Thema:
Ja, immer die gleiche Chose. flat
Autor: Atlan
Datum:06.10.21 15:41
Antwort auf:Immer die gleiche Chose von Kyo

Ich bin Wessi in Westdeutschland, also definitiv von ostdeutschenfeindlichen Äußerungen kein getroffener Hund, der jetzt bellt. Auch rege ich mich täglich über Fremdenfeindlichkeit auf, besonders in Ostdeutschland. Auch lautstark. Fremdenfeindlichkeit ist eines meiner Herzensthemen schlechthin, was ich von Rechten halte, muss ich an dieser Stelle wohl nicht ausführen. Gerade deswegen bin ich aber auch besonders sensibel gegenüber jeglicher Art von Schubladendenken (=gruppenbezogenen Abwertungen). Und bekomme einen ähnlichen Kloß im Bauch, wenn Leute, die ich eigentlich nicht für gruppenbezogene Schuldzuweisungen kenne, diese plötzlich in einem anderen Kontext an den Tag legen und pauschal "die Sachsen" oder Ossis diffamieren.

Oder anders:

Ich kann sehr wohl einerseits bestimmte eher gruppenspezifische Straftaten wie Ehrenmorde kritisieren oder erhöhte Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder die Situation der Frauen in islamischem Land XY. Dennoch wird jeder von mir stärksten Gegenwind erhalten, der nach einer solchen Straftat ein "Es sind Türken" oder "Moslems halt" bringt. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn derjenige mir dann eine Polizeistatistik zeigt, nach der die von ihm pauschal diffamierte Gruppe tatsächlich eine höhere Quote in diesem Bereich aufweist. Denn das ist nicht der Punkt und keinerlei erhöhte Quote rechtfertigt jemals gruppenbezogene Abwertungen, sei es nun "die Türken" oder "die Sachsen".

Und der von dir gebrachte Vorwurf der Verharmlosung... Wer bringt den eigentlich sonst immer, sobald man darauf hinweist, dass Pauschalurteile gegen große Menschengruppen einer Sache nicht gerecht werden...? Fällt dir da gerade wirklich nichts auf?

Immer dieselbe Scheiße:

Erst werden Pauschalurteile und gruppenbezogene Abwertungen mit irgendwelchen Verweisen auf die Statistik zu rationalisieren versucht ("24% bei Türken aber nur 16% bei Deutschstämmigen!!!1"). Und wenn das nichts hilft, erhält man den Vorwurf, die Taten verharmlosen zu wollen oder gegenüber der Bösheit der entsprechenden Gruppe die Augen verschließen zu wollen, sobald man sich nach der Tat gegen Pauschalurteile ausspricht. "Da hat gerade MAL WIEDER ein Islamist etliche Leute umgebracht, und dir fällt nichts besseres ein, als zu sagen, dass ja nicht alle Moslems Terroristen seien, die Mehrheit sogar friedlich?!?! Das kann ja sogar sein! Trotzdem verharmlost du damit diese Taten, lenkst von ihnen ab, und wegen der Fahrlässigkeit und den verschlossenen Augen von Leuten wie dir haben wir hier bald die Scharia!!1"

Aber wie ich ein andermal schon sagte: In letzter Zeit zeigen immer mehr Leute, dass sie offenbar kein Problem (oder zumindest ein deutlich geringeres) mit Scheißverhalten haben, so lange es sich nur gegen die Richtigen richtet, der Zweck scheit immer mehr die Mittel zu heiligen. Doppelstandards wohin man sieht. Oder viele waren schon immer so und hatten nur das Glück, in die richtigen Kreise geboren zu sein, um heute kein Neonazi oder so zu sein. An wirklicher charakterlicher Gefestigtheit gegenüber den psychologischen Fallstricken, die zu Schubladendenken und gruppenbezogenen Abwertungen führen, kann es jedenfalls nicht liegen, wie dieser Thread und der Ablauf des Argumentationsschemas hier mal wieder zeigen. Ich bin in den Jahren zunehmend enttäuscht von einigen Leuten hier, die ich grundsätzlich eigentlich eher auf meiner Seite, der linken, antifaschistischen und rational-differenzierten Seite sehe wegen der unschönen Denkmuster und Diskussionsverhalten, die sie angesichts des Erstarkens der Rechten zunehmend an den Tag legen. Einige wollen wohl Feuer mit Feuer bekämpfen.

Einige legen hier wiederholt dieselben Denk- und Argumentationsmuster an den Tag, die auch die Ursache für Ausländerfeindlichkeit sind, und merken es nicht einmal.

Und ja, jetzt diskutieren wir hier schon wieder nur über die Täter und nicht über die Opfer / den Antisemismus. Das ist kacke. Aber Grund für dieses Derailing ist ja nicht das anschlie0ende Verwehren vor Pauschalurteilen, sondern das vorhergehende Pauschalurteil und dessen sofortige Verteidigung durch einige.


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