Thema:
Re:Versuch der Zusammenfassung flat
Autor: Telemesse
Datum:11.12.22 09:42
Antwort auf:Versuch der Zusammenfassung von Xtant

>Erstmal halte ich es für gefährlich, wenn sich hier lauter Laien unterhalten, die (großteils) noch weniger als die (meisten) Protagonisten, um die es hier geht, Ahnung von der Materie haben. Mich eingeschlossen. ;-)
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>Also mal ein Versuch der Zusammenfassung, bezogen auf Mensch und Tier:
>- Mann muss schon auf biologischer Ebene unterscheiden: Biologisch im Sinne der *Fortpflanzung* sind die zwei Geschlechter erstens eindeutig definiert (die Definition erspare ich mir hier aber) und zweitens in jedem Falle auch "ausreichend". Es ist kein Fall belegt, wo weitere Geschlechter benötigt würden. Wozu soll hier auch ein "weiteres" Geschlecht dienen? Als Spediteur der Zellen zwischen männlich und weiblich? Afaik gibt es aber z.B. bei den Einzellern Vermutungen, dass sich die auf teilweise völlig unterschiedliche Art fortpflanzen können, was die klassische Geschlechter-Einteilung zumindest in dem Fall schwierig machen würde.
>- wir bleiben bei der Biologie: Abseits der reinen Fortpflanzung, bei den klassischen Geschlechtsmerkmalen, wird die Unterscheidung mitunter schwieriger. Es kann hier bei einzelnen Individuen (afaik aber teilweise auch bei ganzen Gruppen oder gar Populationen) aufgrund der vorhandenen (oder eben auch nicht vorhandenen) Geschlechtsmerkmalen keine eindeutige Zuordnung getroffen werden. Ohne dass man dieses Individuum deshalb (um es mal flapsig zu formulieren) als behindert oder im normalen Leben beeinträchtigt ansehen müsste. Die haben eine Aret Zwischenstadium beider Geschlechter. Es wird aber afaik in keiner seriösen wissenschaftlichen Abhandlung behauptet, es gebe ein eindeutig definierbares drittes, viertes oder n-tes Geschlecht.
>- und dann gibt es noch die gesellschaftspolitische Ebene. Und diesen Koloss auch nur halbwegs würdig auf ein paar Zeilen runterzubrechen, ist IMO absolut unmöglich. Man kann aber eine ganz simple Frage stellen: Warum reicht es nicht, sich eindeutig einem bestimmten Geschlecht zugehörig zu FÜHLEN (was alles in dem Wort drinsteckt!), um es auch offiziell als solches eintragen zu lassen? Auch hier ist doch eigentlich nirgendwo die Rede davon, auf einmal das n-te Geschlecht definieren zu wollen mit Namen dafür, die an Alienrassen erinnern (ich werde wieder flapsig)
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Warum sollte es nicht reichen? Bereits jetzt wird niemand gezwungen sich irgendeinem Geschlecht unterzuordnen. Jeder kann auch heute schon das Geschlecht dem er sich zugehörig fühlt eintragen lassen. Afaik beträgt die Anerkennungsquote 99%. Das ist also gar nicht das Thema bzw. wird hier ein angeblicher Popans aufgebauscht wo es gar nichts zum aufbauschen gibt. Die einzige Frage um die es geht ist doch die wie das Procedere dieser Anerkennung ausgestaltet wird und da gibt es imo von allen Seiten valide Argumente, die ich gar nicht bewerten möchte, über die es sich aber durchaus lohnt zu diskutieren und zu versuchen die Argumente pro und contra der ein oder anderen Maßnahme mal nachzuvollziehen. So eine Diskussion kann aber offenbar gar nicht mehr stattfinden. Jedes Argument wird von der anderen Seite, oftmals auch völlig offensichtlich und bewußt, falsch verstanden und der Absender beleidigt und diffamiert. Und gerade in solch einem Umfeld ist so eine Thematik imo maximal ungeeignet um daraus einen Klamauk- und Stimmungsbeitrag in einem Comedy/Satire Format zu bringen. Das ist weder lustig noch bringt es irgendeiner Seite auch nur den kleinsten Nutzen. Im Gegenteil es stachelt die Konfliktparteien nur noch mehr auf und trägt durch die Reichweite der Sendung eine völlig untaugliche Beurteilung eines sensiblen Themas aus einer Bubble in die breite Öffentlichkeit.

>Was mich persönlich ankotzt: Ich kenne eigentlich kein Lager der (radikalen) "es gibt nur zwei Geschlechter, und zwar die, als die man geboren wird!"-Einstellung, die nicht gleichzeitig mit Hetze und Hass gegen die LGBTQI-Community agiert.
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>Und das selbst aus Ecken, wo man vielleicht erst mal erstaunt reagiert, wie etwa der EMMA/Schwarzer-Richtung. Letztendlich aber auch kein Wunder, denn die radikal-feministische Richtung ist letztendlich alles andere als liberal.
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>Bei der "Fischbiologin" geht der (angeblich) unanfechtbare wissenschaftliche Hintergrund einher mit übelster privater Hetze, die IMO fast schon strafrechtliche Relevanz hat. Wie man vor diesem eindeutigen Hintergrund ernsthaft kritisieren konnte, dass sie ihren angeblich so neutral-wissenschaftlichen Vortrag damals nicht halten durfte, ist mir ein völliges Rätsel.
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Hast du mal Beispiele für diese übelste private Hetze. Ich höre das immer wieder aber außer ein paar bestenfalls flapsigen Bemerkungen hab ich da noch nie was substantielles gesehen. Unübersehbar ist jedoch das man ganz offensichtlich einen Twitter Mob auf sie gehetzt hat der laufend mit Diffamierungen und Unterstellungen gefüttert wird. Übelste Beleidigungen und Drohungen sind da mittlerweile Standard. Und ungeachtet der eigenen Meinung zum Thema sollte man sich hier mal die Aktions- und Reaktionsspirale vor Augen halten. Vollbrecht war völlig unbekannt und wollte einen völlig langweiligen und belanglosen Vortrag halten (den man übrigens öffentlich einsehen kann und der tatsächlich völlig langweilig und unspektakulär ist). Da hätten bestenfalls ein paar Dutzend Leute im Publikum gesessen und keine Sau hätte sich dafür interessiert. Durch die aktive Verhinderung des Vortrages, für die es imo keinen sachlichen Grund gibt, wurde das ganze doch erst völlig unnötig aufgeblasen und Vollbrecht irgendwie zu einer Galleonsfigur stilisiert. Ich bin mir bei der Figur Vollbrecht auch nicht wirklich über die Intention schlüssig, würde ihr aber schon ein gewisses Trolling der Hardcore Transszene zuschreiben. Diese reagiert darauf dann aber maximal bescheuert und mit teils üblen Reaktionen unterhalb der Gürtellinie.

>Und das macht z.B. auch dieses Sinan-Video so leicht... mysteriös, denn er feuert ja eindeutig in eine bestimmte Richtung, gibt sich aber gleichzeitig so extrem neutral, freundlich-liberal und rein wissenschaftsbasiert. Das passt aber irgendwie nicht so recht zusammen.
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>Abschlusssatz: Ich finde Böhmi persönlich eher unsympathisch. Und dass er teilweise die gleichen Methoden anwendet wie die, die er an den Pranger stellt, finde ich durchaus problematisch. Auch und gerade, weil er ja selbst behauptet, das sei quasi ein Stilmittel und nicht akzeptieren will, dass man sich manchmal vielleicht tatsächlich besser nicht auf bestimmte Ebenen runterlässt, wenn die Kritik selbst nicht angreifbar werden soll.
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Mein Problem mit Böhmermann ist das er hier ein eigentlich wichtiges Thema durch vermeintliche Satire lächerlich macht und damit einen wirklich notwendigen und sachlichen, öffentlichen Diskurs sabotiert. Wer nicht meiner Meinung ist ist Arschloch, Nazi, Scheißhaufen und doof sowieso. Wie soll denn nach so einer völlig dümmlichen Schubladeneinteilung überhaupt noch eine sachliche Debatte stattfinden.

>Aber an dem Beitrag habe ich jetzt nix gefunden, das eine teilweise dermaßen heftige Reaktion rechtfertigen würde. Bzw. muss man davon ausgehen, dass die Kritiker des Beitrags dann selbst zu einem bestimmten Lager gehören (und heutzutage läuft ja alles über Lager ab. ;-))


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