Thema:
Re:Was wäre dir denn lieber gewesen? flat
Autor: Pezking
Datum:29.01.24 18:59
Antwort auf:Re:Was wäre dir denn lieber gewesen? von Telemesse

>Eine Landratswahl ist eine klassische Personenwahl. Ohne die Kandidaten zu kennen kann ich hierzu keine Aussage treffen. Wenn der CDU Mann eine Vollflöte wäre, programmatisch und persönlich meine Werte nicht teilen würde, würde ich ihn nicht wählen. Das heißt aber nicht das ich deswegen den AFD Mann wählen würde. Am wahrscheinlichsten würde ich dann gar nicht wählen.

Das ist genau die versnobte Denke, die mich sonst vor allem auf der linken Seite des demokratischen Spektrums regelmäßig aus der Haut fahren lässt. Dass einem gefälligst ein Kandidat oder eine Partei persönlich gebacken werden muss, damit man sich mal auch dazu aufraffen kann bei einer Wahl seine Stimme abzugeben. Als wäre das ein Privileg, das sich die gesamte Kandidatenlandschaft erst mühsam erarbeiten muss - sonst nimmt man halt einfach nicht aktiv als Wähler an der Demokratie teil. Pech!

Es geht einfach immer darum, demjenigen seine Stimme zu geben, der den eigenen Ansichten und Wünschen am ehesten entspricht. Und wenn die Schnittmenge auch nur bei 40% liegen mag - dann ist es immer noch besser, für diesen Kandidaten zu stimmen, weil man sonst indirekt nur dessen Konkurrenz stärkt, mit der man ja noch weniger anfangen kann.

Und wenn die eklatanten Unterschiede zwischen den Kandidaten schon bei so grundliegenden Dingen wie der Haltung zu Demokratie, Verfassung und liberalem Rechtsstaat anfangen, sollte einem die Wahl eigentlich besonders leicht fallen. Denn absolut nichts, was danach programmatisch noch folgen kann, ist schwerwiegender.

>Ich gehöre allerdings auch nicht zur Paranoia Fraktion, die glaubt mit der Wahl eines AFD Landrats würde das 4. Reich eingeläutet. Ein Landrat ist erstmal ein Verwaltungsbeamter. Auf die Themen die sich da beide auf ihre Poster geschrieben haben wie Bürgergeld und Migration hat ein Landrat keinerlei Einfluss.

Ein Landrat steht aber u.a. auch bei allen nennenswerten öffentlichen Veranstaltungen, Ehrungen, Jubiläen etc. im Mittelpunkt und transportiert dabei natürlich auch seine eigenen Werte und Ideale.

Wie toll wird das wohl laufen, wenn ein AfD-Heini eine Rede zur Ehrung von Integrationslotsen halten soll? Bei einer Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen? Der Verlegung eines Stolpersteins? Oder bei einem Schuljubiläum, einer Kita-Einweihung oder der Ehrung eines seit Jahrzehnten engagierten Kommunalpolitikers, der sich aktiv um den demokratischen Rechtsstaat verdient gemacht hat?

Da hat man dann jemanden, der genau das verachtet, als politisch ranghöchsten Ehrengast überall sitzen. Und der darf dann auch noch in zentraler Rolle den Mund aufmachen.


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