| Re:"Gas- und Strompreis fallen – hat sich Putin verzockt?" |  |
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>Die Frage ist auch, inwieweit die Märkte den Totalausfall der russischen Gaslieferungen nicht eh schon eingepreist haben. Laut obigem Link liegt der Preis aktuell beim Achtfachen wie vor einem Jahr. Vor dem Hintergrund halte ich "Russland hat sich verzockt"-Analysen für erklärungsbedürftig.
Steht doch in der obigen Analyse. Man kann daraus schließen, dass Putin nicht mehr in der Lage ist, über den Gashahn für böse Überraschungen zu sorgen. Weil jeder eh schon auf dem Radar hat, dass Russland jederzeit auf die Idee kommen kann, die Gaslieferungen komplett zu stoppen. Und ja: Natürlich ist diese potenzielle Aussicht schon eingepreist.
Und selbstverständlich ist das dann immer noch unangenehm für die üblichen Abnehmer von russischem Gas. Aber rhetorisch und diplomatisch kann Putin auf diesem Wege halt nicht noch weiter auf die Tube drücken. Das ist nun der Status Quo, man hat sich im Westen damit abgefunden und bereitet sich seit Monaten auf einen kritischen Winter vor und will perspektivisch von russischen Energielieferungen nix mehr wissen.
Und persönlich bleibe ich eh bei meiner Interpretation, dass Putin gar nicht plant, im Winter komplett auf die Einnahmen aus dem Gashandel zu verzichten. Wäre das die Waffe seiner Wahl, würde er für den größtmöglichen Impact im Vorfeld alle in Sicherheit wiegen und sie dann bestenfalls in einer fiesen Kältewelle mit runtergelassenen Hosen erwischen.
Mit seiner aktuellen On-Off-Politik hält er eine gewisse Nervosität im Westen aufrecht und sorgt für ein latentes Durcheinander. Damit gibt er aber auch jede Möglichkeit eines Überraschungseffektes auf. Weshalb ich glaube, dass Nervosität und Durcheinander schon das eigentliche Ziel ist, und eben nicht ein Ende des Gashandels mit dem Westen.
Wetten würde ich darauf freilich nicht, die Vorbereitung auf den Worst Case hat oberste Priorität. Aber ich würde auch nicht aus allen Wolken fallen, wenn das Gas im Winter doch nicht knapp wird.