Thema:
New York City stinkt! flat
Autor: Froschi
Datum:28.10.22 12:12
Antwort auf:Urlaubs-Thread Nr. 7 - All inclusive von Bandit

Bin gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt, acht Tage NYC. Und keine Frage, die Stadt hat echt viel zu bieten, gerade wenn man mit der Achtjährigen unterwegs ist, die zum ersten Mal vor Ort ist: Freiheitsstatue, Ellis Island, Top of the Rocks, Empire Statue Building, NY Public Library, Museum of Natural History, Central Park, Nintendo Store etc. etc. Jeder Tag war vollgepackt mit Erkundungen, Erlebnissen und Abenteuern. Viel geshoppt, gut gegessen - das war schon super.

Auf der anderen Seite:

1.) Die ganze Scheißstadt STINKT! Gott, ist das unerträglich! Eine an manchen Ecken schon widerliche Mischung aus Abgasen, Urin, überall herumstehenden Street Carts - und vor allem Gras. Überall, an jeder Ecke, in jedem Gebäude, stinkt's nach Marihuana. Ist ja grundsätzlich super, dass es mittlerweile legal ist, soll jeder rauchen, wie er möchte. Aber muss das wirklich buchstäblich überall sein? Bevor jetzt einer sagt: "Aber das riecht doch so schön!" - nein, tut's nicht, wenn die Nase wirklich pausenlos damit penetriert wird! Ich hab's sehr schnell zu hassen gelernt! Wir hatten unser Hotelzimmer im 22. Stock, und selbst auf unserem Flur hat's nach der Scheiße gestunken!

2.) Mann, ist das alles teuer! Nicht nur, weil der Dollar für uns gerade sehr, sehr beschissen steht, sondern vor allem, weil selbst die harmlosesten Kleinigkeiten ohne Probleme zweistellige Beträge kosten. Bizarres Beispiel: Wir haben uns im Supermarkt zum Snacken am Obstbuffet bedient, und da zwei kleine Schalen mit Trauben, Melonen und Wassermelonen gefüllt. Zusammen 27 Dollar. Ein Frühstück beim IHOP für drei Personen: 70 Dollar. Abendbrot beim Olive Garden oder Applebees: Niemals weniger als 80 Dollar, meist eher in Richtung 100 Dollar (plus 20% Trinkgeld, das darf man nie vergessen). Und das waren immer nur normale Portionen, ohne Vorspeisen oder Dessert. Gerade Manhattan ist völlig bescheuert, was die Lebensmittelpreise angeht.

3.) Es ist alles so furchtbar künstlich! Da meine ich noch nicht mal den Schachbrett-Aufbau der Stadt an sich, das ist ja typisch für die Amis. Nein, ich rede vor allem von Dingen wie dem Central Park, den New Yorker ja so gerne als die große Oase der Freiheit im Herzen der Stadt sehen. Nichts daran ist auch nur ansatzweise natürlich, gar nichts. Steine, Bäume, Seen, alles wirkt wie direkt vom Reißbrett gecopypasted, jedes einzelne Blatt muss amtlich genehmigt sein. Grauenhaft.

Und dann die Spielplätze - heilige Scheiße, sowas habe ich noch nie gesehen! Supertochter wollte diverse Spielplätze ausprobieren, also haben wir uns nach den Yelp-Reviews gerichtet und da die besten besucht. Da gab es zum Beispiel Sachen wie den "Adventure Playground" im Central Park an der 5th, der sehr viele extrem gute Bewertungen hatte, mit begeisterten Reviews, perfekt für Kinder. Wir stehen da und können es nicht glauben: das ist eine Betonwüste! Da gibt's ein verwobenes Klettergerüst sowie eine Rutsche in zwei Meter Höhe, die an einer Steinpyramide beginnt. Alles besteht aus Stein! Der ganze Spielplatz ist durchzogen von einer Art Schützengraben aus Stein, der Boden ist aus Stein, was zum Henker ist das für eine Scheiße? Wo sind die Sandkästen, wo sind die Wippen, wo sind die Kletterobjekte? Schaukeln gibt es, allerdings ausschließlich für Babies - die ihre eigenen Spielplätze haben, deutlich (und mit Zäunen) von den Arealen für die Großen getrennt. Und das soll das beste sein, was die Stadt zu bieten hat? Ey, die armen Kinder.

4.) Die Menschen. Jeder ist beschissen drauf, jeder will irgendwas von dir, du wirst alle drei Meter von irgendjemandem angesprochen, angehalten, dir wird irgendwas in die Hand gedrückt, ich hasse diese Scheiße! Ich habe spätestens am zweiten Tag mein Resting Mass Murderer Face aufgesetzt, weil ich nicht das geringste Interesse daran hatte, weiter belästigt zu werden. Überall sind Autos, pausenloses Gehupe und Motorengejaule, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das Schlimmste ist der Times Square. Tochter möchte ein Foto zusammen mit Minnie Mouse? 10$ bitte! Wenn du das ablehnst, wirst du sofort angemault. Überall Menschen, überall Selbstdarsteller, überall dieselben Posen für Selfies. Und selbst in den teureren Vierteln liegt die Differenz zwischen sehr reich und sehr arm buchstäblich auf der Straße.

Gerade in amerikanischen Serien bekommt man den Spruch "Greatest City on Earth!" sehr oft zu hören, wenn es um New York City geht. Und dazu kann ich nur feststellen, dass Personen, die sowas sagen, nachweislich noch niemals eine andere Stadt als NYC zu sehen bekommen haben. Als ich zum ersten Mal da war, war ich noch überwältigt von allem, von der Größe, den Gebäuden, den vielen Dingen, die man nur da zu sehen bekommt. Aber wenn man sich ein bisschen Zeit lässt, die relevanten Attraktionen abgehakt hat und hinter die Oberflächlichkeit schaut, stellt man fest, dass da nichts als Abgründe warten.

Ich möchte da wirklich nie wieder hin. Furchtbare Stadt, einfach nur furchtbar. Da zu wohnen befindet sich mittlerweile in den Top 3 meiner schlimmsten Albträume.


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