Thema:
Re:Lieferzeiten für den Rest der Welt? flat
Autor: Telemesse
Datum:11.10.22 19:20
Antwort auf:Lieferzeiten für den Rest der Welt? von Cerberus

>>Und es erscheint mir schon sehr lächerlich zu behaupten man könne in Deutschland keine Brennstäbe ranschaffen während der Rest der Welt damit scheinbar keinerlei Probleme hat.
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>Hast du für den Rest der Welt bitte eine Quelle? Das ist mir leider neu, mein Stand sind monatelange Lieferfristen und Wegfall von Russland als Lieferant: [https://www.deutschlandfunk.de/kernenergie-atomkraft-reaktoren-deutschland-energiesicherheit-drosselung-russland-gas-100.html]
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>>Aber ich wette da gibt es genügend, von den Grünen engagierte Experten die das Gegenteil behaupten und fest davon überzeugt sind das uns hier der atomare Supergau unmittelbar bevor steht.l
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>Magst du da Mal bitte nachsehen, wer das so behauptet, hab da im Internet spontan nix zu gefunden.
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>Im oberen Link steht auch, dass die Grünen da geteilter Meinung zu sein scheinen: "Von den Grünen gibt es inzwischen keine definitive Absage mehr. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) schließt etwa einen kurzfristigen Weiterbetrieb des bayerischen Atomkraftwerks Isar 2 nicht aus. Sie sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, sollte der laufende Stresstest zur Energiesicherheit ergeben, „dass Bayern tatsächlich ein ernsthaftes Strom- bzw. Netzproblem haben könnte, dann werden wir diese Situation und die dann bestehenden Optionen bewerten“. Eine Laufzeitverlängerung hatte Grünen-Chefin Ricarda Lang wenige Tage zuvor kategorisch ausgeschlossen. Der frühere Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sprach sich auch gegen einen Streckbetrieb aus. Auch für einen solchen müsste zunächst das „Atomgesetz“ geändert werden. Eine Neupositionierung der Grünen in dieser Frage bedürfe eines Parteitagsbeschlusses, sagte Trittin dem „Tagesspiegel“."
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>Gesendet mit M! v.2.7.0


In dem von dir verlinkten Artikel steht z.b. folgendes:
„ Um die drei noch aktiven deutschen Atomkraftwerke über das Frühjahr 2023 hinaus zu nutzen, seien keine hohen Investitionen notwendig, sagte Ralf Güldner vom Verband Kerntechnik Deutschland im Dlf. Die AKW liefen bis zum letzten Betriebstag am 31. Dezember 2022 auf höchstem Sicherheitsniveau. Allerdings müssten für eine Laufzeitverlängerung neue Brennstäbe beschafft werden. Die Beschaffungszeit liege unter den aktuellen Bedingungen der Lieferketten bei 15 bis 18 Monaten, man könne sie also bis zum Winter 23/24 beschaffen, sagte Güldner.“

D.h. es wäre ohne weiteres möglich gewesen die AKWs im Streckbetrieb über den Winter 22/23 laufen zu lassen und für den Winter 23/24 neue Brennstäbe einsatzbereit zu haben. Damit hätte man sich relativ einfach etwas mehr Versorgungssicherheit und Zeit erkauft um Alternativen auf den Weg zu bringen. Das dies zusätzlich noch eine preisdämpfenden Effekt auf die Energiepreise haben würde erscheint mir auch ziemlich plausibel. Es ist allerdings so, das man irgendwann auch mal zu Potte kommen und bestellen muss, wenn man etwas mit längerer Lieferzeit haben möchte. Und gerade dies wird seit Monaten aktiv verhindert. Das ganze ist also kein technisches und auch kein Beschaffungsproblem sondern eines das rein am politischen Willen der Entscheidungsträger hängt.

Und die Frage um die es hier geht ist ja keine Grundsatzfrage pro oder kontra zur zukünftigen Atomnutzung sondern die simple Entscheidung über das temporäre aktivieren einer vorhandenen Möglichkeit ohne das daraus jetzt irgendwelche nennenswerten Risiken entstünden die nicht ohnehin schon vorhanden sind.
Die einzige realistische Alternative hierzu ist die temporäre massive Erhöhung der Kohle-, Öl- oder Gasverfeuerung. Die Erneuerbaren können diese Lücke in den nächsten 2-3 Jahren nicht schließen und Gasverstromung sollte aus bekannten Gründen auch kein gute Idee sein. Es bleiben also nur noch Kohle und Öl mit den daraus resultierenden deutlich erhöhten Co2 Ausstößen. Bereits in 2022 werden wir etwa die doppelte Menge Kohle verfeuern als in 2021.


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