Thema:
Hab meine Kinder gestern Abend informiert flat
Autor: Matt
Datum:11.01.23 12:47
Antwort auf:Meine Frau von Matt

Vielen Dank für euer Mitgefühl. Selbstverständlich ist das mit ein Grund, dass ich mich entschlossen habe, hierbei berichten. Ich hab den Thread auch immer gelesen und emotional daran teilgenommen. Danke daher auch an alle, welche sich vor mir entschlossen hatten, hier zu schreiben. Das war auch vor der persönlichen Erfahrung immer sehr hilfreich und interessant.

Ich habe gestern meine Kinder darüber informiert, dass es eine Krebsdiagnose gibt und wir als Familie nun zusammenrücken und für die Mutter bzw. meine Frau da sein müssen. Da die Bestimmung noch aussteht und ebenso die Prognose, habe ich lediglich die Annahmen geteilt ohne hinsichtlich einer Prognose zu mutmaßen. Ich habe aber auch klar gesagt, dass es sich in alle Richtungen entwickeln kann. Von Fehldiagnose bis hin zu einem sehr schnellen Verlauf. Im Vordergrund steht nun die Mama.

Wir sind auch nicht unmittelbar wirtschaftlich bedroht, auch wenn wir uns nie abgesichert haben. Aber wir beide haben Einkommen, welche immer ausreichen werden und es gibt Ersparnisse, welche unser Überleben sichern. Meine Tochter hat als Polizeianwärterin auch bereits ein sehr gutes Ausbildungsgehalt.
Ich weiß gar nicht, ob das irgendwie schräg ist, dass man sich in dieser Phase bereits um die Existenz der Familie kümmert, aber mir hat es geholfen, mal eben alles durchzurechnen und zu prüfen, was im schlimmsten Fall auf uns zukommt. Es muss ja weiter gehen und ich kann keine Unsicherheit zu der ohnehin durch die Diagnose bestehenden gebrauchen. Hilft mir nicht und damit auch nicht der Familie.

Die Kinder sind sehr tapfer und machen einen gefassten und hoffnungsvollen Eindruck. Meiner Frau habe ich es heute morgen gesagt, dass ich meine Sohn und meine Tochter eingeweiht habe und sie fand es auch richtig, war ja nicht so abgesprochen. Uff.

Heute Morgen wurde uns mitgeteilt, dass nun eine Lungenspiegelung durchgeführt wird und für den Fall, dass keine Entnahme von Proben möglich ist, ein Eingriff folgt. Das macht Hoffnung, dass man nicht aufgegeben hat und eine Behandlung zeitnah erfolgen kann, wenn sich die Diagnose bestätigt. Im Nervenwasser wurden aber definitiv Zellen gefunden, welche einen Tumormarker aufweisen (sagt man das so?).

Nun heißt es abwarten und hoffen, dass meiner Frau der Eingriff erspart bleibt. Sie ist stark und einigermaßen fit, aber so ein Eingriff macht es ja nicht besser, wenn danach beispielsweise eine Immuntherapie angesagt wäre.

Die Psychoonkologin hat mich auch geschnappt und mir gesagt, dass ich nicht den Teufel an die Wand malen soll, da es so viele Möglichkeiten für falsche Diagnosen gibt, es abhängig vom Tumor auch Behandlungsmöglichkeiten gebe und es besser sei auf die Fakten zu warten. Ich solle mich mal noch zwei Wochen krankschreiben lassen um den Kopf freizubekommen.

Das werde ich dann wohl auch tun. Mein Urlaub ist diese Woche zu Ende gegangen und aktuell habe ich auch eine AU Bescheinigung bis Ende der Woche, welche ich verlängern lasse. Mein Hausarzt hat die Erstbescheinigung direkt ausgestellt, ohne Gespräch oder sonstigen Hickhack. Anruf genügte. Toll, dass das so reibungslos funktioniert und für mich ein Zeichen, dass der Sozialstaat hier funktioniert. Auch das Angebot der Psychoonkologin ist super. Die ist ohne Aufwand direkt verfügbar.


< antworten >