Thema:
Gefühlt funktioniert die Paywall flat
Autor: Rocco
Datum:10.11.22 08:56
Antwort auf:Elon Musk kauft Twitter von Kilian

In meiner Timeline sind fast alle US-Accounts mittlerweile mit Haken ausgestattet Ich spekuliere auf einen Domino-Effekt, so dass sich damit diese faktische Twitter-Paywall - bei allem inneren Widerstand für Twitter etwas zu bezahlen - in westlichen Ländern durchsetzen könnte. Nächste Woche soll die Paywall in andere Länder ausgerollt werden, dann wird man sehen ob das nur ein enthusiastischer Anfang war und schnell wieder verebbt oder eben nicht. Twitter wird auch mit Sicherheit bald entsprechende Zahlen liefern.

Was imho jedenfalls funktioniert ist, dass man zu den nicht-prominenten "verifizierten" Accounts eine andere mentale Einstellung gegenüber aufbaut als zu den nicht-Verifizierten. Nach dem Motto. "Derjenige bezahlt $8, also wird er sich zumindest an die Community-Regeln halten". Das ist schon ein Unterschied zu vorher, wo dieses "Vertrauen" prinzipiell nur Accounts gegenüber aufgebaut wurde, deren Haltung man durch deren Exposure anderswo bereits kannte (Prominente, Reiche oder Leuten aus seiner Bubble/Interessen).

Die Twitter-Paywall löst nicht das Problem, dass Leute haarsträubenden Mist posten, aber sie könnte sicherstellen, dass keine Spass-Accounts für Fake/Hate in großer Zahl angelegt werden. Ich glaube auch, dass sich zahlende User weniger dazu hinreissen lassen, in Beleidigungen und Hate einzusteigen, wie man unter fast jeden politischen Artikel sehen kann (sowas wie "die Dicke von den Grünen sollte man direkt schlachten"). Die nicht-verifizierten Accounts bekommen indes sowieso keine technische Sichtarbeit, ihre Ergüsse zu verbreiten.

Genau das wurde im Townhall-Meeting auf Twitter Spaces gestern auch dargelegt und es imho auch krass, wie schnell die Teams messbare Verbesserungen implementieren. Ich empfehle da erneut, [https://twitter.com/yoyoel] zu folgen. Sehr interessante Insides zur automatisierten Bot/Hate-Speech-Bekämpfung. Es wurde nochmals klar gemacht, wie unattraktiv Twitter für Bot-Betreiber und Hate Speech-Kampagnen werden wird, wenn für das Setup pro Account mindestens $8 fällig werden und diese Accounts in Gefahr laufen, innerhalb kurzer Zeit die Sichtbarkeit genommen zu werden.

Hier werden jetzt nicht mehr mal eben 300 Accounts angelegt, um das "N-Word" trenden zu lassen, weil es schlicht auf Dauer zu teuer wäre. Ohne Verifizierung wird der Schwachsinn wiederum nicht an andere verifizierten Accounts "exposed", so dass der zahlende User von dem Unsinn ohnehin bis zur unweigerlichen Sperrung nichts mitbekommt.

Bei allem Hass gegenüber Elon, bei all dem Dilettantismus, wie diese Übernahme ablief und bei all dem Unsinn, den Musk teilweise von sich gibt, sehe ich hier starke zukünftige Verbesserungen für die Plattform Twitter.

Was Elon Musk unbedingt braucht:

- einen CEO für Twitter, der was vom Werbegeschäft versteht (nächstes Jahr?)
- Generell ein richtiges PR-Team, das in seinem Namen postet ODER irgendein Berater der ihn klar macht, was er als Twitter Chef mit 100+ Millionen Followern in welcher Weise in die Welt posaunen darf und was nicht. Aktuell ist das leider kaum vorstellbar, weil Elon Musk so ist wie er ist. Kommunikation ist nicht seins und er hat auch niemanden an seiner Seite (er ist z.B. unverheiratet), dessen Einwände er ernst nimmt.

Greets
Rocco


< antworten >