Thema:
Pfui: Freeloader flat
Autor: Phil Gates
Datum:22.09.22 19:25
Antwort auf:Hui oder Pfui #XCIX von Cerberus

Vor 2-3 Wochen hat mich die General Counsel eines kanadischen IT-Unternehmens mit Dependancen in aller Welt und einem deutlich dreistelligen Millionenumsatz gebeten, unsere Gebührentabelle mitzuteilen und ein bißchen was über die Kanzlei zu erzählen. Hab ich natürlich gemacht.

Dienstag Abend um 23 Uhr eine Mail einer Legal Counsel des Unternehmens: Ganz dringend, bitte bis Mittwoch COB ein umfangreiches MSA überarbeiten nach deutschem Recht, Formalitäten klären wir später. Ich gestern morgen ein paar andere Sachen verschoben und den Vertrag auf deutsches Recht angepasst. 14 Uhr schicke ich den überarbeiteten Vertrag und die Mandatsvereinbarung raus. Wenige Minuten später erhalte ich eine Mail von einem mir bis dato unbekannten Senior Legal Counsel: Bitte noch nicht anfangen, Budget ist noch nicht approved (lächerliche 1.500 Euro). War aber zu spät, ich hatte ja schon morgens unserer Zeit angefangen, dass die erst mittags unserer Zeit wieder aufstehen, ist halt so. Zwei Stunden später die Nachricht: Da Du Dich nicht an unsere Vorgaben gehalten hast, werden wir keine Rechnungen akzeptieren und die Zusammenarbeit beenden.

Ich habe mit einigen Kollegen gesprochen. Sowas ist wohl neuerdings eine Masche. Also, uffbasse, auch als Dienstleister niemals in Vorleistung treten. Das Meme, dass Kanadier keine Arschgeigen sein können, ist damit jedenfalls widerlegt.

Wegen 1.500 Euro in Kanada zu klagen ist wirtschaftlich natürlich Blödsinn und genau darauf spekulieren die Fraggles offensichtlich. Aber wenn ich irgendwo auch nur Fragmente der von mir entworfenen Klauseln in Vertragsmaterialien dieser Lutscher sehe, sorge ich dafür, dass die betreffenden Legal Counsels sehr bald alle keine Zulassung mehr haben.

So. Jetzt geht es mir besser.


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