Thema:
Re:China wird Taiwan überfallen (Kommentar) flat
Autor: Hattori Hanzo
Datum:17.10.22 12:34
Antwort auf:Re:China wird Taiwan überfallen (Kommentar) von chifan

>>>>Ja, komplett ausschließen kann man das nicht, wahrscheinlich ist's dennoch nicht.
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>>>Das ist genau das Mindset, auf das der Text abzielt. Jeder hat das Thema Taiwan auf dem Radar, kommt ja häufig genug in den Medien. An eine militärische Eskalation glaubt trotzdem niemand ersthaft, weil es aus unserer Sicht für China keinen Sinn ergibt, überhaupt angesichts der westlichen Reaktion auf Russlands Ukraine-Krieg. Das muss doch abschreckend wirken, oder? Naja, nicht unbedingt. Es ist der klassische Fehler, das Thema rein aus unserer Perspektive zu sehen, nicht aus der chinesischen. Ein weiterer Krieg käme uns sehr ungelegen, daher verdrängen wir das. Es läuft aber bereits ein Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA/(dem Westen?). Siehe auch Bidens Verbot für US-Bürger in der chinesischen Chip-Industrie zu arbeiten, wie unten diskutiert. Der Westen sieht China schon lange nicht mehr als Partner, sondern als Gegner. Und nein, das liegt nicht an chinesischen Menschenrechtsverletzungen an Minderheiten oder weil China keine Demokratie ist. Mit anderen Diktaturen haben wir auch null Berührungsängste. China wird zu mächtig und soll ausgebremst werden. Derzeit wirtschaftlich, mittelfristig notfalls auch militärisch. Früher oder später knallt's, das ist leider die wahrscheinlichere Prognose.
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>>Doch, dass China keine Demokratie ist, dass es Menschenrechtsverletzungen gibt, das sind auch Gründe, warum China nicht mehr als Partner, sondern als Rivale gesehen wird. Warum wird mit China anders umgegangen, als mit anderen Diktaturen? Na weil es eben in der Liga der Großmächte mitspielen will und auf Grund der Größe (auch wirtschaftlich) einfach einen großen Einfluss hat. Auf ganz großer Bühne sind Demokratien doch die verlässlicheren Partner, Diktaturen eher Gegner.
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>Mhmm, siehst du das nicht als vorgeschobenen Grund? Für mich spielt das Einparteiensystem Chinas doch eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr geht's doch vor allem den USA um die Sicherung ihrer eigenen wirtschaftlichen und technologischen Vormachstellung und um ihre Einflussnahme in der Region. Denn mal von der EU als Ganzes abgesehen gibt's größentechnisch auch nicht viel, was als Konkurrent in Frage kommen würde. Von daher sehe ich da auch seitens der USA keinerlei Interesse daran, dass es in der Region ruhig bleibt und denke, dass eine Entwicklung hin zu einem demokratischen Staat eher nicht in ihrem Interesse sein würde. Vor allem die Einflussnahme auf die Wirtschaft in Taiwan und Südkorea (siehe Embargos) ist ja schon ziemlich fragwürdig. Ich hoffe wir in der EU, lassen uns da nicht für die Wahrung von US-Interessen einspannen und gehen unseren eigenen Weg.
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>Unabhängig davon ändert es aber nichts daran, dass China seit 2012 einen Weg beschreitet, der mir in vielen Aspekten überhaupt nicht gefällt. Bis 2012 hatte man ja eine ziemlich gute Entwicklung hingelegt, bei der die Partei immer weiter in den Hintergrund getreten ist und die im Leben letztlich auch immer weniger Platz eingenommen hat. Erst unter dem relativ schnell installierten Xi hat es dann eine rückwärtsgerichtete Entwicklung gegeben, in der auch die Partei wieder eine deutlich größere Rolle spielt und versucht Einfluss auf das Leben der Menschen zu nehmen. Das zeigte sich dann ja auch in der zunehmenden Zensur oder einer größer werdenden Abschottung nach außen hin.
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>Zumindest ist Xi auch auf Grund seiner Null-Covid Strategie innenpolitisch alles andere als unumstritten. Aus dem Grund ärgern mich dann solche Dinge wie der Besuch von Pelosi oder die fragwürdigen Embargos, weil Xi dann mit seinen erwartbaren Reaktionen wieder außenpolitisch glänzen kann und die innenpolitischen Probleme in den Hintergrund treten. Aber wie gesagt, hätte die USA IMO auch keinerlei Interesse an einem Macht-/Systemwechsel in China (s.o.).
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>>>>Xi hat ja selbst gestern auf dem Parteitag noch gesagt: friedlich ist das Ziel, zur Not aber auch mit Gewalt.
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>>>Dass sich Taiwan freiwillig und friedlich China eingliedert, können wir denke ich ausschließen. Was bleibt dann noch?
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>>Die Zeit. Taiwan ist eine immer gefestigtere Demokratie mit einem höheren Lebensstandart als in China. Und auch China weiß, dass ein militärischer Angriff so viele Nachteile mit sich bringen würde, dass die Stabilität in China dadurch gefährdet werden kann. Und Stabilität ist oberste Priorität. Hier gibt es durch Xi und seine Rethorik des "Taiwan zurückholen" natürlich einen Grundsatzkonflikt in der Politik Chinas.
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>>Der Status Quo ist immer noch für alle der einfachste Weg.
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>Ja, definitiv. Weder China noch Taiwan haben eigentlich ein Interesse am Status Quo zu rütteln. Zeigt sich ja auch bei Umfragen in Taiwan:
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>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1269803/umfrage/umfrage-in-taiwan-zum-anschluss-an-festland-china/]



Kommt bei uns ja selten vor, aber stimme dir in so ziemlich allen Punkten zu ^^


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