Thema:
Re:IMHO geht das am Thema vorbei flat
Autor: deros
Datum:11.12.22 15:36
Antwort auf:IMHO geht das am Thema vorbei von Matze

>Ich hab mir die Folge noch ein zweites Mal angesehen und glaube nicht, dass es Böhmermann um eine 100% wasserdichte Darstellung des aktuellen Diskussionsstands in der Wissenschaft um biologische Geschlechter und deren soziokulturelle Auswirkungen ging.
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>Trans-Menschen sind nun mal seit vielen Jahren eine Realität und ich glaube, Böhmermann ist einfach stocksauer, weil die Gewalt gegen diese Menschen gerade alle Rekorde bricht. Er wollte mit der Sendung klar machen, dass diese Leute etwas ganz Normales sind, dass sie niemanden bedrohen oder ihm etwas wegnehmen, indem er gängige Vorurteile ("die wollen sich nur in Frauentoiletten schleichen!!!1") pulverisiert. Und auch seine eigenen Fehler in der Vergangenheit nicht ausspart.
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>Gleichzeitig zeigt er auf, wie transfeindliche Hetze funktioniert, wie man sie entlarvt und benennt dabei auch einige der größten Hetzer.
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>Und wer das jetzt alles für überflüssig hält, der sollte man eine(n) Betroffene(n) fragen, was ihr/ihm diese Sendung bedeutet hat.
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Das ist auch so der Eindruck, den ich von Transpersonen aus meinem Freundeskreis erhalte. Wenige hätten sich gewünscht, dass die große Bühne im ZDF Magazin für eine etwas sachlichere, aufklärerische Herangehensweise genutzt worden wäre, aber die meisten fanden den Beitrag tatsächlich gerade deswegen gut, *weil* er ein einfaches Herumgepolter ist. Marginalisierte Gruppen stehen oft in diesem permanenten Rechtfertigungsdruck und da hat's eine katharsische Wirkung, wenn sich im Hauptprogramm vor Millionenpublikum einfach mal der Frust von der Seele geredet wird, ohne dass man sich ständig perfekter als perfekt geben muss. Wird das Leute außerhalb der "Bubble" überzeugen? Nee. Aber manchmal reichts eben auch aus den Leuten, die sich in ihrem Alltag fast immer missverstanden fühlen, einmal das Gefühl zu geben, verstanden zu werden.

Hilft auch, dass es kurz vorher den sachlichen Mailab-Beitrag gab und sich die Formate in ihrer Herangehensweise daher ganz gut ergänzen.


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