Thema:
Re:1/2 OT: ineffizente Verwaltung flat
Autor: thestraightedge
Datum:14.08.21 21:18
Antwort auf:1/2 OT: ineffizente Verwaltung von Kretsche

>Ist zwar OT, aber weil hier wieder die alte Leier kommt: ich kann das gebetsmühlenartige Gejammer vom angeblich so wahnsinnig ineffizienten Staat mit seiner so furchtbaren Verwaltung nicht mehr hören. Ja, jeder hat seine Anekdoten. Die werden halt überall breitgetreten und jeder schüttelt den Kopf.
>
>Aber schau in irgend ein größeres Unternehmen oder Handwerksbetrieb: ich habe da Dinge erlebt die ich so von keiner Behörde kenne. Und die machen gut Gewinn und sind lange am Markt. Nur aus den letzten paar Monaten was mir spontan einfällt:
>Ein Firmen Gebäude , bei dem den ganzen Tag (!) die Rollos unten sind. Programmierung ist Murks, aber "da stecken wir jetzt nix mehr rein weil in 2 Jahren ziehen wir um". Anderes Firmen Gebäude, was die ganze Etage auf Niveau der Server-Räume kühlt und man dafür halt auch im Sommer friert. Gleiche Begründung wie oben. Die Leute drehen am Rad, es kostet Geld aber das DAX Unternehmen juckt es nicht.
>Bei einem Pharma Giganten besteht die Abteilung X seit Jahren darauf, gewisse Dokumente ausgedruckt und geheftet zu bekommen. Auf Nachfrage von Firma Y ob das nicht anders ginge: Tja, wir öffnen die Heftklammern, scannen alles ein und schicken es dann Firmenintern digital weiter und vernichten die Ausdrucke, weil Abteilung Y das so will. Aber Sie müssen trotzdem alles ausgedruckt und geheftet schicken.
>Ich könnte noch weitere Besipiele aufzählen, wie konzernschädliches Handeln durch Bonistrukturen noch belohnt wurde, katastrophale Zustände über Jahre toleriert wurden, gigantische Summen verbrannt, Geldbeträge "vergessen" wurden usw. Und das sind sehr große und erfolgreiche Unternehmen.  
>Von der Ineffizienz mancher Handwerker will ich gar nicht erst reden: was ich da jüngst (leider) wieder erleben musste ist unglaublich. Bei einem "renommierten, Inhabergeführten Betrieb". Ist das alles repräsentativ? Hoffentlich nicht.
>
>tl;dr
>Hört bitte auf, reflexartig auf den "ineffizienten Statt" zu schimpfen. "Die Wirtschaft" ist nicht besser. Nur juckt es da keinen. Wer das nicht sieht hat keinen Einblick oder Scheuklappen. Mit diesem Narrativ leistet ihr den Neoliberalen Hilfestellung, die alles privatisieren wollen weil es ja dann alles so super effizient läuft. LOL
>
>Das wollte ich schon lang mal loswerden weil dieses Stammtischgerede hier auch immer wieder kommt.


Nun, als Manager in der Privatwirtschaft ists vermutlich mein Naturell, das anders zu sehen. Ich glaube auch nicht, dass es Stammtischgerede ist, weil Steuermittelverwendung und Verschwendung sowie viele Bereiche, in denen wir inzwischen trotz "EXPORTWELTMEISTER" hoffnungslos abgeschlagen sind, faktisch und objektiv belegbar sind.

Grundsätzlich möchte ich auch nicht in Abrede stellen, dass in Verwaltung und Politik fähige Menschen arbeiten. Gleichzeitig gibts natürlich Unternehmen, die abstrus geführt werden und dennoch überleben.

Ich finde Dein Posting super, weil ja, das kommt dann auch bei mir oft zu pauschal rüber.

Ich würde aber dennoch 2 Anmerkungen machen.
- ich glaube schon, dass in der Privatwirtschaft Dinge wie Wettbewerb und Co. eher als Checks & Balances funktionieren und Fehlverhalten, Missmanagement usw. eher Konsequenzen hat also in Politik und Verwaltung. Ich habe schon Unternehmen scheitern sehen, weil zu schlechtem Klimamanagement eben meist noch 15 andere Themen kommen, die ein eigentlich tolles Unternehmen irgendwann begraben. Andere wiederum sind so groß, dass komplette Bereiche vor sich hinpimmeln können, ohne dass was groß Schaden nimmt. Trotzdem schafft die Wirtschaft außerhalb der irren Welt von Konzernen und Co, also im klassischem Mittelstand und Kleingewerbe bis hin zu Einzelunternehmern Korrektive, die es in Politik und Verwaltung leider oft nicht gibt.

- Gleichzeitig glaube ich, dass insbesondere in Deutschland Themen wie Digitalisierung, Infrastruktur, Bildung usw. kolossal verpennt wurden - von Politik und Verwaltung. Schau Dir eine Autobbahnbaustelle in Holland an, und dann in Deutschland. Da platzt Dir die Hutschnur. Ich bin gestern auf der A1 durch Baustellen gequält worden, die beim letzten Urlaub schon da waren. Aufm Amt kommt man sich tlw. vor wie in der berühmten Asterix-Szene. 2021, immer noch. Beim Lobbyismus nimmt unser Land einen bedenklichen Platz ein. Usw. Ich will hier nicht politikverdrossen wirken, aber ich fürchte, dass das dicke Ende durch all die Versäumnisse eh noch kommt.


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