastete Atomausstieg für Decarbonisierung der Energiegewinnung nicht ein großer Stolperstein war/ist. >> >Klar, das sehe ich übrigens auch so dass man hinsichtlich Timing einen großen Bock gebaut hat, auch wenn ich den Ausstieg aus der Atomkraft grundsätzlich befürworte. >Man hätte aber durchaus Gestaltungsräume um das mit erhöhten Investitionsvolumen beim Energiewandel zu begradigen, aber dann braucht es nicht lang bis jemand solche Notwendigkeiten als "politischen Aktionismus" niederschreit, und schon wieder beißt sich unser Hund in den Schwanz. > >>Wir sind aber nicht das Maß der Dinge und auch nicht der Mittelpunkt der Welt. Wir können hier die Arschbacken zusammenkneifen wie wir wollen ohne das es irgend etwas bringt wenn man nicht parallel einen international praktikablen Fahrplan auf den Weg bringt. > >Wir sind eines der mächtigsten Länder auf diesem Planeten. Und genau dann wenn der Planet in Gefahr ist, geht diese Macht meines Erachtens auch mit einer erhöhten Verantwortung einher, weil wir als Land mit all unseren Koalitionen haben hier Hebelkräfte die anderen abgehen. >Sich dann abwinkend auf die internationalen Problemstellungen zurück zu ziehen erachte ich als hanebüchen. Speziell dann, wenn man seinen eigenen Hausaufgaben im eigenen Land nur hinterherläuft. >Das ist in Summe schon ziemlich albern, und so wird aus der Argumentation auch ein Schuh und unser Hund hat sich seinen Schwanz wohl mittlerweile abgeknabbert. > >>Und ich bin fest davon überzeugt das uns ohne Innovation ohnehin die Scheisse um die Ohren fliegt. Innovation heißt dabei sowohl in Energetischer Hinsicht (Erzeugung, Verteilung, Speicherung) als auch in infrastruktureller und baulicher Hinsicht was heißt lernen mit sich ändernden Bedingungen umzugehen. >> >Innovation ist eine Worthülse in die man alles mögliche reinstelzen kann, und gerade in diesem Themenkomplex sind das gerne Wunschträume, so als hätte jemand in den 80ern gesagt, wir brauchen ein Medikament das Aids heilt, und dann alle so, yeah, gute Idee, und dann, hallo Wissenschaft, warum kommt ihr da nicht selbst drauf. Bitte umsetzen. >So funktioniert das alles nicht. >Ich sehe keinen Mangel an Innovation, die Technik ist da, die Ziele sind mit dieser grundlegend erreichbar, es mangelt imo nicht an Innovation sondern am Willen. > >Davon ab will ich auch nicht den Eindruck erwecken dass ich irgendwie optimistisch wäre dass man all das noch eingefangen bekommt. Das denke ich halt nicht. Ich denke, wir sind gefickt. Ich fände es nur angebracht wenn all jene Kräfte, sowohl die kleinen als auch großen, die ihren Beitrag zu dieser Selbstdemontage leisten, aufhören sich selbst was vorzuheucheln und sich zumindest ein klein wenig schämen wem sie da Wind ins Segel pusten und wem nicht.
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