Thema:
Re:Ich hab da gearbeitet. AMA! flat
Autor: deros
Datum:14.03.23 15:50
Antwort auf:Re:Ich hab da gearbeitet. AMA! von BOBELE

>>Ein großes Sortiment lebt davon ausgestellt, vorgeführt, angefasst, anprobiert ... zu werden.
>>Mag sein, dass vielen genügt Schuhe, Bekleidung, Möbel rein online zu erwerben und bei Nichtgefallen zurückzuschicken (btw. das universelle Widerrufsrecht beim Fernabsatzgeschäft hatte nie den Zweck, "anprobieren" oder "gefallen" zu ermöglichen - das will ich aber nicht vertiefen).
>>*Ich* kann, oder besser, will das aber nicht.
>>
>>Es schränkt mich in meiner Auswahl ein. Es schränkt mein Kauferlebnis ein.
>>Bei Bekleidung, Möbeln und Dingen des täglichen Bedarfs. Ich will eine Pfanne in der Hand halten können um zu entscheiden ob mir das Gewicht, die Form, der Griff, das Material zusagt. Überall wo andere Sinnesorgane eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung spielen, hat online bei mir verloren. Seien es Gerüche, Haptik, ja auch die Optik erlebt man in Person ganz anders als aus Bildern oder trockenen technischen Aufzählungen.
>
>Ja, seh ich zu 100% auch so. Und:
>
>>>Hinzu kommen der Spontankauf: wenn man einer Sache über den Weg läuft die man so gar nicht gebraucht hat oder beabsichtigt hatte erwerben zu wollen.
>>Geht das Online? So oft wie im Einzelhandel? Ich finde nicht und kann es bei mir auch nicht in dem Maße bestätigen.
>
>Das beschreibt auch einen der Fehler, die im Warenhaus schon frühzeitig gemacht wurden. Früher hieß es mal:
>
>"Beim Kaufhof gibt es tausendfach
> alles unter einem Dach"
>
>Das war imho das Hauptmerkmal der Kaufhäuser. Da findet jeder alles, was er so braucht und will. Und das, wovon er noch gar nicht wusste, dass er es braucht und will. Heute sind das ja eigentlich nur noch Klamottenläden mit wenig sonst.


Ich glaube, das Konzept des "Wir haben alles" können andere - also Amazon - heutzutage einfach besser erfüllen, sodass für die staubigen Warenhäuser in diesem Segment der eierlegenden Wollmilchsau kaum Platz mehr bleibt. Als Dorfkind waren Karstadt und Kaufhof für mich früher der Inbegriff von STADT, da gabs Dinge, die gabs bei mir zu Hause einfach nicht oder zumindest nicht in dem Ausmaß. Aber das hat sich einfach geändert, heute ist in jeder noch so entlegenen Ecke der Republik alles innerhalb von einem Tag bei dir. Das "Alles"-Konzept hat dadurch einfach seine Faszination verloren und zum puren Einkaufen gibt es bessere oder praktischere Alternativen. Wer Klamotten kaufen will, geht nicht zu Karstadt, sondern in einen "richtigen" Klamottenladen - wahrscheinlich gezielt zum Laden der Lieblingsmarke. Wer eine neue Pfanne will, greift bei Rewe, Edeka, Aldi zu, wo sie das ganze Jahr über im Angebot sind. Ein großer Teil des Sortiments wirkt ohnehin als ziele es ausschließlich auf die Altersgruppe 70+ ab. Selbst mit dem demographischen Wandel ist das vielleicht nicht allzu ideal. Ich war schon ewig nicht mehr bei Karstadt, ich war vorher auch ewig nicht mehr bei Kaufhof, und noch seltener habe ich dort irgendwas gekauft. Das liegt nicht daran, dass ich nicht offline einkaufen würde - Klamotten kaufe ich bspw. ausschließlich offline - sondern daran, dass die alten Warenhäuser einfach kein gutes Einkauferlebnis bieten.


< antworten >