Thema:
Sie - ähm - er hat Jehova gesagt! flat
Autor: Jassi
Datum:26.11.23 18:05
Antwort auf:Re:Interessant, hab's mir bestellt von chifan

So, ich schreib jetzt doch was, weil's mich doch schon etwas juckt, aber du hättest halt nicht Dostojewski anführen sollen.

Einerseits verstehe ich, ja teile sogar deine Meinung, dass ein guter Text nicht unbedingt supertiefgründig sein muss. In meinem nächsten "WIINDLWGH" - das als kleiner Teaser - werde ich eine schlanke Novelle vorstellen an der wirklich kein Gramm Fett ist und die ich absolut hervorragend fande. Hemingway wäre auch ein Beispiel für einfache Geschichten und Sprache. Literaturkritiker wie Dennis Schicke sind wie du der Meinung, das man nicht zwischen "E" und "U" unterscheiden sollte.

Auch wenn ich Murakami bisher nicht gelesen habe, kann ich trotzdem nicht in Betracht ziehen, dass der auch nur halbwegs in der Liga vom ollen Fjodor spielen soll. Lies dir nochmal unten in meinem Posting was Mihael Bachtin als Schlusswort über Dostojewskis Romane schreibt. (BTW: Murakami hat doch zwei Lieblingschriftsteller: Kafka und...?)

Wo ich dir aber wirklich widerspreche ist deine Aussage, dass es kaum sinnvoll ist Romane ohne Verständnis für ihre Kultur, Zeit und Sprache anzugehen. Bei Lyrik würde ich vor allem hinsichtlich der Übersetzung dies bejahen, aber da ich von Gedichten nun mal keinen Schimmer habe, will ich mich diesbezüglich zurückhalten.

Doch drehen wir als Gedankespiel deiner obige Aussage um: Ich lese nur noch zeitgenössische Bücher aus meinem Kulturkreis in meiner Sprache. Wie sehr verändert geh ich da dann nach dem Lesen heraus?

Keine Sorge, ich weiß schon was du meinst. Ich will es am Beispiel von mittelalterichen Gemälden mit ikonografischen Heiligenattributen erklären.

Zwei Dudes sind da zu sehen, einer mit Schwert und der andere mi'm Schlüssel. Wie soll ich wissen, dass damit Petrus und Paulus gemeint sind?

Trotzdem kann ich das Gemälde auf mich wirken lassen, auch wenn es sich mir nicht in seiner Gänze erschließt und ich Gefahr laufe nix begriffen zu haben.

Ich mache das zw. sogar bewusst indem ich Biografien von Autoren meide, weil ich gerne unvoreingenommen an ein Werk rangehe. Das Ding muss für sich stehen und wenn ich dann nix verstehe oder gar falsch interpretiere, dann ist es so.


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