Thema:
Re:Bei Vox könntest Du echt die Korken knallen lassen... flat
Autor: JPS
Datum:26.10.25 02:55
Antwort auf:Re:Bei Vox könntest Du echt die Korken knallen lassen... von Mampf

>Meine Freundin meinte, als ich ihr von JPS plänen erzählte, dass er sihc doch als Itler sicher einen Homeoffice Job suchen kann und jetzt schon vom Ausland aus arbeiten könnte

Das ist nicht so einfach wie man sich das im ersten Moment vorstellt:

Bei dauerhaftem Aufenthalt im Ausland werde ich dort in der Regel steuerpflichtig. Das kann Auswirkungen auf Krankenversicherung (Privatversicherung nötig, Nichterfüllung der 90%-Regel für den Zugang zur Krankenversicherung der Rentner), Rentenansprüche und Sozialversicherung haben. Zudem kann ich für den Arbeitgeber im Ausland als Betriebsstätte gelten, wenn ich dort wesentliche Tätigkeiten ausübe. Doppelbesteuerungsabkommen können die Situation in manchen Ländern abmildern, machen sie aber nicht weniger kompliziert.

Mit über 50 steigt das Risiko, keinen gleichwertigen Job mehr zu finden - erst recht, wenn ich mich aus dem Ausland bewerben müsste. Für viele Arbeitgeber ist es unattraktiv, jemanden einzustellen, der buchhalterischen und rechtlichen Mehraufwand verursacht und sich dem Rentenalter nähert.

Der Job müsste ähnlich gut bezahlt sein, da ein niedrigeres Einkommen langfristig negative Auswirkungen auf meine Finanzplanung hätte. Gleichzeitig verursache ich für den Arbeitgeber Mehrkosten, und die Tätigkeit müsste zu 100 % remotefähig sein. Selbst wenn ich also etwas finde, macht es im Fall eines Jobverlustes die Suche nach einem neuen Arbeitgeber extrem schwer, bis unmöglich.

Berufliche Veränderung, berufliche Tätigkeit und Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt würden zeitlich zusammenfallen. Diese Dreifachbelastung ist genau das Gegenenteil von dem was ich mit dem Aufschieben der Reisetätigkeiten auf den Ruhestand erreichen möchte.

Je nach Zielland bräuchte ich ein Arbeits-Visum - das wiederum kann Anforderungen an den Arbeitgeber stellen, die bei weitem nicht jeder potentielle Arbeitgeber erfüllt oder erfüllen will. Selbst wenn ich einen geeigneten und gewillten Arbeitgeber finde, würde es meine möglichen Zielländer deutlich einschränken.

Da ich noch keinen festen Wohnsitz im Ausland habe, müsste der Arbeitgeber sich bei jedem Länderwechsel erneut mit rechtlichen und steuerlichen Vorgaben auseinandersetzen. Das ist in der Praxis kaum umsetzbar.

Die Verarbeitung personenbezogener Daten außerhalb der EU ist nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Das macht die Sache für den Arbeitgeber zusätzlich komplex und unattraktiv.

Durch Unterbrechungen oder fehlende Beitragszahlungen könnten Lücken beim Aufbau weiterer Rentenansprüche entstehen, was sich langfristig negativ auswirken würde.

Eine selbstständige Tätigkeit (Freelancer) würde für den Arbeitgeber vieles vereinfachen, hätte für mich aber erhebliche Nachteile in Bezug auf Rentenversicherung, Absicherung und Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung. Ich würde somit meine künftigen Optionen und Fallback-Ebenen deutlich reduzieren.

Viele dieser digitalen Nomaden, die sich so toll auf Social-Media verkaufen sind Freelancer und haben weit mehr finanzielle Probleme als sie in ihrer Selbstdarstellung verkaufen. Viele Expats arbeiten auch in Call-Centern und/oder im 1st-Level-Support bei schlechter Bezahlung und unter schlechten Arbeitsbedingungen.

Fazit: Bei voraussichtlich unter 10 Jahren Restarbeitszeit, macht das keinen Sinn mehr und stellt extreme Belastungen und Risiken dar. Das wäre nur im deutlich jüngeren Alter ein sinnvoller Ansatz gewesen, wenn ich meine finanzielle und berufliche Planung langfristig darauf ausrichten hätte können.


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