Thema:
Re:Pfui an die Presse fürs Aufbauschen und Multiplikation.. flat
Autor: thestraightedge
Datum:02.09.22 20:23
Antwort auf:Re:Pfui an die Presse fürs Aufbauschen und Multiplikation.. von 677220

>Bin überrascht über die differenzierte Meinung, weniger von Dir (da kenne ich das schon), aber allgemein den Tenor im Thread. In den Medien (konkret: Spiegel, Tagesschau, BR) kommt es weniger differenziert, mehr verteidigend, mehr prorussisch gesteuerte Desinformation rüber. Seht ihr das auch so, und wenn ja, was macht ihr daraus? Mich irritiert diese (von mir wahrgenommene) Verteidigungshaltung (anstelle Kritik und Kontrolle oder unaufgeregte Einordnung/ Analyse).

Naja, "Fake" ist hier halt falsch, aber: es ist eine massive Kampagne gefahren worden, weil gefundenes Fressen - und diese Kampagne haben kremlnahe Accounts gestartet.

Sorry, Paywall, aber der gute Shizzle kostet halt Geld:
[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-kampagne-gegen-aussenministerin-von-prorussischen-accounts-gestartet-und-angefeuert-a-de1508b1-731c-4ea1-96da-eb726f0de470]

Nach SPIEGEL-Recherchen war mit dem Video eine russische Desinformationskampagne erfolgreich. Denn der kurze Ausschnitt wurde zuerst von einem kremlnahen Account gepostet – und er ist sinnentstellend zusammengeschnitten.

Außerdem haben Accounts, die dem Kreml nahestehen oder sogar staatlichen russischen Akteuren zuzuordnen sind, die Kampagne durch verkürzte Zitate gestartet und danach immer wieder befeuert, sodass sie in Deutschland verfangen konnte. Das zeigt eine Analyse des »Disinformation Situation Center«, die dem SPIEGEL exklusiv vorliegt. In der Organisation haben sich Nichtregierungsorganisationen aus der EU und der Ukraine zusammengetan, um gegen russische Desinformation vorzugehen.

Das kurze Video kam direkt mit verzerrendem Spin in den sozialen Netzwerken an, etwa mit folgendem Zusatz: »Werde Ukraine an erste Stelle setzen, egal was deutsche Wähler denken«. Dabei hat Baerbock das weder gesagt noch gemeint, die Worte »an erster Stelle« fallen nicht einmal.

Hinzu kam, dass manche Medien die englischen Sätze der Außenministerin falsch übersetzten. Die »Welt« zum Beispiel brachte als erstes deutschsprachiges Medium einen Text dazu. Er war überschrieben mit: »Regierung stehe an Seite der Ukraine, ›egal, was die deutschen Wähler denken‹, sagt Baerbock«. Dabei hatte die Ministerin nur von ihren Wählern gesprochen und nicht allen. Der »Welt«-Text wurde tausendfach geteilt, erst nach ein paar Stunden wurde die Überschrift korrigiert.



und

Etwa vier Stunden nach der ersten Veröffentlichung des Zitats zeigte der Telegramkanal »Russian American Daily« dann das geschnittene Video. Der Kanal gehört zu einer Organisation, die in den USA sitzt und von deren Mitgliedern mehrere bereits vom FBI verhört wurden wegen Spionageverdachts für Russland. Sie postet häufig Propaganda über den Krieg in der Ukraine, es gibt starke Indizien für eine Nähe zum Kreml. Von diesem Account wurde das Video vielfach geteilt – und dann von kleineren, anonymen Accounts auf Deutsch weiterverbreitet.

Die AfD machte es groß

Größere Accounts griffen dies dann schnell auf, etwa AfD-Chefin Weidel. Sie lud das Video sogar mit dem Wasserzeichen des »Russian American Daily«-Kanals auf mehreren Kanälen hoch. Allein auf Weidels Facebook-Profil wurde es 140.000-mal angeklickt, weitere 115.000-mal auf dem offiziellen AfD-Account bei Facebook; auch dort wurde das Video mit dem Wasserzeichen verwendet.


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