Thema:
Re:NASCAR... flat
Autor: Bullitt
Datum:14.07.23 21:20
Antwort auf:NASCAR... von Xtant

>...ist irgendwie nicht mehr dasselbe wie früher.
>
>Ich vermisse die Zeiten, als sich noch veraltet aussehende Stufenheck-Limos um die Plätze balgten.


Die sahen nicht nur veraltet aus, die waren auch technisch nur knapp über Steinzeit.
Bis einschl. 2021 sind die noch mit 4-Gang-H-Getriebe gefahren, Kraftübertragung via Starrachse, mit Ballonreifen auf Stahlfelge, welche stilecht mit je 5 Radmuttern befestigt war... das war richtig alt, aber halt irgendwie auch auf eine sehr eigene Art faszinierend.

>Jetzt sehen sie (fast) wie stinknormale GT-/Supercars aus.

Jep.

>Dazu die zunehmende Internationalisierung...

Welche "Internationalisierung" denn? Außer Suarez fällt mir kein siegfähiger (Vollzeit-)Fahrer ein, welcher nicht aus den Staaten kommen würde. Die Strecken sind eh alle in Amiland, die Teams sitzen praktisch alle in/um Charlotte, usw...

Die Nascar ist immer noch eine 100% US-Geschichte. Sie haben nur ein gewaltiges Problem: Das Publikum stirbt aus. Junge Leute in den USA - sofern sie sich für Motorsport interessieren - interessieren sich meist für Formel 1. Zum größten Teil dank der "Drive to Survive"-Doku Soap; das Ding kann man gar nicht überschätzen was den Erfolg betrifft. Nascars "Antwort" (eine wirklich fremdschämig schlechte Sitcom) ist zurecht wieder vergessen. Social Media oder Marketing generell können sie nicht.

Daher versucht Nascar seit ein paar Jahren so verzweifelt, "was Anderes" zu machen und damit Aufmerksamkeit bei neuen Zielgruppen zu generieren.
Oder halt solche Zielgruppen welche man vor 20 Jahren schon mal hatte, aber die jetzt wieder weg sind, weil man auf sie geschissen hat. Dazu zählt das internationale Publikum, welches während des Jeff Gordon-Hypes durchaus vorhanden war. Selbst meine Mutter (mittlerweile Rentnerin) hatte rund um die Jahrtausendwende von Jeff Gordon gehört; heute könnte sie keinen einzigen Fahrer nennen.

Jedenfalls, inhaltlich haben sie ein paar Dinge gemacht, die so leidlich funktionieren (deutlich mehr Road Courses, Bristol Dirt, Clash in LA, oder halt die deutlich moderneren Autos), aber wirklich Buzz generieren sie damit auch nicht.

Jetzt halt das allererste Nascar Street Race.

Scheinbar hat das ordentlich Aufmerksamkeit erzeugt, aber das kann auch sehr gut ein Strohfeuer sein. Wenn das Rennen nicht nass gewesen wäre und mal eben per Handstreich während des Rennens um 25 Runden verkürzt worden wäre, hätte das auch ein langweiliger Stinker werden können.

>Das eher mäßige fahrerische Niveau fiel früher nicht so auf, weil halt die Amis unter sich waren.

Mit vermeintlich fehlenden Niveau hat das, was in Chicago passierte, so gar nix zu tun. Ein Kyle Larson zum Beispiel betreibt seinen Sport sicher auf ähnlich hohem Niveau wie SVG seinen Sport.

Das Problem war: Die allermeisten Fahrer in der Nascar haben immer noch einen Oval-/Dirt Hintergrund. Das ist eine sehr eigene Bubble, und aus nicht-US-Sicht ist das auch absolut schräg, was da abgeht. Und die kennen halt kein Street Racing, daher können die es logischwerweise auch nicht.

SVG dagegen wird bei seinem Debut auf einem beliebigen Oval auch absolut null Land sehen. Das sind völlig unterschiedliche Sportarten.

Dass Nascar einfach mal eben zum ersten Mal überhaupt (!) ein Street Race austrägt und dann auch Experten in dieser Disziplin zulässt, war mutig, das muss man denen lassen.

>IMO jedenfalls ziemlich beschämend, was die Einheimischen da in Chicago gezeigt haben.

Aus o.g. Gründen gibt es da keine Gründe, sich zu schämen.
Schämen können sie sich dann, wenn sie bei weiteren Street Races nicht besser werden.

Christian


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