Thema:
Passt schon flat
Autor: Bullitt
Datum:18.03.23 12:27
Antwort auf:War wohl nix... von Xtant

Natürlich liegt es zum Teil auch daran, dass die WEC in den letzten Jahren die Latte sehr niedrig gelegt hat, aber die 8 Stunden waren gefühlt doch sehr kurzweilig.
Außerdem, was ich auch mal sagen möchte: Ich mag den (deutschen) Kommentar auf Eurosport wirklich sehr! Selbst die langweiligsten Rennen (was es gestern sicher nicht war) taugen noch immer zumindest als eine Art Podcast. In Sachen Motorsport bringen die immer wieder super Kommentatoren hervor, und auch nach dem Tod von Gustav Büsing vor ein paar Jahren konnten sie diese Lücke erfreulich schnell wieder füllen, auch vom Niveau her.
Ich bin mir noch gar nicht sicher, ob ich die IMSA nachher überhaupt mit Ton schaue, oder eher nebenbei die Bilder laufen lasse und irgendwo im Internet eine Art "IMSA-Radio" auf Englisch suche, dem ich dann lauschen kann, weil ich den Kommentar auf Motorvision so unglaublich mies finde, auch Lenz Leberkern kann da nix mehr reißen.

Aber zum Rennen gestern...

>d.h. es war natürlich schon was. Aber zumindest derzeit noch) sind die 13 Hypercars zu "aufgesplittet", was ihren derzeitigen Stand angeht. Derzeit hat jeder seine (tragische) Rolle.

Für viele Beteiligte war's halt das erste Rennen in der aktuellen Rolle. Das hier Einiges auch mal verkackt wird, war zu erwarten.

>- Toyota: Überlegener Doppelsieg. Spannend bleibt, inwieweit sie das wirklich beste Auto haben und zu welchem Anteil die große Erfahrung in der Klasse hier reingespielt hat. Beides zusammen ist jedenfalls als Gesamtpackage derzeit fast unschlagbar.

Das ist praktisch alles Erfahrung. Leistungsmäßig war Ferrari absolut auf Augenhöhe, und das nicht nur zwischenzeitlich, sondern dauerhaft. Aber Toyota hat als einziges Hypercar-Team den berühmten Null-Fehler-Job abgeliefert und eine Runde Vorsprung (oder warens dann am Ende doch schon 2?) nach 8 Stunden Sebring sind gar nicht mal so viel.

>- Porsche: mMn die große Enttäuschung. Porsche gehört zu den Marken, die eigentlich immer jede Rennserie dominieren, in der sie werksseitig mitmachen. Gerade im Langstreckensport. Der 963er ist aber irgendwie (zu) langsam. Und das hat nicht nur mit der LMDh/LMH-"Problematik" zu tun; sie sind ja sogar langsamer als der Cadillac.

Porsche hat mich an Daytona erinnert - auch dort haben sie einige Stunden gut mithalten können mit den anderen LMDh, aber in der zweiten Hälfte konnte man dann nicht mehr mitgehen. Gestern wieder. Irgendwas liegt da noch im Argen (Setup? Oder generelles Konstruktionsproblem?), dass sie auch ohne sichtbare Schäden nach einigen Stunden gegenüber den Anderen verlieren. Die kurzfristige Leistung ist aber absolut auf Augenhöhe mit Caddilac.

Zum Thema "Dominanz" muss ich aber widersprechen: wenn das wirklich das Ziel wäre (oder anders gesagt: wenn sie wirklich bereit wären, auch in Dominanz entsprechend zu investieren), dann hätten die das Auto nach LMH-Reglement aufgebaut.
Da auch Lamborghini nach dem US-Reglement aufgebaut wird, ist recht klar, dass VW nicht mehr jeden Preis investieren will, sondern durchaus auf ein gewisses "Preis-Leistungs-Niveau" beim Hypercarprogramm achtet. Was ja auch nicht ganz unverständlich ist; u.a. dafür wurde die LMDh ja geschaffen.

>- Cadillac: IMO der große Gewinner; und zwar nicht nur, was die reine Performance angeht. Wunderschönes Auto, schöne Lackierung, Mega-Sound, super Rennen. Die "Tragik" liegt hier vor allem darin, dass sie mit nur einem Auto antreten.

Der Fokus von Caddy liegt halt auf der IMSA. Außerhalb der Staaten kauft doch keiner einen Cadillac. Ich bin ja schon positiv überrascht, dass sie überhaupt die ganze WEC mitnehmen, und nicht nur Le Mans, wie GM es jahrelang mit Corvette getan hat.

>- Ferrari legt einen Ferrari-Auftritt hin. Großartige Performance gepaart mit typischen Ferrari Aktionen bis hin zum Grande Casino. Wird vermutlich weiterhin die Marke sein, die zumindest in den einzelnen Rennen für die Farbtupfer sorgt. IMO insgesamt positiv zu bewerten.

Wirklich bemerkenswert finde ich, dass die nicht nur schnell waren, sondern auch auf der Distanz praktisch null technische Probleme hatten, trotz der extrem kurzen Vorbereitung. Dazu noch in Sebring...
Alle Fehler waren irgendwo menschliche Fehler (falsche Strategie, Durchfahrtsstrafen, Probleme beim  Überrrunden), daher meinte ich oben auch, dass die Erfahrung hier der entscheidende Faktor war. Wenn sie die Fehler abstellen oder zumindest in Grenzen halten können, sind sie ganz oben dabei.

>- Peugeot: Ohne Worte. Hoffentlich bekommen die ihr Zeug noch zusammen, wäre schade um die IMO wunderschönen Autos. Unzuverlässig ist okay, nicht ganz so schnall auch. Aber so krass in der Kombi schwankt das irgendwo zwischen Desaster und Lachnummer.

Ich fand ja das pure Entetzen bei den Kommentatoren auch interessant. Relativ neues Auto hin, die besondere Strecke in Sebring her - das ist aktuell ein unorganisierter Hühnerhafen im Paddock. Und da soll ein großer Konzern mit einem durchaus erfolgreichen und gar nicht mal soo lang zurück liegenden und LMP1-Programm hinter stecken?
Ja, das war mal gar nix, und die Vermutung "die konzentrieren sich bestimmt nur auf Le Mans" wird immer mehr zur Hoffnung, da nicht viel Anderes aktuell zu sehen ist, an was man sich klammern kann.

>- Vanwall. IMO völlig okay für die Rahmenbedingungen und ein, nicht nur der Lackierung wegen, attraktiver Farbtupfer. Sie sollten das Auto zuverlässiger hinbekommen, dann sind siebte, achte Abstauber-Plätze jederzeit drin.

Abstauben, wenn die Hybrid-Hypercars straucheln. Mehr ist nicht drin, stimme ich zu.

>- Glickenhaus: Die dritte große Enttäuschung. Die waren letztes Jahr an Toyota dran, das Auto wirkte schnell, "seriös" und auch halbwegs zuverlässig.

"An Toyota dran" waren sie aber auch nur ganz vereinzelt, wenn Toyota halt selbst mal Fehler machte, und vor allem nicht in Le Mans. Letztendlich ist die WEC aber doch nur Rahmenprogramm und beim Main Event waren sie noch nie siegfähig, und können das ohne Hybrid auch gar nicht sein.
Glickenhaus hat exakt die selbe Rolle wie Vanwall - die Brotkrümel abstauben, welche die großen Teams fallen lassen.

>Mal abgesehen davon, dass ich das Getue darum, wann er wie wo antritt schon mal ziemlich unglücklich finde (wenn für ihn Geld als Milliardär doch angeblich nicht die große Rolle spielt)

Das habe ich dieses Jahr gar nicht mitbekommen im Hypercar-Hype... ging es mal wieder darum, dass er keinen Bock auf die Leute hinter Nascar/IMSA hat, und daher als Ami lieber WEC fährt?

>Fazit: Riesiges Potenzial, das aber zumindest im ersten Rennen nur unzureichend gezeigt wurde. Wären nicht die Ferraris quasi "freiwillig" die ganze Zeit das Tableau rauf- und runter-mäandert, das Rennen wäre Platzierungsmäßig ziemlich langweilig gewesen.

Das Argument verstehe ich nicht. Ferrari IST nunmal hoch- und runtergefahren, das ist ja das Schöne an mehr Teilnehmern: Irgendwer wird auch Fehler machen, und Andere können davon profitieren. Wenn Niemand Fehler macht, wird es doch erst Recht langweilig.

>Das MUSS noch etwas homogener werden. Das Warten alleine auf 2024 und BMW, Alpine und Lambo reicht nicht.

BMW war in Daytona alles Andere als Vielversprechend, mal sehen wie sie nachher laufen. Lambo wird auch kein LMH und damit vermutlich auch eher im "erweiterten Favoritenkreis" landen, und Alpine ist eine große Unbekannte. Steckt da Renault eine erwähnenswerte Menge an Geld rein, oder darf das Rennteam den Bums allein stemmen? Wenn Letzteres, dann sehe ich die leider auch nur unwesentlich über Vanwall/Glickenhaus Niveau.

Mal schauen, interessant ist es zur Zeit allemal...

Christian


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