Thema:
Re:Werden Grafiker jetzt arbeitslos? flat
Autor: JPS
Datum:19.02.24 12:15
Antwort auf:Werden Grafiker jetzt arbeitslos? von sidekick-x-

>Klar, für high end Aufträge werden sie sicherlich gebraucht. Aber für Low Level 10€ Logo Aufträge, dass erledigt doch locker jede KI.

Gerade der digitale Bereich mit Photoshop & Co. ist jetzt thematisch nicht so weit von der sinnvollen Nutzung von KI entfernt.

Die entsprechenden Leute werden sich also das nötige Wissen aneignen müssen, um künftig auch die KI mit in ihre Arbeit einzubeziehen, so wie sie auch bisher lernen mussten mit neuen Features in Photoshop umzugehen und so wie man auch in vielen anderen Berufen (allen voran der IT) ständig dazulernen und sich im Hinblick auf die Bedienung neuer Werkzeuge und Workflows lebenslang auf dem aktuellen Stand halten muss.

Wie auch schon mit der Fortentwicklung im Bereich der digitalen Bildbearbeitung von Deluxe Paint bis zum heutigen Photoshop wird man dadurch unterm Strich schneller/effizienter, da sich neue Werkzeuge/Upgrades natürlich nur rechnen und sie sich durchsetzen, wenn sie unterm Strich ihre Kosten wieder hereinholen.

Für irgendwelche billigen Standard-Logos hatten entsprechende Agenturen sicherlich auch schon bisher Vorlagen/Workflows in der Schublade, mit denen das schnell erstellt war. Da hat man für die billige Standardausführung auch nicht immer wieder das Rad neu erfunden. Jetzt mit KI baut man sich auch einen Workflow und es geht im Idealfall insgesamt nochmal etwas schneller.

So wie im Beispiel mit den Zwergen-Bildern. Wenn diese Genauigkeitsstufe ausreicht, wirft man halt nur noch das Gesicht rein und hinten fällt der Zwerg raus. Der Workflow muss aber trotzdem erst einmal von jemandem erstellt und optimiert werden, was durchaus auch mit KI noch Stunden dauert, selbst nachdem man die grundsätzliche Bedienung der Software bereits verstanden hat. Und sobald man darüber hinaus Änderungen benötigt (z.B. anderes Setting, anderer Grafikstil, anderer Blickwinkel) fällt wieder Arbeitszeit an.

Im Fall des Logos kommt der Text vorne rein und hinten kommt ein Logo nach den Vorgaben des Workflows heraus, das man noch eingeschränkt über ein paar Parameter beeinflussen kann. Sehr viel mehr ist bei der einfachen Variante bisher in Photoshop auch nicht passiert, weshalb es besonders einfache Logo-Generatoren auch jetzt schon als Webanwendung zur direkten Nutzung durch den Enduser gab. Wenn das von der Qualität nicht ausreicht, zahlt man fürs Finetuning und manuelle Anpassungen.

Ein anderes Beispiel wären Websites. Denkst Du eine Webagentur entwickelt jede Website komplett neu? Die haben auch ihre vorgefertigten Bausteine aus denen sie alles zusammenklicken und dann nur noch mit Content füllen. Im besten Fall tatsächlich selbst entwickelte Bausteine, oft genug noch nicht einmal das, sondern aus einem Baukasten, den man sich zusammengekauft oder im Netz zusammengesucht hat. In jedem Fall entsteht der größte Aufwand hier auch nur einmalig für die Entwicklung und gelegentliche Aktualisierung und nicht pro Auftrag.

Die tatsächlichen Kosten sind also auch hier bereits jetzt nur das Finetuning dessen Umfang von Qualitätsanspruch und Detailgrad abhängt. Das fällt auch mit KI nicht weg und spätestens wenn man ein Ergebnis will, das nicht wie aus dem Baukasten und wie tausende andere Logos oder Websites aussieht, wird man für die entsprechende manuelle Arbeit entsprechend viel Geld bezahlen müssen.

Bis zu einem gewissen Punkt wird man das sicher auch soweit automatisieren können, dass der Endkunde direkt seine Wünsche eingibt und dann das fertige Produkt herausfällt, aber auch dahinter steckt dann der entsprechende und nicht geringe Entwicklungsaufwand für die Schaffung einer solchen spezifischen Lösung. Was wegfällt sind eher die Handlanger-Jobs und nicht die Jobs, die Kreativität oder tieferes Verständnis erfordern.

Also nicht viel anders als bei jeder anderen Automatisierung in der Geschichte der Menschheit - nicht der hochqualifizierte Arbeiter fällt weg, sondern eher die Hilfsarbeiter, die nicht mehr jeden Karton manuell falten müssen, wenn eine Maschine das schneller und kostengünstiger macht. Daher werden IMO auch nicht die guten Grafiker arbeitslos, sondern nur diejenigen die auch schon bisher nur Copy&Paste auf Basis von immer gleichen, oft von Dritten entwickelten Arbeitsabläufen betrieben haben.


< antworten >