Antwort auf den Beitrag "Re:Seltsam, gerade diese Woche?" posten:
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>>>Du meinst, dass es Ländern aufgrund deren medizinischen Infrastruktur nicht hergeben, oder? >>> >>>Nichtsdestotrotz ist diese Lage mal wieder ein Unding. Und es ist im Grund diesmal nicht ausschließlich eine moralische Intention hier Abhilfe zur leisten, sondern auch eine völlig pragmatische angesichts einer Pandemie. >> >>So einfach ist das nicht. Die Patente laufen ja nicht auf mRNA an sich oder die Sequenz des Coronavirus (Letztere könnte man sich auch gar nicht schützen lassen), sondern auf die Herstellungsverfahren, Hilfsstoffe usw. Und die wird man auch für andere Impfstoffe benötigen, mit denen man Geld verdienen möchte. Man kann natürlich auf dem Standpunkt stehen, mit Gesundheit sollte kein Geld verdient werden. Dann müssten staatliche Universitäten die Entwicklung sämtlicher Medikamente übernehmen und der Staat müsste sie produzieren. Wahrscheinlich wäre die Pandemie dann in 70, 80 Jahren beendet. > >Naja. Erstens sollte man auch die derzeitige universitäre Forschung nicht unterschätzen, sehr viele der Grundlagen der heutigen Impfstoffe stammen ja aus der universitären Forschung. Beim AstraZeneca Impfstoff stammt sogar fast die ganze Forschung von der Uni Oxford. Und andererseits geht es ja nicht auch nicht darum, das mit Gesundheit gar kein Geld verdient wird. An den Universitäten werden die Forscher auch bezahlt und niemand möchte Krankenschwestern usw. ihren Lohn wegnehmen etc. Und wenn der Staat eine Schule oder Autobahn baut, dann ist es auch völlig selbstverständlich und unumstritten, das er dafür private Baufirmen beauftragt. Auch wenn also die medizinische Forschung in staatliche Hand liegen würde, dann würden wohl trotzdem private Firmen die Produktion übernehmen und auch Teile der Forschung könnten ja durchaus private Firmen übernehmen, bspw. Dienstleister für das Durchführen von medizinischen Studien. Die entscheidende Frage ist doch eher: Wer entscheidet darüber, wie viele Forschungsgelder für welche Forschung ausgegeben wird? Und wer trägt wie viel Risiko und wie funktionieren Anreizsysteme? Das Risiko eines Dienstleisters für eine medizinische Studie ist relativ überschaubar, es spielt für seinen wirtschaftlichen Erfolg keine Rolle, ob das Medikament erfolgreich ist oder nicht. > > >>Die Hersteller müssen Geld verdienen, um Anreize zu geben, zu entwickeln. Und für die Entwicklung gibt es Patente als Belohnung (das alles ist wirklich die Ratio hinter Patenten). Wenn das nicht mehr zuverlässig gewährleistet ist, dann überlegt man es sich bei den Herstellern, ob man für viel Geld entwickelt oder lieber Generika herstellt. > >Es kann ja durchaus auch wirtschaftliche Anreizsysteme für private Forschung geben, die anders als die bisherigen funktionieren. Anstatt für die Forschung über einen hohen Preis pro einzelner Dosis zu bezahlen, hätten man auch hingehen können und eine hohe einmalige Zahlung für den ersten Entwickler eines Impfstoffes versprechen können und zusätzliche Zahlungen für Impfstoffe mit verbesserten Eigenschaften. Die Produktion wäre dann von der Forschung entkoppelt. >Ich halte es durchaus auch für schwierig ein solches neues Modell jetzt ausgerechnet mitten in der Pandemie ausprobieren zu wollen, aber langfristig halte ich eine Überlegung wert. Das derzeitige Anreizmodell hat mit der tatsächlichen Kostenstruktur nicht so viel zu tun. Die Forschung fällt ja nur einmal an, egal wie viel Nachfrage es für ein Medikament gibt. Bei Medikamenten für seltene Krankheiten wird es schwer die Forschungskosten wieder reinzuholen, selbst bei extrem hohen Kosten pro Dosis, bei häufigen Erkrankungen hingegen spielen auch sehr hohe Forschungskosten keine große Rolle für die Kosten, dienen aber trotzdem dazu hohe Preise pro Dosis zu rechtfertigen. Das führt dann schnell dazu, das es für einige häufige Indikationen diverse Mittel mit sehr ähnlicher Wirkung gibt, an denen die Hersteller extrem gut verdienen, während es in andere Bereichen Lücken gibt.
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