Thema:
aktueller Münklervortrag zur neuen Weltordnung flat
Autor: Joschi
Datum:28.02.23 05:01
Antwort auf:Russischer Angriff auf Ukraine #10 von Cerberus

[https://youtu.be/s5MkWWXdZ_w]

Ab Minuter 13:18 geht’s los. Es ist wirklich interessant aber ich weiß nicht ob das hier nicht schon verlinkt wurde. Die Suchfunktion mag kein ü. Es geht auch stückweise am Ende um die Schweiz, weil der Vortrag dort stattfand. Ich versuch mal, die spannendsten Punkte zusammenzufassen:

- militärische Macht wieder im Aufwind i V zu wirtschaftlicher, politischer
-Konzept Frieden schaffen mit immer weniger Waffen für Jahrzehnte erledigt
- Rückzug aus Afghanistan bildet das Ende des westlichen Projekts
- USA kein Hüter mehr
- Menschheit als relevantes Kollektivsubjekt nicht mehr denkbar, wieder Einzelinteressen von Staaten
- Verwundbarkeit globaler Lieferketten in der Covid-Pandemie führen zu Autarkiebewegungen
- Auslandseinsätze nicht mehr Werteschaffend sondern klarer Interessengeleitet
- Verhaltenssteuerung anderer Regierungen mit wirtschaftlicher Macht hat keine Bedeutung mehr
- die Friedensdividende durch fehlende Investitionen in Waffensysteme fällt weg (hat unsere Sozialsysteme entwickelt)
- wir haben den Höhepunkt unseres Wohlstands überschritten, weil wir wieder in militärische System viel Geld investieren müssen
- Neben dem Ende des Ukrainekrieges wird die Stabilisierung von Balkan insb Serbien und Kaukasus und auch Türkei, Griechenland zentrales Problem in Europa sein
- Russland als revisionistische Macht mit Post-imperialistischen Phantomschmerzen (es schmerzt wo kein Sowjetland mehr ist)
- Ähnlich zur Pariser Friedensordnung nach WK1
- Wie geht man mit solchen Mächten um?
1. Ansatz Wohlstandstransfer bzw Dekadenzexport (geiles Wort IMO) mit Nord Stream stammt aus den positiven Erfahrungen der Deutschen mit dem Marshallplan für eine postheroische Gesellschaft, hat aber nicht funktioniert und Russland immer hungriger gemacht
2. Appeasement 1938 wie auch 2014 mit Minsker Abkommen schwierig aber nicht nur negativ sondern hat auch erlaubt das Militär vorzubereiten, insb in der Ukraine
3. Abschreckung wird auf lange Sicht die einzige Möglichkeit sein
- Waffen zum Schweigen bringen um Diplomaten reden zu lassen wird nicht funktionieren
- Analogie zu WK1 das beste zu erreichende Ergebnis für den Aggressor ist ein Remis
- solange aufrüsten, bis für Russland die Kosten zu hoch werden
- Friedenskompromiss auch für Ukraine schwierig aufgrund Vermächtnis der Gefallenen
- erleichtern durch Sicherheitsgarantien der Nato: verzichtet jetzt auf Gebiete und dafür kämpft die Nato beim nächsten Angriff Russlands direkt mit
- wird noch lange dauern bis beide Parteien durch Weiterkämpfen nur noch Verschlechtern erreichen können
- Rolle der neutralen Schweiz: was bringt Neutralität?
- keine aktive Rolle, abhängig von den Entscheidungen anderer
- nuklearer Fallout im Falle des Falles wird keinen Umweg um die Schweiz nehmen
- Gefahr nicht so groß wegen Chinas Interesse an Wirtschaftsmacht
- es gibt keine Neutralitätsdividende mehr
- Als Verhandlungsführer zu klein, wo sollen die Sicherheitsgarantien herkommen?
- Schweiz eh näher an westlichen Systemen
- Abhängigkeit bei immer aufwändigeren Rüstungssystemen vom Westen stellt ebenfalls Neutralitätsvorteil in Frage

Was mir bei der Betrachtung fehlt, ist der Klimawandel, der ja schon die Menschheit als relevantes Kollektivsubjekt erzwingt. Und das spricht Baerbock ja auch immer wieder an bei der UNO. Interessiert aber irgendwie nicht ganz so viele.
Problematisch finde ich auch beim Remis-Ansatz, dass dieses unglaubliche Leid und die selbstverstümmelung Teil der russischen Identität in großen Bereichen der Gesellschaft zu sein scheinen und das Land dahingehend IMHO einen sehr langen Atem haben wird.


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