Thema:
Re:Thomas Metzinger / António R. Damásio flat
Autor: token
Datum:21.01.25 19:03
Antwort auf:Re:Thomas Metzinger / António R. Damásio von suicuique

Erstmal, krass dass das wieder relativ lange her ist, die Zeit fliegt.

Zum Punkt dogmatisch, kann den Eindruck verstehen, ich lasse mich manchmal zu einer gewissen Leidenschaft hinreißen wo es mir dann im Prozess vermutlich auch an Sendungsbewusstsein mangelt ;)
Aber so unflexibel bin ich gar nicht, Wendehalsmanöver sind mir nicht fremd, habe auch Spaß an anderen Perspektiven und über Reibung auch was zu lernen.

Davon ab täuscht dich dein Eindruck aber auch nicht dass ich da mittlerweile zum Thema Beobachtung schafft Realität deutlich skeptischer aufgestellt bin. Das was du als persönliches Störgefühl titulierst, ich mein, das liegt doch irgendwo auf der Hand dass man das hat, dann aber vielleicht auch ausblendet weil man denkt, ja, schön und gut, aber dann erklären sie mal bitte was da passiert! ;)

Aber das Störgefühl ist bei mir auch gewachsen, auf der einen Seite die immer wilder werdenden Theorien und schwer begreiflichen Konsequenzen, Thesen wie „Haben Dinge ein Bewusstsein“ und das wachsende Gefühl dass das so irgendwie echt nicht sein kann.
Dass das Universum nicht derart albern sein kann ;)

Und allein der Aspekt „Naturereignis“ statt something something Beobachtung würde enorm viele Stunts aus dem Stand eindampfen und ergibt für mich persönlich einfach so viel mehr Sinn. Weil, ein Universum hat eine Mechanik die alles auf Links dreht wenn eine Spezies auftaucht die einen Affen zum mächtigsten Mensch der Welt macht? Come on?

Dass die Welt der kleinsten Dinge anders tickt ist ja kein Problem, und dass diese sich ab einem gewissen Schwellwert in die Welt der großen Dinge integriert wirkt einfach auch viel eleganter, viel einfacher, und vor allem, nicht so anmaßend egozentrisch.

Dabei hat die These ja durchaus Themen, aber bleibt nach wie vor eine unwiderlegte Option. Also warum verneinen?

Aber hier ging es nebenbei bemerkt auch um etwas anderes. Und was Jassi ins Feld wirft, ich fand Metzingers Buch und wie er das alles erklärt und Puzzlestück an Puzzlestück reiht argumentativ bestechend und auch didaktisch hervorragend. Generell ist das Buch echt super wenn es einfach nur um die Frage geht, wie funktioniere ich? Und warum ist das so?

Man muss gar nicht die volle Strecke mitgehen um da viel mitzunehmen. Und es ist sehr kompakt und auch nicht trocken sondern verständlich und bringt auch eine persönliche Note aus Metzingers persönlichen Erfahrungen mit, es geht etwa damit los dass Metzinger am komplett anderen Pol losgelaufen ist. Er hatte außerkörperliche Erfahrungen und wollte diese mit wissenschaftlichen Methoden analysieren.

Und Penrose bietet zu Metzingers These eine Antithese. Die kann man aber nicht skizzieren ohne Quantenphänomene anzureißen weil sein Bewusstseinsentwurf „zwingend“ mit Quantenphänomenen verschränkt ist.

Und was Penrose denkt ist dann auch recht erbaulich für das gängige Selbstbild des Menschen. Und gesetzt dem Fall das würde stimmen, bringt es weiter gedacht wieder paar Dinge ins Spiel die aus in uns tief sitzenden Intuitionen entspringen die wir schon zu den Akten gelegt haben.

Um bei Jassis zu bleiben etwa der Dualismus zwischen Körper und Geist. Zwar in Pog-Form, aber back in town.
Alltagserfahrungen wo man heutzutage sagt, ja, Strange, aber bullshit, ist halt immer „Zufall“.
Als triviales Beispiel, du wartest auf den Bus, sitzt in der Bahn oder trinkst Bier im Park. Und da kommt dieses Gefühl, irgendwas ist komisch, leichtes Unbehagen, es gibt keinen erkennbaren Auslöser, man schaut recht zielgerichtet über die Schulter was da ist, und sieht, da starrt mich jemand an. Gefahren die man „spürt“ obwohl es zu früh ist als dass da was wäre was das auslöst. Solche Dinge. Das was man unter „7. Sinn“ klammert. Nach Penrose hätte sowas plötzlich einen physikalisch erklärbaren Unterbau.
Oder halt solche Phänomene wie Messi. Ein Spieler über Instinkt und Antizipation aussteigen lassen. Klaro. Zwei? Ist halt krass gut der Junge. Fucking 5 samt Torwart?! Regelmäßig?!

Naja, was Penrose da vorschlägt löst viele Fragen, vereinfacht das Weltbild, gibt unserer Spezies ein Stück Würde und Relevanz zurück und lässt eine Prise von etwas was wir aktuell unter „Magie für Menschen die sich Traumfänger kaufen“ nicht nur zu sondern erklärt es.
Liegt ja auf der Hand warum einem die Idee ganz gut gefällt ;)
Was aber auch immer eine Falle ist, wenn da was ist woran man gerne glauben würde.

Gütlicherweise ist Wissenschaft aber (noch) kein Meinungswettbewerb, die Herren sind nun in der Bringpflicht das nun auch zu untermauern dass sowas tatsächlich sein kann.


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