Thema:
Re:Hab meine Kinder gestern Abend informiert flat
Autor: Phil Gates
Datum:11.01.23 13:50
Antwort auf:Hab meine Kinder gestern Abend informiert von Matt

>Vielen Dank für euer Mitgefühl. Selbstverständlich ist das mit ein Grund, dass ich mich entschlossen habe, hierbei berichten. Ich hab den Thread auch immer gelesen und emotional daran teilgenommen. Danke daher auch an alle, welche sich vor mir entschlossen hatten, hier zu schreiben. Das war auch vor der persönlichen Erfahrung immer sehr hilfreich und interessant.
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>Ich habe gestern meine Kinder darüber informiert, dass es eine Krebsdiagnose gibt und wir als Familie nun zusammenrücken und für die Mutter bzw. meine Frau da sein müssen. Da die Bestimmung noch aussteht und ebenso die Prognose, habe ich lediglich die Annahmen geteilt ohne hinsichtlich einer Prognose zu mutmaßen. Ich habe aber auch klar gesagt, dass es sich in alle Richtungen entwickeln kann. Von Fehldiagnose bis hin zu einem sehr schnellen Verlauf. Im Vordergrund steht nun die Mama.


Richtig so. Und es bringt auch nichts, den Kindern nicht die Wahrheit zu sagen. Zumal Deine Kinder ja Erwachsene sind. Mein Sohn hat das damals erstaunlich tapfer genommen, als wir die Diagnose bei meinem Vater erhalten haben. Er ist nur in Tränen ausgebrochen, als ich mit ihm bei der Corona-Impfung war und er die zweite Dosis nicht vom Opa, sondern einem anderen Kinderarzt bekommen hat. Er hat den Arzt noch gefragt, ob er auch so toll zaubern kann wie der Opa, dass es nicht wehtut.

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>Wir sind auch nicht unmittelbar wirtschaftlich bedroht, auch wenn wir uns nie abgesichert haben. Aber wir beide haben Einkommen, welche immer ausreichen werden und es gibt Ersparnisse, welche unser Überleben sichern. Meine Tochter hat als Polizeianwärterin auch bereits ein sehr gutes Ausbildungsgehalt.
>Ich weiß gar nicht, ob das irgendwie schräg ist, dass man sich in dieser Phase bereits um die Existenz der Familie kümmert, aber mir hat es geholfen, mal eben alles durchzurechnen und zu prüfen, was im schlimmsten Fall auf uns zukommt. Es muss ja weiter gehen und ich kann keine Unsicherheit zu der ohnehin durch die Diagnose bestehenden gebrauchen. Hilft mir nicht und damit auch nicht der Familie.
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Du, dieselben Gedanken hab ich auch immer wieder seit meine Frau die Diagnose hat. Wie Du sagst: Wenn der worst case eintritt, muss es ja irgendwie weitergehen.

>Die Kinder sind sehr tapfer und machen einen gefassten und hoffnungsvollen Eindruck. Meiner Frau habe ich es heute morgen gesagt, dass ich meine Sohn und meine Tochter eingeweiht habe und sie fand es auch richtig, war ja nicht so abgesprochen. Uff.

Ist genau richtig, wie Du es gemacht hast. Wenn Du mit ihr darüber geredet hättest, hätte sie sich noch Schuldkomplexe eingeredet weil die Kinder wegen ihr weinen.

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>Heute Morgen wurde uns mitgeteilt, dass nun eine Lungenspiegelung durchgeführt wird und für den Fall, dass keine Entnahme von Proben möglich ist, ein Eingriff folgt. Das macht Hoffnung, dass man nicht aufgegeben hat und eine Behandlung zeitnah erfolgen kann, wenn sich die Diagnose bestätigt. Im Nervenwasser wurden aber definitiv Zellen gefunden, welche einen Tumormarker aufweisen (sagt man das so?).
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Das heißt erst mal nur, dass ein Tumor irgendwo ist. Das kann sogar halbwegs harmlos sein. Montserrat Caballé hat 40 Jahre mit einem Hirntumor gelebt den man zwar nicht operieren konnte (weil sie sonst nicht mehr hätte singen können), der aber auch nicht gestreut hat oder groß gewachsen ist.

>Nun heißt es abwarten und hoffen, dass meiner Frau der Eingriff erspart bleibt. Sie ist stark und einigermaßen fit, aber so ein Eingriff macht es ja nicht besser, wenn danach beispielsweise eine Immuntherapie angesagt wäre.

Also die Hoffnung, dass es ganz ohne Messer komplett weggeht, würde ich nicht zu hoch hängen. Sowohl Radio-Chemo als auch Immuntherapie oder gar Biontech-Impfstoff sind (bislang) idR adjuvant. Aber jetzt warte mal das Labor und das Staging ab. Dann schreib mir gerne eine PN. Ich habe guten Kontakt zu einer Klinik die bei so ziemlich jeder Studie im Onko-Bereich mitmacht (ich prüfe für die alle Verträge und kenne den Leiter der Onko und die verantwortlichen Mitarbeiter).

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>Die Psychoonkologin hat mich auch geschnappt und mir gesagt, dass ich nicht den Teufel an die Wand malen soll, da es so viele Möglichkeiten für falsche Diagnosen gibt, es abhängig vom Tumor auch Behandlungsmöglichkeiten gebe und es besser sei auf die Fakten zu warten. Ich solle mich mal noch zwei Wochen krankschreiben lassen um den Kopf freizubekommen.


Gute Psychoonkologin, die hat völlig recht.

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>Das werde ich dann wohl auch tun. Mein Urlaub ist diese Woche zu Ende gegangen und aktuell habe ich auch eine AU Bescheinigung bis Ende der Woche, welche ich verlängern lasse. Mein Hausarzt hat die Erstbescheinigung direkt ausgestellt, ohne Gespräch oder sonstigen Hickhack. Anruf genügte. Toll, dass das so reibungslos funktioniert und für mich ein Zeichen, dass der Sozialstaat hier funktioniert. Auch das Angebot der Psychoonkologin ist super. Die ist ohne Aufwand direkt verfügbar.


Ist nicht überall so, daher Glückwunsch! Und nutz die Möglichkeit!


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