Thema:
Covid ist schuld flat
Autor: FS
Datum:03.11.23 16:25
Antwort auf:Re:"Inflation" im freien Fall von hellbringer

Solange wir keine Deflation haben, steigen die Preise weiter. Nur langsamer. 2% Inflationsrate ist das Ziel. Wir kommen so aber nicht auf 2019 Preise zurück, sondern steigern lediglich moderat und nicht schockartig weiter. Erst wenn die Disinflation, die wir aktuell haben, in Deflation rutscht, fallen die Preise auf frühere Niveaus. Deflation ist aber schlecht für Unternehmer.

Das Ganze ist eine logische Folgekette von Covid.

Februar wird Covid zur Pandemie erklärt, März beginnen die Shutdowns, die Börse crashed in der Erwartung der Shutdowns. Es folgt dann Shutdown Phase, in der die Menschen nicht arbeiten und deutlich weniger konsumieren können (Ausnahme elektronische Sachen zu Hause - Digitalkameraverkäufe explodierten z.B.).

Wenn Leute aber nicht arbeiten und Firmen nicht produzieren ist die Folge Geldmangel bei dem Arbeitnehmer und Firmenpleite und damit dauerhafte Arbeitsplatzverluste. Das würde dazu führen, dass die Leute ihre Mieten/Hypotheken nicht zahlen können -> Obdachlosigkeit -> Bankensterben -> Wirtschaftskollaps. Das wollte keine Regierung. Also hat USA und Europa die Firmen und die Bevölkerung mit einer Vielzahl an Covid Hilfen über Wasser gehalten.

Woher das Geld? Aus der Notenpresse. Sprich es wurde Geld aus dem Nichts erschaffen und ins System gespült. Hier beeindruckend bei der Geldmenge durch die US FED zu sehen:
[https://i.imgur.com/SDdfSUh.png]

Billiges Geld -> Nachfrage steigt und Firmen können Aktienrückkäufe machen -> Aktien steigen -> Tech und Streamingdienste gingen durch die Decke. Tourismus, Veranstaltungen, Fluglinien, Kinos und alles wo Menschen zusammenkommen etc. brachen wegen Lockdowns ein.

Damit war die Grundzutaten der heutigen Situation im Topf und es ist gerade mal Anfang 2021.

Ende 2021 grassierte fast nur noch die Omikron-Variante, welche nicht so tödlich ist. Die Geschäfte fingen an wieder zu öffnen, die staatlichen Lockdowns verschwanden und dann stellte man fest, dass wenn man nichts herstellt, nichts da ist und wenn Lieferketten unterbrochen sind, man Probleme hat Waren von A nach B zu transportieren.

Also kloppte man sich um die wenigen Rohstoffe und die wenigen Transportmöglichkeiten. Die Preise für alle möglichen Rohstoffe (Erz, Holz etc.) explodierten, da die wenigen Mengen, die da waren, an Höchstbietende versteigert wurden.

Die Firmen mussten daraufhin ihre Fertigprodukte neu kalkulieren und 2022 ging die Inflation richtig los. Februar kam dann noch der Gasschock in Europa "dank" Putin obendrauf als Katalysator. Da die Leute aber wegen Covidhilfen recht viel Geld hatten und bereit waren, dieses für die Waren und ihren gewohnten Lebensstil auszugeben, blieben die Preise nicht nur hoch, sie stiegen weiter.

Die Notenbanken machten darauf das Geld über Zinserhöhungen teurer, um die Inflation nicht außer Kontrolle geraten zu lassen.

Ein Jahr später pendelte sich die Rohstoffproduktion wieder auf alte Niveaus ein, die Transporte ebenfalls und durch den üblichen Wettbewerb sanken die Rohstoffpreise. Die meisten Leute, die aus dem Beruf raus waren, fanden wieder Anstellung. Es gab viel nachzuholen.

[https://i.imgur.com/brn2Uaq.png]

Hier sieht man, wie sich die Produzentenpreise entwickelten - also wie viel die Firmen für die Rohstoffe zum Hersteller ihrer Produkte ausgeben mussten:
[https://i.imgur.com/DOMRsuu.png]

Gleichzeitig hatten viele Bürger nun a) hohe Lebenshaltungskosten durch die Inflation und b) die Covid Ersparnisse aufgebraucht. Eine Menge fingen an sich zu verschulden (aktuelle Kreditkartenschulden in den USA sind irre hoch). Man konnte sich die neuen Preise nicht mehr leisten. Die Folge: Konsumreduktion bis Konsumverzicht.

[https://i.imgur.com/GmiuOcC.png]

Also sank die Nachfrage. Günstigere Rohstoffe und sinkenden Nachfrage zwingt dann die Firmen mit den Preisen herunterzugehen. Disinflation begann und hält bis heute an. Gleichzeitig fordern viele höhere Löhne, damit sie die neuen Preise dauerhaft zahlen können.

Preis-Lohn-Spirale geht los. Hohe Löhne erzeugen aber mehr Entlassungen. Deren Effekt dauert auch wieder ca. ein Jahr. Noch steigen die Arbeitslosenquote nur sehr sanft an. Hoffen wir, dass es nicht wie Ende der 80ern wird.

Aktuell haben die Notenbanken aufgehört, die Zinsen weiter zu erhöhen und hoffen, dass die Inflation sich nun bei ca. 2% einpendelt. Wenn sie darunter fällt, wird man die Zinsen senken und Geld billiger machen. Das erklärte Ziel ist die "soft landing". Also die Wirtschaft sanft auf das neue Preisniveau zu bringen.

Covid Folgen haben einen langen Arm und aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Produktionslücke im System, die wir mit Geld zugekleistert haben, muss ausheilen und wird eine Narbe hinterlassen.


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