Thema:
Re:"Gas- und Strompreis fallen – hat sich Putin verzockt?" flat
Autor: ChRoM
Datum:07.09.22 09:25
Antwort auf:Re:"Gas- und Strompreis fallen – hat sich Putin verzockt?" von _bla_

>Langfristig ist aber kaum etwas so schlimm, wie als unzuverlässiger Lieferant zu gelten. Selbst wenn es einen Lockerung der Sanktionen und eine Entspannung des Konflikts gibt, wird Russland vermutlich künftig Gas nur noch mit sehr starken Abschlägen verkaufen können. Vermutlich werden die Käufer von russischem Gas sich künftig immer mit Optionen auf LNG eindecken, um auf jeden Fall liefern zu können. Es wird dann vermutlich viel LNG auf dem Markt geben, welches per Option nach Europa verkauft ist und dann von armen Entwicklungsländern gekauft wird, die damit rechnen müssen, das es ihnen wegfällt, falls Russland mal wieder entscheidet einen Krieg zu führen.

Die (Wirtschafts)welt insgesamt ist unsicherer geworden. Man muss künftig immer damit rechnen,  dass ein Lieferant ausfällt, weil er von EU und/oder USA mit Sanktionen belegt wird. China wäre z.B. der nächste solche Kandidat (da haben die USA unter Trump den Wirtschaftskrieg auch ganz ohne vorangegangene Militäraktion begonnen btw). Das Prinzip der drohenden Lieferausfälle gilt nicht nur bei Gas, sondern bei so ziemlich allen Rohstoffen, Komponenten und Endprodukten. Diese künftig notwendige zusätzliche Redundanz in den Lieferketten wird noch ein zusätzlicher Inflationstreiber. Was die Zuverlässigkeit Russlands als Gaslieferant angeht: Russland liefert zuverlässig an die Länder, die nicht gerade einen (Wirtschafts)krieg gegen Russland führen. Wenn die EU ernsthaft geglaubt hat, wir könnten die Ukraine militärisch unterstützen und Russland mit Sanktionen belegen und Russland wird weiter Gas im vereinbarten Umfang liefern, dann haben wir uns noch schlimmer verzockt als Putin.


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