Thema:
Re:Mal aus der Sicht einer Führungskraft flat
Autor: hellbringer
Datum:11.01.24 11:43
Antwort auf:Mal aus der Sicht einer Führungskraft von Bomber

>Ums gleich vorweg zu nehmen, das hat i.d.R. nichts damit zu tun, dass es einem Unternehmen schlecht geht.

Naja, die Folge ist, dass Mitarbeiter kündigen werden. Und in der Regel eher die fähigeren, die leichter einen neuen Job finden. Das heißt was dann übrig bleibt sind die Leute, die deswegen bleiben, weil sie müssen.

Irgendein Manager steckt einen Bonus ein, weil er der Firma einen Haufen Geld gespart hat und bis die Auswirkungen davon spürbar sind, hat er sich schon lange abgeseilt.

>Wir haben in unserem Bereich folgende Vereinbarung getroffen, welche ich auch voll unterstütze und die Dinge darin auch so sehe:
>- Alle Mitarbeiter bekommen teilweise Homeoffice vertraglich zugesichert, d.h. sie werden schon mal mit 40% Vor Ort in den Büros eingeplant (entspricht 2 Tagen)
>- Mitarbeiter, die an ihrem Standort Kollegen haben (mit gleicher Tätigkeit) sind angehalten, mind. 2 Tage ins Büro zu fahren.
>- Mitarbeiter, welche an Standorten sind, an denen keine Kollegen sind, dürfen selbst entscheiden, wie oft sie ins Büro fahren, außer der Vorgesetzte meldet sich an. Dann wird darum gebeten auch ins Büro zu kommen.
>- Arbeitsmeetings (also nicht reine Infoveranstaltungen), sollen, v.a. wenn die Gruppe größer ist, persönlich stattfinden
>
>Wie ist nun meine Sicht und wie wird das ganze angenommen?
>Vorweg, ich nutze die Regelung auch so und habe 20 Mitarbeiter an 8 Standorten.
>Meine und die Feststellung der Mitarbeiter ist, dass das soziale Miteinander, wenn man sich regelmäßig im Büro trifft, besser ist. Die Kollegen nutzen also die Regelung sehr gerne, was auch damit zu tun haben könnte, dass die Kantinen vor Ort wirklich gut sind :)
>Die persönlichen Arbeitsmeetings sind auch aus Sicht aller sehr viel produktiver, als ein virtuelles Arbeitsmeeting. Ich denke, es liegt vor allem daran, dass die Interaktion, wenn man sich in einem Raum gemeinsam bewegen kann, sehr viel höher ist, als wenn alle nur vor ihrem Bildschirm sitzen und in einen Kamera starren. Grundsätzlich kann ich dabei auch feststellen, dass sich jeder sehr viel stärker auf die Sache konzentriert und nicht nebenher Mails bearbeitet, in Google sucht, oder im Maniac schreibt.
>Bei uns hat sich das nun so eingespielt, dass v.a. Regeltermine, wie Sprintplanung / Retro im Wechsel virtuell und vor Ort durchgeführt werden. Andere Regeltermine, wie meine JourFix mit meinen Teamleads, werden einmal im Quartal vor Ort durchgeführt. Hierbei habe ich die Erfahrung gemacht, dass die virtuellen eher so "Frontaluntericht" meinerseits sind (und deshalb auch max. 45 Minuten dauern und rein zur gegenseitigen Information dienen), während die persönlichen Treffen wirklich produktiv sind, mit Beteiligung aller, dadurch aber auch bis zu 5 Stunden dauern.
>Im Übrigen haben wir noch eine "Richtlinie", dass Mitarbeiter sowenig als möglich reisen sollen, was bei mir dazu führt, dass ich in der Regel auf der Straße bin um meine Kollegen auch mal zu sehen.


Man könnte die Mitarbeiter auch einfach selber entscheiden lassen, was für sie und ihre Arbeit das beste ist. Es sind erwachsene Menschen, denen kann man das schon zutrauen.

Zum Beispiel bei uns in der Firma waren Meetings pre-covid immer ein Krampf. Alle sitzen gemeinsam in einem kleinen Meeting-Raum, der schlecht belüftet ist. Die Folge sind Kopfschmerzen und Müdigkeit. Einer steckt seinen Laptop am Beamer an. Dann fehlt wieder ein Kabel oder ein Adapter, den jemand in einen anderen Meeting-Raum verschleppt hat. Gefolgt von Gefummel am Beamer und am Laptop, bis das Bild endlich passt. Dann sehen die Leute in den hintersten Reihen kaum was, weil es zu klein ist. Irgendein Kollege kann sowieso nie anwesend sein, muss also über Freisprecheinrichtung zugeschaltet werden, wobei man dann jedes dritte Wort nicht versteht. Dann möchte ein anderer Kollege was zeigen, es beginnt das Platztauschen und wieder die Kabelumsteckorgie. Dann ist nicht von jedem Mitarbeiter permanent die Aufmerksamkeit beim Meeting gefordert, also gehen sie währenddessen auf ihrem Laptop mit dem kleinen Bildschirm und der unergonomischen Laptop-Tastatur ihrer Arbeit nach. Usw.

Im Endeffekt ist es einfach nur eine Verschlechterung für alle Beteiligte.

Seit Covid finden solche Meetings mit Teams statt. Jeder hat seinen ordentlichen Arbeitsplatz mit mehreren Monitoren und Headset. Jeder versteht alles klar und sieht alles deutlich. Niemand sitzt im Meeting und fadisiert sich. Man kann spontan Leute, die man braucht, im Meeting zuschalten. Und jeder kann es einfach dort machen wo er will, egal ob im Büro oder im Home Office.


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