Thema:
Re:Letzte Generation... flat
Autor: Telemesse
Datum:11.11.22 23:18
Antwort auf:Re:Letzte Generation... von Beauregard

>>Man muss aber auch einfach mal Realitäten zur Kenntnis nehmen. Nennenswerte Einsparungen durch grundlegende Verhaltensänderungen kann man sich wünschen, ist doch aber absolut nichts worauf man sich verlassen darf und auch nicht was kurzfristig eine relevante Rolle spielen wird.
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>>Nun ja, hier stellt sich wiederum die Frage, ab wann eine Einsparung „nennenswert“ wäre.
>>In privaten Hauhalten finde ich den jetzigen Ansatz gar nicht schlecht. Grundversorgung muss bezahlbar gewährleistet sein, ab einem bestimmten Kilowattstundenbereich wirds halt richtig teuer.
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>>Und wer legt das fest und nach welchen Kriterien? Ist die Oma die bei 20 Grad in der Wohnung friert eine Energieverschwenderin weil sie 24 Grad braucht um sich wohl zu fühlen (Kommt bei älteren Menschen sehr häufig vor). Was ist mit der 3Zi. 80qm Wohnung. Wohnt da einer allein drin oder eine 3 köpfige Familie. Was dürfen die verbrauchen? Wer entscheidet wann sich jemand wohl zu fühlen hat? Kriegen die Besserverdiener im Modernen Einfamilienhaus mit Top Wärmedämmung auch noch günstigere Energiekosten als die Normalo Familie im Einfamilienhaus aus den 70ern, die aber das Geld nich haben für aufwendige energetische Modernisierungen? Je mehr man darüber nachdenkt umso schneller kommt man zu der Erkenntnis das da einfach viel zu viele Parameter mit reinspielen so das es nahezu unmöglich ist eine faire und auch praktikable Regelung zu finden.
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>Du wirst immer Nachteile, Widerstände und Probleme finden. Es gibt keine Veränderung ohne Nachteile für irgendjemanden. CO2-Grundbedarf pro Kopf festlegen, Strom je nach Ressource miteinrechnen o.ä. Ja, da würde es Härtefälle geben. Aber die kommen eh auf uns zu.
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Das Resultat wäre doch: Die Armen und Geringverdiener müssten frieren und den Gut Betuchten wäre es am Ende völlig egal bzw. statten die ihre Hütten mit modernster, ökologischer Technik aus, haben es weiterhin gemütlich, zeigen dabei mit dem Zeigefinger auf die, die sich den Lebensstandard nicht leisten können und fühlen sich dabei moralisch noch ganz groß. Das halte ich für das soziale Miteinander für Fatal. Eine warme Wohnung, nach persönlichen Vorlieben halte ich für eine essentiele Basissache, die jedem zusteht und die den Staat einen Scheiss angeht. Ich finde es völlig anmaßend und unverschämt z.b. älteren Leuten vorschreiben zu wollen das die in ihrem Wohnzimmer nicht mehr als 20 Grad Haben sollen und ihnen höhere Temperaturen durch hohe Kosten verweheren zu wollen, die sie sich mit ihren jämmerlichen Renten nach 45 Jahren Arbeit evtl. nicht leisten können.

>>Letztlich haben wir meiner Meinung nach in den letzten Jahrzehnten über unseren Verhältnissen gelebt, Energie war zu günstig in Relation zum „Gesamtpreis“. Allein dass die Kernkraft solange auf Hochtouren gelaufen ist, ohne dass wir eine Endlagerlösung hatten, bringt mich zum Kopfschütteln. Aber das ist ein eigenes Thema.
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>>Im internationalen Vergleich der Industrienationen waren die Energiekosten in Deutschland nie billig. Im industriellen Bereich sind dazu die Energiekosten ein essentieller Faktor der Wettbewerbsfähigkeit und der Standortwahl. Hohe Energiekosten führen letztendlich nur dazu das energieintensive Branchen (Chemie, Baustoffe, Stahl/Alu etc.) Produktion ins Ausland verlagern wo die Energie günstiger und die Energieproduktion i.d.R. deutlich dreckiger ist. D.h. hohe Energiepreise hier bringen global gesehen nichts für das Klima sondern verschlechtern die Gesamtbetrachtung eher.
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>Deswegen meinte ich ja, dass alles miteingerechnet werden muss. Transportkosten, etc gehören dazu. Und natürlich müssen andere Länder mitziehen, da sehe ich auch ein großes Hindernis.
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>>Und jetzt kommt energiepreistechnisch halt das große Erwachen, zugegeben beschleunigt durch den Russland/Ukraine-Krieg. Leider habe ich das Gefühl, dass ein großer Teil der Gesellschaft nicht bereit ist, die wirklichen Kosten zu tragen. Eben weil es bisher so günstig war. Erschwerend kommt imo hinzu, dass wir durch das Anwachsen des Niedriglohnsektors den unwilligen politischen Kräften eine relativ einfache Argumentation liefern, warum Energie insgesamt „günstig“ sein muss. Dass hier argumentativ Symptombekämpfung vorliegt, anstatt die wahren Ursachen anzugehen, kann man nur schwerlich abstreiten.
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>>Dieses vage Gerede von „den wahren Ursachen“ ist doch Käse. Was sind denn „die wahren Ursachen“. Das ist doch nicht das Verhalten der Privatleute. Glaubst du wirklich die Weltrettung hängt davon ab ob jetzt einer 20 oder 22 Grad in der Bude haben möchte oder ob der täglich oder nur einmal die Woche duscht ?
>>Die großen Faktoren sind gewerblicher und industrieller Energieverbrauch sowie Wärmebedarf im Gebäudebestand. Da kommt es aber nicht auf ein oder zwei Grad Raumtemperatur an sondern vielmehr auf die Art der Wärmeerzeugung und den generellen, energetischen Zustand der Gebäude.
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>Natürlich gehören die Privathaushalte dazu, zwar nur mit ca. 25%, aber immerhin. Ich habe nirgends geschrieben, dass damit die Welt gerettet wird. Aber wenn jeder Haushalt 20% einsparen würde, hätten wir immerhin 5% im Ganzen gewonnen. Dass die Industrie mit rund 75% Gesamtanteil ihren Beitrag leisten muss, ist ja klar. Manche energieintensiven Industriezweige werden auch schrumpfen, da brauchen wir nicht drumrumreden. Das passiert ja jetzt schon…natürlich mit enormen Nachteilen für die ArbeitnehmerInnen.
>Ich glaube, wir kommen da auf keinen Nenner. Lass uns einfach mal schauen, wie es energiepolitisch weitergeht.
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>>Lange Rede, kurzer Sinn: Alle könnten theoretisch sparen, was über den Preis oder auch andere Maßnahmen auch zum Teil steuerbar wäre, aber die gesellschaftliche und politische Bereitschaft fehlt in letzter Konsequenz.  Dass dann ein Teil derjeniger, die sich sehr um unser Klima sorgen, auf die Straße gehen, kann ich nachvollziehen. Wobei ich tatsächlich noch keine abschließende Meinung zu der Form des Protests habe…


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