Thema:
Re:Habeck der Energiestratege flat
Autor: Pezking
Datum:06.09.22 11:30
Antwort auf:Re:Habeck der Energiestratege von Telemesse

>>>Will nun 2 AKWs als Reserve weiterlaufen lassen. Hört sich nach einem echten Masterplan an. Im Falle eines drohenden Blackouts hat man dann sicher noch die Muße sich mehrere Tage mit dem Hochfahren der AKWs zu beschäftigen.
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>>Welcher "drohende Blackout"?
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>>Habeck hat sich festgelegt: Er sieht im Winter keine Stromknappheit auf Deutschland zukommen.
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>>"Habeck selbst ist Bedenken entschieden entgegengetreten, es könne in Deutschland im Winter zu Stromengpässen kommen. "Die Deutsche Energieversorgung ist sicher, wir haben genug Energie und unser Netz ist auch sicher", betonte der Grünen-Politiker im Interview mit den tagesthemen.
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>Habeck kann man in der Beziehung nicht mehr ernst nehmen.


Och, ich kriege das noch ganz gut hin.

>Selbstverständlich haben wir ein massives Versorgungs- und Angebotsproblem. Anders ist es wohl nicht zu erklären das die Preise durch die Decke gehen und die Bürger angehalten werden mit allerlei kuriosen Maßnahmen Strom zu sparen.

Man sollte die Versorgungs- und Angebotsproblematik nicht leichtfertig in einen Topf werfen. Das sind zwei Paar Schuhe.

>>Die Entscheidung, die beiden Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 als Reserve vorzuhalten, sei eine wichtige Absicherung gegen Engpässe. Denn die Szenarien, die die Netzbetreiber in ihrem Stresstest durchgespielt hätten, seien potenzielle Szenarien, die eintreten können - krisenhafte Situationen seien unwahrscheinlich.
>>
>AKWS sind in erster Linie mal Grundlastkraftwerke. Eine Funktion als Reserve Backup ist aus technischer Sicht völliger Schwachsinn, da ein, im Notfall erforderliches, kurzfristiges hochfahren technisch gar nicht möglich ist.
>Darüberhinaus glaube ich auch nicht das die Kraftwerksbetreiber diese ominöse Reserveaufgabe gratis absolvieren. D.h. nicht nur das die Maßnahme völliger Käse ist, sie dürfte auch noch massive Kosten für die Bereitschaft verursachen, die die Strompreise zusätzlich nach oben treibt.
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>>"Wir gehen auf Nummer sicher und das sehr zielgenau", erklärte Habeck die Entscheidung. Wenn die im Stresstest durchgespielten Szenarien nicht einträfen, "dann beenden wir die Laufzeit der AKW wie geplant"."]
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>>[https://www.tagesschau.de/inland/habeck-stresstest-akw-101.html]
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>>An diesen Aussagen wird er sich messen lassen müssen. Kommt es doch zu Engpässen, hat er (verdientermaßen) ein Problem. Aber seine Prognose ist Stand jetzt auch nicht unrealistisch.
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>Da werden die schon Kohle verfeuern bis der Arzt kommt nur um sich hier keine Blöße geben zu müssen. Das gante ist aber eben sowohl ökonomisch als auch ökologisch völlig absurd.
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>>Ich war nie ein großer Freund des Atomausstiegs, bin aber jetzt auch der Meinung, dass man den eingeschlagenen Energieweg in Deutschland auch konsequent zu Ende gehen sollte. Das ist IMO besser als nach Ausreden zu lechzen, um diese Uhr nun doch wieder zurückzudrehen.
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>Der Atomausstieg war eine Kurzschlussentscheidung in Anbetracht hypothetischer Risiken. Aktuell stehen wir vor der größten Energiekrise die Europa jemals gesehen hat. Die Risiken sind aktuell nicht hypothetisch sondern leider höchst real und auch nicht unwahrscheinlich. Hier von Ausreden zu reden grenzt schon an maximale Realitätsverweigerung.
>Um die Preisspirale zu stoppen muss das Angebot deutlich erhöht werden und da ist es eigentlich ein Nobrainer alles ans Netz zu nehmen was Energie liefern kann und das man da im Zweifelssfall AKWs vor Braunkohle den Vorrang geben sollte dürfte ja ebenfalls im höchsten Interesse alle Klimabesorgten sein. Darüber hinaus geht es ja auch um die kurz- und mittelfristige Perspektive und dazu gibt es überhaupt keine Aussagen von Habeck. Wenn die Energiepreise nächstes Jahr nicht wieder deutlich sinken kollabiert hier der Industriestandort und dann dürften ideologische Sorgen unser geringstes Problem sein.


Das ist richtig, aber AKWs sind hier nun mal nicht die einzige Lösung. Und perspektivisch ist eine Beschleunigung der Energiewende der beste Weg, um dauerhaft nicht mehr in solche Abhängigkeiten zu geraten, die uns jetzt gerade das Genick brechen. Da muss man halt nur mal endlich Vollgas geben.

Ja, der Atomausstieg war eine Kurzschlussentscheidung, da stimme ich Dir zu. Aber hätte man den Ausstieg nicht über so viele Jahre im Schlafwagentempo vorangebracht und bei der Umsetzung der Energiewende so eine Engelsgeduld an den Tag gelegt, könnten wir jetzt ebenfalls bereits an einem Punkt angelangt sein, an dem uns Russland mit seinem Scheißgas mal den Buckel runterrutschen kann. Auch ohne AKWs.

Ich habe nicht viel gegen Atomkraft, von mir aus können sie den ganzen Bums wieder einschalten. Aber ich halte sie auch keineswegs für den einzigen Weg aus der Krise und ich will einfach nur, dass man jetzt in Sachen Energie irgendeinen Weg konsequent bis zum Ende verfolgt, und das bitte dalli. Und vorzugsweise optimiert für den Kampf gegen den Klimawandel.

Und gleichzeitig habe ich keine Angst vor einem "Blackout" im Winter. Solche Szenarien (keinesfalls minder hypothetisch als die Risiken, mit denen der Atomausstieg begründen wurde!) sollten derzeit nicht primär die Politik bestimmen. Es gibt genug greifbarere Krisen, auf die man gerade tatsächlich zusteuert.


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