Thema:
Re:Immer diese monothematische Betrachtungsweise flat
Autor: FS
Datum:26.12.22 22:36
Antwort auf:Immer diese monothematische Betrachtungsweise von king_erni

>in Japan lebt es sich immer noch sehr, sehr gut und infrastrukturell ist das Land besser aufgestellt als Deutschland z.B.

Äh nein. Japans Lebensstandard sinkt konstant, müssen Überstunden machen und haben konstant sinkende Löhne. In jedem fünften Unternehmen leisten Mitarbeiter*innen laut dem staatlichen Karoshi-Weißbuch monatlich über 80 Überstunden.

[https://www.insm-oekonomenblog.de/wp-content/uploads/2020/01/INSM_Oekonomenblog_Diagramm_200122_Reallohnentwicklung-Japans_v02.jpg]

Bislang hat man versucht über quantitativ easing, Subventionen und Niedrigzinspolitik das Ganze vom Staat auszugleichen. Fakt ist aber dass Japan bei den Staatsschulden nicht den Yen stabil halten gleichzeitig niedrige Zinssätze für freien Kapitalfluss erzeugen kann.

Japan hat ja nun auch zum ersten Mal seit langer Zeit die Zinsen erhöht.
[https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/bank-of-japan-zentralbank-geldpolitik-zinsen-101.html]

Die alternde Bevölkerung Japans dämpft  auch das Einkommenswachstum und schrumpft die Steuerbemessungsgrundlage, während die Ausgaben für Gesundheit und Renten steigen. Die Folge wird eine Rezession sein und die Notenbank Japans wird ein riesen Problem bekommen. Die Alternative wäre massive Inflation was dazu führen würde dass sich die Bevölkerung noch weniger leisten kann. Der Yen war ja im letzten Jahr fast im freien Fall (-17% gegenüber Leitwährung US Dollar).
[https://i.imgur.com/mF9GlXT.png]

Japan lebt quasi in der Zukunft und auf Kosten ihrer schwindenden Jugend. Japans Rentenkassen sind z.B. nur Schuldengedeckt und man hält mit Subventionen die Wirtschaft stabil. Bauern bekommen bis zu 40% ihrer Einnahmen über Subventionen und nicht über Verkäufe. Es fast wie Kommunismus. Viele Banken in Japan sind bereits verstaatlicht. Kaputte Unternehmen werden über billige Kredite am Leben gehalten. Das führt zu Stagnation, sinkende Löhne und Produktivitätsrückgang. Die Wirtschaft zombifiziert.

Sobald die Zinsen steigen um Kapitalflucht und Inflation zu verringern ist dieses Konstrukt schwer gefährdet. Die jungen Leute investieren auch nicht mehr in Staatsanleihen wie die alte Generation. Die Notenbank muss das mittlerweile machen. Irgendwann wird Japan in Zahlungsverzug geraten und dann müssen sie Käufer für die Staatsanleihen finden und wenn das nicht gelingt ihre Banken und anderen staatlichen Unternehmen ans Ausland verkaufen.


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