Thema:
Re:Ich bin mir nicht sicher wo ich gerade stehe... flat
Autor: Bomber
Datum:12.08.22 11:17
Antwort auf:Ich bin mir nicht sicher wo ich gerade stehe... von Buff bagwell

>Mein Leben besteht aus einer ständigen mich zerfressenen Unzufriedenheit.
>
>Mit 3-4 zogen meine Eltern nach Griechenland zurück, alles war in Ordnung...bis zu dem Zeitpunkt als mein Vater wieder zurück nach Deutschland zog und ich mit Muttern alleine blieben mit meinem 10 Jahre älteren Bruder.
>Er musste aber Geld verdienen, das war dann zumindest eine Erklärung mit der ich leben konnte.
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>Schule war nicht einfach. Probleme mit den Kindern da ich halt eben als Vaterlos durchging.
>Der Abschnitt hat mich wirklich negativ geprägt.
>
>Ich bin jetzt auch nicht der aggressive bzw forsche Mensch, auch wenn ich aussehe wie ein Bär von Mann mit meinen 1,93m und mit ein paar Kilo zu viel damit ich das einfach wegschieben kann, ich wünsche es mir dass ich so wäre, aber ist eben nicht so.
>
>1987 zogen Muttern und ich eben auch wieder nach zu meinem Vater nach Hamburg.
>
>Jetzt hatte ich die Probleme hier, da ich kein Deutsch kannte, was aber relativ schnell abebbte. Ich schätze ich bin wirklich etwas zu sehr zurückhaltend deswegen war ich jetzt nicht beliebteste in der Klasse.
>Konnte damals und heute aber gut damit umgehen. Ich hab das so akzeptiert.
>
>Leider war meine Familie nicht so sehr das was man sich unter typisch griechisch vorstellt.
>Muttern hat sich leider zu sehr auf Vater verlassen, Vater ist noch ruhiger gewesen als ich und deswegen war das Leben relativ "langweilig".
>Kontakte waren relativ spärlich und wir wohnten in einer Ecke Hamburgs die nicht unbedingt durch die Jugend gezeichnet war, ich hatte demnach nur die Konsolen für mich. Deswegen bin ich da so reingeschlittert.
>
>1994 nach Verlassen der Schule mit Hauptschulabschluss hab ich direkt eine Ausbildung als Gas Wasser Sch...Installateur angefangen.
>Da ich noch nie mit Bauarbeitern zu tun hatte und die Sprechart nicht kannte habe ich mir das zu Beginn echt zu Herzen genommen. Irgendwann habe ich garnicht mehr reagiert darauf und war ab da akzeptiert.
>Die theoretische hatte ich beim ersten Mal geschafft, die praktische musste ich nochmal nach einem halben Jahr wiederholen.
>Das war ein Killer,  denn ich hatte relativ früh mitgeteilt bekommen dass ich nicht übernommen werde selbst wenn ich die Ausbildung schaffe.
>Das heisst ein halbes Jahr in einer Firma "arbeiten" wo keiner mit dir rechnet und man nur darauf wartet dass die sechs Monate vorbeigehen.
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>Dann ein Jahr arbeitslos. War nicht ganz so schlimm, ich hab wirklich ausgiebig gezockt,gezockt,gezockt mit einem Kumpel der sich hier im Forum herumtrieb.
>
>Nach diesem verschenkten aber Seelenbalsam hab ich mich dafür entschieden die sechs Monate im griechischen Militär zu verbringen.
>Ab irgendwann im Juli 1999 bis irgendwann im Januar 2000 war ich zuerst auf Syros und dann auf Samos stationiert.
>Zu Beginn, wie das bei allen so ist, eine anstrengende Zeit, zum Ende hin stand ich kurz davor mich fest einzuschreiben.
>Ich hatte meinem Cousin das ganze schmackhaft gemacht der eigentlich nicht wollte, dann sind wir zusammen zu Antragstellung hin und ich bekam kalte Füße...er nicht...einer meiner großen Fehler.
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>Direkt nach dem Militär wieder zurück nach Hamburg.
>Damit ich Einkommen hab, hab ich fürs erste bei einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet.
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>Zuerst für eine Kabelherstellungsfirma, anschließend bei der Münzprügeanstalt wo ich die damals noch unbekannten Euro Münzen in die Rollen eingewickelt hab.
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>Da hab ich dann die Werbung der Hochbahn gesehen wo ich mich gleich beworben habe, eigentlich als U-Bahn Fahrer. Wurde aber dann als Busfahrer eingestellt.
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>2002 habe ich dann die Auszeichnung "Netteste Servicekraft Hanburgs. Mein Gesicht war für eine damalige Kampagne der Firma in Hamburg zu sehen. Ich bekam eine Auszeichnung im Hamburger Rathaus vor den Kameras vom damaligen Finanzsenator Gunnar Uldal.
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>Fünf Jahre war ich da, bis meine Eltern Rente bekommen haben und nach Griechenland nun zurück ziehen wollten.
>Ein Intermezzo mit einer Bekannten führte leider nicht da hin wo ich mir das erträumte, und ich hab  mir den Entschluss gesetzt mit zu ziehen und einen Versuch des Neustarts zu wagen.
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>Das hielt 6 Monate. In der Zeit habe ich erkannt dass es schön ist dort zu leben, aber für jemanden der in Deutschland aufgewachsen ist die Hürden zu groß sind. Vor allem wenn man nicht abenteuerhungrig ist.
>
>Also wieder zurück nach D.
>Dort hatte sich mein bester Kumpel aber endlich seinen ersten Job, für mich hatte er nicht mehr Zeit. Das hat mich echt hart getroffen. Ich hatte zwar schon Freunde aber er war zum damaligen Zeitpunkt mein Bruder den ich aufgrund des Altersunterschieds mit meinem echten Bruder nie hatte.
>
>Zum Glück hatte mir die Hochbahn schon zugesichert dass ich im Falle des zurückkommens sofort wieder eingestellt werden würde.
>Hab dann ein paar Jahre als Busfahrer gearbeitet, hab mich dann immer wieder bei internen Ausschreibungen beworben, hat nie geklappt. Ich muss ehrlich sagen dass ich unvorbereitet zu den jeweiligen Auswahlverfahren gegangen bin.
>
>2014 hat es dann geklappt, ich bin in die Betriebslenkung gekommen.
>Mein Traumjob in der Firma.
>
>2017 hab ich dann meinen gesundheitlichen Rückschlag allererste Güte verpasst bekommen.
>Bis dahin war das Denken ein anderes. Nach der Erkrankung und der Therapie war ich aufgeschmissen. Mein Job war sicher, da hatte ich eine Sorge weniger.
>Aber die Familienplanung war dahin. Zumindest war erstmal nicht daran zu denken.
>Das ist für mich der nächste Nackenschlag. Mein Leben lang hab ich davon geträumt eine Familie zu haben um endlich einen Hafen zu haben wo ich einlaufen kann.
>
>Ziemlich genau ein Jahr war ich weg.
>Zurück sofort wieder auf Arbeit.
>Bei der nächsten Möglichkeit bewarb ich mich in die Leitstelle. Das hat geklappt, da bin ich jetzt seit 2019.
>
>Da will ich in 2-3 Jahren den nächsten Schritt machen und Verkehsleiter werden. Ob das klappt ist nicht sicher, die Luft wird dünn da oben.
>
>Ich habe eine Freundin, haben keine Kinder.
>Ich hab kein Haus wie ich mir auch erträumte.
>....
>Ich bin innerlich irgendwie unzufrieden.
>Vielleicht liest das jemand...


Ich habs gelesen und vielleicht nur mal ein Gedanke, den mein Therapeut mir des öfteren gesagt hat und ich nach 3 Jahren Therapie auch endlich verinnerlicht hatte: "Akzeptiere was du hast, nimm es für dich an"

Das macht zufrieden(er) kann ich dir sagen und v.a. den Kopf frei um wirklich über Ziele nachzudenken. Sozusagen schafft es eine grüne Wiese um Kopf auf der man neu beginnen kann. Vielleicht ist der Wunsch nach dem Haus einfach "nur" ein Kindheitstraum? Und Familie ... ich bin ja auch erst mit 46 Vater geworden, da dies wirklich dann mein Ziel war, Haus und so, war dann auf einmal nicht so wichtig.
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>Gesendet mit M! v.2.7.0


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