Thema:
Re:Der Ablauf ergibt für mich eh keinen Sinn und... flat
Autor: Phil Gates
Datum:03.11.22 12:14
Antwort auf:Der Ablauf ergibt für mich eh keinen Sinn und... von DJS

>>Montag vor einer Woche war ich auf der konfessionslosen Beisetzung meiner Patentante. Sehr persönlich und "schön". War wirklich auch sehr emotional.
>>
>>Letzten Samstag dann auch auf einer katholischen Beisetzung mit Trauergottesdienst gewesen (läuft momentan bei uns...). Meine Fresse, sowas unpersönliches habe ich selten erlebt. Die ganze Zeit wurde gesungen oder gebetet, wo ich mich als Atheist natürlich schön enthalten habe. Gut, wer es mag. Dass es aber in einem Zeitrahmen von einer Stunde nur 5 Minuten gab, die einen persönlichen Bezug zum Beigesetzten hatten, fand ich echt bitter. Vielmehr wurde immer wieder betont, dass wir alle sündigen und nur Gott uns hiervon reinwaschen kann. Das der verstorbene eventuell nicht (nennenswert) gesündigt hatte und ein größtenteils schönes und erfülltes Leben hatte, wurde nur am Rande erwähnt. Die ganze Stimmung empfand ich als sehr negativ. Bei solch einer Veranstaltung Abschied zu nehmen, ist mir echt schwergefallen. Vielleicht sollte man mal mehr das Leben feiern und schöne Erinnerungen aus dieser Zeit teilen, anstatt immer wieder zu betonen wie fehlbar und unrein wir sind, damit das alles schön in den dogmatischen Kontext passt.
>
>auch die Trauer der Familie. Rein theoretisch müssten sich alle freuen, dass der Verstorbene jetzt endlich in einer besseren Welt angekommen ist. Da es niemand tut, bedeutet es für mich, dass sie entweder gar nicht an Gott glauben (legitim, aber warum dann eine katholische Beisetzung?) oder alle höchst egoistisch sind und das Glück des Toten weniger wert ist als das Leben der Trauenden auf der Erde.
>
>Für mich zeigt das Verhalten der Trauernden, dass sie in Wirklichkeit nicht an Gott glauben. Es ist eher so ein "vielleicht ist ja was da, es kann nicht schaden mal in die Kirche zu gehen." Ist ja auch OK, für mich gibt es da aber nur ein ganz oder gar nicht.


Naja. Natürlich ist man traurig, wenn Papa/Mama/Oma/Opa nicht mehr unter uns weilen. Das schließt nicht aus, dass man daran glaubt, sich irgendwann im Himmel wiederzusehen und auch nicht, dass man je nach Krankheitsgeschichte für den Verstorbenen froh ist, dass er nicht mehr leidet. Aber der weltliche Tod bedeutet, dass die Eltern eben für ein paar Jahrzehnte, die man hier auf Erden noch lebt, nicht mehr als Ratgeber zur Verfügung stehen. Ich habe heute noch manchmal feuchte Augen, wenn ich an meine Kindheit und meine Großeltern denke, wie es gerochen hat, wenn man bei der Oma zur Tür reinkam und sie gekocht hat und wie gütig und tröstend sie war. Und Allerheiligen ist bspw. kein stiller Feiertag, es gibt Prozessionen und die Gräber werden bunt geschmückt, danach trifft man sich in der Familie und isst zusammen und erzählt sich Geschichten über die Oma usw. Das heißt, wir Katholiken feiern sehr wohl die Auferstehung unserer Verstorbenen. Nur halt nicht eine Woche, nachdem der Oma das Licht ausgegangen ist.


< antworten >