Thema:
Nachtrag weil zu faul Cookies zu löschen flat
Autor: enju
Datum:18.08.23 10:34
Antwort auf:Re:Trotz weniger Autos mehr Autoverkehr von enju

>>Ich sehe das nicht mal als Umweltproblem, auch ohne Klimawandel hat das Auto die heutigen Verkehrsinfrastrukturen von dicht besiedelten Gebieten ans Limit gebracht wo es an allen Ecken knirscht. Etwa Parkplatzkrieg als Dauerzustand. Das ist so krass. Meine Mutter wohnt bspw. immer noch in der Siedlung wo ich aufgewachsen bin. Und da hab ich sehr klare Erinnerungen daran wie es dort war als ich gerade meinen Führerschein gemacht habe. Das ist nicht Zentrum gewesen sondern außerhalb. 20 Meter Fußweg von Parkplatz zur Tür waren quasi Zonk. Eine Uhrzeit wo es in der kompletten Straße überhaupt keinen freien Parkplatz mehr gegeben hätte gab es nicht. Stand heute ist die komplette Straße zu. Eine Uhrzeit wo man nicht 10 Minuten Runden drehen bis man Glück hat einen Ausparker zu erwischen gibt es nicht.
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>Das ist wirklich krass. In unserem halb-ländlichen Bereich (also so ein Speckgürteldorf) kommt noch dazu, dass die Leute immer fettere Autos kaufen, die dann nicht mehr in die Garagen passen. Ein paar Meter von unserer Wohnung ist z.B. ein Reihenhaus, da steht ein Q8 in der Einfahrt der wirklich genau die Fläche vor der Garage einnimmt. Wär mir schon zu blöd immer Millimetergenau zu parken damit das Heck nicht im (eh viel zu schmalen) Fußweg hängt.
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>Bei unserem Mehrfamilienhaus hat fast jede Wohnung eine Garage, aber viele haben mittlerweile zwei Autos und teilweise wird die Garage dann auch noch als zusätzliche Abstellfläche benutzt. (Disclaimer: wir sind zu zweit und haben auch zwei Autos...)
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>Im Neubaugebiet ein paar Straßen weiter stehen vor jedem Haus zwei fette Autos, das sieht so furchtbar aus weil durch die enge Bebauung die Autos komplett das Straßenbild dominieren. Das hat irgendwie eher Ghettostyle als schönes Neubaugebiet.
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>Eine sinnvolle Radwegplanung ist übrigens nicht zu erkennen, es gibt jetzt mitten im Ort ein Fahrradstraße, die an beiden Enden auf recht viel befahreren Straßen ohne Radweg endet. Ansonsten ein paar von diesen Suizidradstreifen, die viel zu schmal sind und von jedem Verkehrsteilnehmer anders interpretiert werden. Yolo.


Nachtrag:

ich wohne in der Nähe von Ludwigshafen/Mannheim. Wer es nicht genau kennt, zwei Städte in verschiedenen Bundesländern, nur durch den Rhein getrennt, also extrem viele Menschen die jeweils zur gleichen Zeit über den Fluss müssen in beide richtungen. Durch diverse, nennen wir es mal, infrastrukturelle Fehlplanungen der Vergangenheit müssten wir hier eigentlich einen kompletten Verkehrsinfarkt haben, da der Zubringer der einen der zwei innerstädtischen Brücken auf Ludwigshafener Seite abgerissen werden musste, während der andere eigentlich zuerst abgerissen werden sollte und jetzt die Hauptlast tragen muss. Es ist zu Stoßzeiten zwar sicher etwas voller, aber das massive Chaos ist ausgeblieben. Ich habe leider keine Zahlen zur Nutzung von ÖPNV und Fahrrädern, aber ich vermute mal dass das, gemeinsam mit Homeoffcemöglichkeiten und Nutzung flexibler Arbeitszeiten, das ganze schon extrem abfedert. Und natürlich ist es so dass man sich noch viel häufiger überlegt wie schlau es ist mit dem Auto rüber zu fahren wenn man nicht muss.

Das alte Zitat "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten" stimmt dann eben zu einem gewissen Maß auch in die andere Richtung.

Ich glaube auch dass man hier Städte und Land massiv unterscheiden muss. Zudem wird oft so krass schwarz-weiss geredet, dass man meinen könnte es gibt nur Berlin-Mitte und irgendwelche 300 Einwohner Dörfer im Hunsrück. Es gibt aber in der Mehrheit  alle Abstufungen dazwischen und entsprechend sind da dann auch Abstufungen der Mobilitätskonzepte sinnvoll. Das berühmte Lastenrad macht imo in einem Vorortdorf mit halbwegs sinnvoller Infrastruktur, wo man dann aber vielleicht auch noch ne Garage hat, sogar mehr Sinn als in einer Großstadt, wo man das meiste auch zu Fuß erledigen kann und das Rad auf der Straße geklaut oder demoliert wird.


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