Thema:
Worry Burnout flat
Autor: Telemesse
Datum:25.10.22 08:39
Antwort auf:Russland, Putin und wir Ostdeutschen von peppi

Hab hier mal einen Artikel gefunden der es imo sehr gut trifft:
[https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/worry-burnout-wenn-sorgen-krank-machen,TKpo4A0?fbclid=IwAR1IpHaiJo55YMeHA8qjwWG1Ct2yj8qwbt6DnJcZVjYBqlSBHJSWk2D-I8A]

„Klimawandel, Corona, Krieg, Inflation - und dann? Ängste und Zukunftssorgen sind zum gesellschaftlichen Dauerzustand geworden. Kraftlosigkeit, Motivationsverlust und ein Gefühl von Sinnlosigkeit: Die zahlreichen schlechten Nachrichten zu Krieg, Inflation, Corona und Klimawandel belasten die Psyche vieler Menschen. Ein chronischer Erschöpfungszustand, weil sich unser Gehirn in permanenter Alarmbereitschaft befindet. Betroffene verlieren oft die Lebensfreude, leiden unter Motivationsverlust im Alltag und vieles im Leben erscheint ihnen sinnlos. Angetrieben wird dies oft von dem Gefühl, den Umständen gar hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Auch überdurchschnittlich häufige Wut- und Ärgernisanfälle können als Hinweise auf eine Überlastung durch Dauersorge gedeutet werden.“

Das ist ein Phänomen das natürlich auf Ost und West zutrifft. Im Osten ist dies imo aber noch ausgeprägter da noch einige Faktoren hinzukommen. Z.b. sind die Reallöhne im Osten immer noch ca. 22% niedriger als im Westen und die Vermögensrate sogar nur etwa halb so hoch. Dazu kommt noch das die Arbeitsplatzsituation im Osten merklich prekärer ist und in einigen Regionen (Lausitz) ganze Branchen auf der Kippe stehen. Die Menschen haben also alle absolut reale Existenzsorgen, die eben ungleich größer sind als im Westen.
Und hier kommt nun eine verklärte Erinnerung auf die DDR zurück. Es liegt nun mal in der Natur des Menschen negative Erinnerungen zu verdrängen und positive Dinge hervorzustellen. Es bleibt also ein Rückblick auf eine Zeit in der sicher vieles Scheisse war, eines gab es aber einfach nicht: Existenzsorgen. Jeder hatte Arbeit, Wohnung und Energie waren billig. Kinderbetreuung und Schulen waren gut organisiert und der Alltag war geregelt und strukturiert. Diese Erinnerung trifft jetzt eben auf eine Gegenwart mit düsteren Aussichten wohin man schaut. Daraus resultiert dann, imo nachvollziehbar, eine Zukunftsangst die sich in Wut und dem Wunsch nach einfachen Erklärungen und Lösungen kanalisiert. Das da die Extreme von profitieren ist für mich daher eine Konsequenz der Umstände. Wenn dazu noch wahrgenommen wird das offenbar Genderdebatten, ideologische Grabenkämpfe über Geschlechtsidentitäten und parteipolitische Vorlieben bei der Energiepolitik (AKWs) im öffentlichen Diskurs gefühlt deutlich intensiver behandelt werden als die realen Probleme der Menschen stirbt irgendwann der Glaube an pragmatische und lösungsorienrierte Politik der Regierenden. Das Ergebnis sind dann im harmlosesten Fall Politikverdrossene Nichtwähler, zunehmend aber eben AFD Unterstützer und Putinversteher, die sich insgeheim auch nach einer starken Führungspersönlichkeit sehnen, der ihnen einen Ausweg aus dem Dilemma bietet.


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